Bauchwassersucht (Aszites) – Differentialdiagnosen

Blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90) 

  • Hereditäres (erbliches) Angioödem (engl. hereditary angioedema, HAE; veraltet „hereditäres angioneurotisches Ödem“, HANE) – durch C1-Esterase-Inhibitor (C1-INH)-Mangel (Blutprotein-Mangel); ca. 6 % der Fälle:
    • Typ 1 (85 % der Fälle) – verminderte Aktivität und Konzentration des C1-Inhibitors; autosomal dominant vererbt (Neumutationen ca. 25 % der Fälle)
    • Typ II (15 % der Fälle) – verminderte Aktivität bei normaler bzw. erhöhter Konzentration des C1-Inhibitors; Exprimierung eines abnormalen C1-INH-Gens
    Charakteristisch sind episodische Haut- und Schleimhautschwellungen, die im Gesicht sowie häufig an den Extremitäten und im Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) auftreten können; des Weiteren rezidivierende (wiederkehrende) abdominale Koliken, akuter Aszites (Bauchwassersucht) und Ödeme (Wassereinlagerungen), die bis zu zweimal wöchentlich auftreten und unbehandelt ca. 3-5 Tage lang anhalten.

Blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Hereditäres (vererbtes) Angioödem (engl. hereditary angioedema, HAE; veraltet „hereditäres angioneurotisches Ödem“, HANE) – durch C1-Esterase-Inhibitor (C1-INH)-Mangel (Blutprotein-Mangel); ca. 6 % der Fälle:
    • Typ 1 (85 % der Fälle) – verminderte Aktivität und Konzentration des C1-Inhibitors
    • Typ II (15 % der Fälle) – verminderte Aktivität bei normaler bzw. erhöhter Konzentration des C1-Inhibitors
    Charakteristisch sind episodische Haut- und Schleimhautschwellungen, die im Gesicht sowie häufig an den Extremitäten und im Gastrointestinaltrakt auftreten können sowie das Auftreten von akutem Aszites 

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Hypalbuminämie – verminderte Albuminkonzentration (Eiweiß) im Blut
  • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) [1]

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche), schwere
    • Rechtsherzinsuffizienz (3 %) [2]
  • Herzklappenerkrankungen – nicht näher bezeichnet
  • Pericarditis constrictiva (Konstriktive Perikarditis) – den Herzbeutel einengende Form der Herzbeutelentzündung
  • Pfortaderthrombose – Thrombose im Bereich des Pfortaderkreislaufes, der zwischen Leber, Magen-Darm, Milz und Pankreas (Bauchspeicheldrüse) geschaltet ist

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Pyogene Peritonitis – Eitrige Entzündung des Perotoneums (Bauchfell)
  • Tuberkulöse Peritonitis – Bauchfellentzündung, die durch Tuberkulose-Bakterien bedingt ist (→ lymphozytärer Aszites) (2 %) [2]

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Budd‑Chiari‑Syndrom (Verschluss der Lebervenen) – Erkrankung, die durch eine Abflussbehinderung der Lebervenen (Venen der Leber) oder der Vena cava inferior (untere Hohlvene) mit konsekutiver Stauungshepatopathie (Stauung der Leber) und portaler Hypertension (erhöhter Druck im Pfortaderkreislauf) gekennzeichnet ist.
  • Gallenblasenruptur bzw. -perforation
  • Lebervenenthrombose
  • Leberzirrhoseirreversible Schädigung der Leber, die zu einem schrittweisen bindegewebigen Umbau der Leber mit Einschränkung der Leberfunktion führt (81 %) [2]
  • Leckage nach Gallen-OP
  • Pankreas-Pseudozyste – Bildung einer falschen Zyste im Bereich des Pankreas
  • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Pankreasfisteln
  • Portale Hypertonie (portale Hypertension; Pfortaderhochdruck) → Aszitesbildung stets mit bedingt durch verminderte renale Natrium- und Wasserausscheidung 

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Exsudative Enteropathie (Proteinverlustenteropathie) – Magen-Darm-Erkrankung, bei der es zu großen Eiweißverlusten kommt

