Labordiagnostik bei gastrointestinalen Erkrankungen – Parameter, Indikationen und klinische Relevanz
Die Labordiagnostik ist ein unverzichtbares Instrument in der strukturierten Abklärung von Erkrankungen des Ösophagus, Magens, Dünn- und Dickdarms. Sie ermöglicht die objektive Beurteilung funktioneller Störungen, entzündlicher Veränderungen, infektiöser Ursachen sowie immunvermittelter Prozesse. Im Unterschied zu bildgebenden oder endoskopischen Verfahren liefern laborchemische Untersuchungen häufig erste richtungsweisende Hinweise und dienen zudem der Therapiekontrolle und dem Verlaufsmonitoring.
Im Vordergrund stehen nicht-invasive Untersuchungen von Blut-, Stuhl- und Atemproben, die gezielt ausgewählt werden müssen – abhängig von Leitsymptomen wie Diarrhö, Oberbauchbeschwerden, Flatulenz, Malabsorptionszeichen oder extraintestinalen Manifestationen. Die nachfolgende Übersicht klassifiziert die wichtigsten Laboruntersuchungen in der Magen-Darm-Diagnostik nach Probenmaterial und klinischer Indikation.
Blutuntersuchungen
- Gastrin – Indiziert bei Verdacht auf gestörte Säureproduktion; erhöht bei atrophischer Gastritis (entzündliche Veränderung der Magenschleimhaut) oder unter PPI-Therapie, erniedrigt bei Hyperazidität (übermäßige Säureproduktion im Magen).
- Gastrin-Stimulationstest – Funktioneller Test zur Differenzierung von Gastrinom und Anazidität (Fehlen von Salzsäure im Magensaft) bei pathologischen Basalwerten.
- Zöliakie-Diagnostik – Serologische Erstuntersuchung mittels tTG-IgA und Gesamt-IgA; bei selektivem IgA-Mangel zusätzlicher Nachweis von Anti-DGP-IgG.
- Vitamin- und Spurenelementstatus – Beurteilung möglicher Malabsorptionssyndrome durch Bestimmung von Vitamin B12, Folsäure, Eisen, Zink u. a.
Atemtests
- 13C-Harnstoff-Atemtest – Nicht-invasiver Enzymnachweis von Helicobacter pylori durch Bestimmung von isotopenmarkiertem CO₂ im Ausatemgas.
- H₂-Atemtests (Lactose, Fructose, Sorbit) – Diagnostik bakterieller Kohlenhydratfermentation bei Verdacht auf Malabsorption; indiziert bei Meteorismus, Diarrhö oder funktionellen Darmbeschwerden.
Stuhldiagnostik
- Calprotectin (Stuhl) – Marker für mukosale Entzündungen des Darms mit hoher Sensitivität; primär bei Verdacht auf chronisch-entzündliche Darmerkrankung.
- Elastase (Stuhl) – Indirekter Marker zur Beurteilung der Verdauungsleistung im Duodenum; vermindert bei exokriner Pankreasinsuffizienz mit konsekutiver Maldigestion (Störung der Verdauung).
- Lactoferrin (Stuhl) – Alternativer Entzündungsparameter; indiziert bei Verdacht auf bakterielle oder inflammatorische Genese (entzündlicher Ursache) einer Diarrhö (Durchfall).
- Darmkrebsvorsorge
- Immunologischer fäkaler Okkultbluttest (iFOBT) (Immunologischer Stuhltest) – Spezifischer Nachweis humanen Hämoglobins bei okkultem Blutverlust; Bestandteil der Darmkrebsvorsorge.
- M2-PK (Stuhl) – Enzymatischer Marker metabolisch aktiver Schleimhautzellen; als ergänzender Parameter in der Vorsorge einsetzbar.
- Mikrobiomanalyse (Stuhl) (Darmflora-Analyse) – Qualitative und quantitative Bestimmung der intestinalen Mikrobiota; bei Verdacht auf Dysbiose, insb. bei chronisch-funktionellen Beschwerden.
Diese Laborparameter ermöglichen eine fundierte, nicht-invasive Primärdiagnostik sowie die differenzierte Verlaufsbeurteilung von funktionellen, entzündlichen und immunologischen Magen-Darm-Erkrankungen.
Laboruntersuchungen in der Magen-Darm-Diagnostik – Probenmaterial, Indikationen und klinische Bedeutung
Laboruntersuchung | Probenmaterial | Klinische Indikation/Fragestellung | Diagnostische Bedeutung/Besonderheiten |
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Blutuntersuchungen | |||
Gastrin | Blutserum | Verdacht auf gestörte Säureproduktion, Gastrinom, atrophische Gastritis | Beurteilung der Säuresekretion; erhöht bei atrophischer Gastritis oder unter PPI-Therapie, erniedrigt bei Hyperazidität |
Gastrin-Stimulationstest | Blutserum | Differenzierung Gastrinom vs. Anazidität | Funktioneller Test bei pathologischen Basalwerten |
Zöliakie-Serologie (tTG-IgA, Gesamt-IgA, ggf. Anti-DGP-IgG) | Blutserum | Verdacht auf Zöliakie, Malabsorption | Primäre Screeningparameter für Zöliakie; ergänzend Anti-DGP-IgG bei IgA-Mangel |
Vitamin- und Spurenelementstatus | Blutserum | Abklärung von Malabsorptionssyndromen | Nachweis von Defiziten (Vitamin B12, Folsäure, Eisen, Zink u. a.) |
Atemtests | |||
13C-Harnstoff-Atemtest | Atemluft | Verdacht auf Helicobacter pylori-Infektion | Sensitiver, nicht-invasiver Nachweis von Helicobacter pylori |
H₂-Atemtests (Lactose, Fructose, Sorbit) | Atemluft | Verdacht auf Kohlenhydratmalabsorption | Nachweis bakterieller Fermentation bei Meteorismus, Diarrhö oder funktionellen Darmbeschwerden |
Stuhldiagnostik | |||
Calprotectin | Stuhl | Verdacht auf chronisch-entzündliche Darmerkrankung | Sensitiver Marker für mukosale Entzündungen |
Lactoferrin | Stuhl | Verdacht auf entzündliche oder bakterielle Diarrhö | Alternativer Entzündungsmarker |
Elastase | Stuhl | Verdacht auf exokrine Pankreasinsuffizienz | Indirekter Marker für die Verdauungsleistung; vermindert bei Maldigestion |
Immunologischer fäkaler Okkultbluttest (iFOBT) | Stuhl | Darmkrebsvorsorge | Spezifischer Nachweis von humanem Hämoglobin bei okkultem Blutverlust |
M2-PK | Stuhl | Darmkrebsvorsorge, ergänzende Diagnostik | Enzymatischer Marker metabolisch aktiver Schleimhautzellen |
Mikrobiomanalyse (Darmflora-Analyse) | Stuhl | Verdacht auf Dysbiose, funktionelle Beschwerden | Qualitative und quantitative Bestimmung der intestinalen Mikrobiota |