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48) (10 %) [2]

  • CUP-Syndrom: Cancer of Unknown Primary (engl.): Krebs bei unbekanntem Primärtumor (Primarius): bei ca. 3 bis 5 % aller Tumorerkrankung lässt sich trotz umfangreicher Diagnostik kein Primarius, sondern nur die Metastasierung (Bildung von Tochtergeschwülsten) feststellen (in ca. 20 % der Fälle mit malignem Aszites/bösartige Bauchwassersucht bleibt der Primärtumor unbekannt)
    Autopsiestudien können in 50 bis 85 % der Fälle den Primarius nachweisen, dieser wird in 27 % der Fälle in der Lunge, in 24 % im Pankreas (Bauchspeicheldrüse), und seltener in Leber/Gallenwegen, Niere, Nebenniere, Kolon, Genitalorganen und Magen gefunden; histologisch (feingeweblich) handelt es sich meistens um Adenokarzinome
  • Bronchialkarzinom (Lungenkrebs)
  • Endometriumkarzinom (Gebärmutterkrebs)
  • Gastrointestinale Tumoren (Magen-Darm-Tumoren)
  • Hepatozelluläres Karzinom (HCC; Leberzellkrebs)
  • Kolonkarzinom (Darmkrebs)
  • Lebermetastasen
  • Maligne Lymphome (bösartige Neubildung, die von lymphatischen Zellen ausgeht)
  • Magenkarzinom (ca. 18 % aller Patienten mit malignem Aszites)
  • Mammakarzinom (Brustkrebs)
  • Muzinöses Zystadenom (benigner (gutartiger) Ovarialtumor/Eierstocktumor; meist einseitig; Frauen zwischen der 3. und 5. Lebensdekade) 
  • Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) (ca. 37 % aller Patienten mit malignem Aszites)
  • Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) (pankreatobiliäres Systems 21 % aller Patienten mit malignem Aszites) 
  • Peritonealkarzinose – diffuse Metastasen im Bereich des Peritoneums (Bauchfell)
  • Pseudomyxoma peritonei (Gallertbauch)

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Meigs-Syndrom – benigner (gutartiger) Tumor der Ovarien (Eierstöcke), der mit Aszites (Bauchwasser) und Hydrothorax (Wasseransammlung im Brustraum) einhergeht
  • Nephrotisches Syndrom – Sammelbegriff für Symptome, die bei verschiedenen Erkrankungen des Glomerulums (Nierenkörperchen) auftreten; Symptome sind: Proteinurie (erhöhte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) mit einem Proteinverlust von mehr als 1 g/m²/Körperoberfläche pro Tag; Hypoproteinämie, periphere Ödeme durch eine Hypalbuminämie von < 2,5 g/dl im Serum, Hyperlipoproteinämie (Fettstoffwechselstörung)

Medikamente

  • Calciumantagonisten vom Dihydropyridin-Typ, wie Amlodipin, Lercanidipin, Manidipin, Nisoldipin, Nitrendipin oder Nifedipin, speziell bei Peritonealdialysepatienten; Auftreten eines chylösen Aszites in bis zu 13 % der Fälle [3]

Weiteres

  • Dialyse (Blutwäsche) (1 %) [2]
  • Obstruktion (Verengung) der Lymphwege durch Tumoren, Trauma (Verletzung), Fehlbildung oder Metastasen (Tochtergeschwülste)

Literatur

  1. Khairy RN; Mullen KD: Hypothyroidism as a mimic of liver failure in a patient with cirrhosis. Ann Intern Med. 2007 Feb 20;146(4):315-6.
  2. Runyon BA, Montano AA, Akriviadis EA et al.: The serum-ascites albumin gradient is superior to the exudate-transudate concept in the differential diagnosis of ascites. Ann Intern Med 1992 Aug 1;117(3):215-20.
  3. Basualdo JE, Rosado IA, Morales MI et al.: Lercanidipine-induced chylous ascites: Case report and literature review. J Clin Pharm Ther. 2017;42(5):638-41