Sturzneigung – Labordiagnostik
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Kleines Blutbild – Anämie (Blutarmut) kann zu Schwindel oder orthostatischer Hypotonie (Blutdruckabfall beim Aufstehen) führen; MCV (mittleres Erythrozytenvolumen) [↑] bei Alkoholabusus (Alkoholmissbrauch) oder Vitamin-B12-/Folsäuremangel
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) – zur Abklärung systemischer Entzündungen oder Infektionen, die Schwäche, Schwindel oder Fieber mit konsekutiver Sturzgefahr verursachen können
- Urinstatus (Schnelltest auf: Nitrit, Eiweiß, Hämoglobin, Erythrozyten, Leukozyten), Sediment, ggf. Urinkultur (Erregernachweis und Resistogramm) – bei Verdacht auf Harnwegsinfektion (Harnwegsentzündung; häufige Ursache akuter Verwirrtheit oder Stürze im Alter); Glucosurie (Zucker im Urin) bei diabetischer autonomer Neuropathie (Nervenschädigung durch Diabetes)
- Elektrolyte – Natrium, Kalium, Magnesium – Hyponatriämie (zu wenig Natrium), Hypo-/Hyperkaliämie (zu wenig/zu viel Kalium) und Hypomagnesiämie (zu wenig Magnesium) als reversible Ursachen von Schwindel, Schwäche und Muskeldysfunktion (Muskelfunktionsstörung)
- Nüchternglucose – Hypoglykämie (Unterzuckerung) oder ausgeprägte Hyperglykämie (Überzuckerung) können akute Schwindelzustände und Bewusstseinsstörungen verursachen
- Schilddrüsenparameter – TSH – Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) kann mit Bradykardie (langsamer Herzschlag), Müdigkeit, Schwindel und Muskelschwäche einhergehen
- Leberparameter – Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT, GGT) [↑] – Marker für chronischen Alkoholabusus (Alkoholmissbrauch) als häufige indirekte Sturzursache (Gangataxie, Polyneuropathie, orthostatische Dysregulation)
- Carbohydrate-deficient Transferrin (CDT) [↑] – spezifischer Marker bei chronischem Alkoholismus (chronischer Alkoholabhängigkeit); normalisiert sich bei Abstinenz (Alkoholverzicht) innerhalb von 10-14 Tagen
- Hochsensitives kardiales Troponin T (hs-cTnT) oder Troponin I (hs-cTnI) – bei Verdacht auf stummen Myokardinfarkt (Herzinfarkt ohne Symptome) oder kardiale Ursachen der Sturzneigung (Synkope, Arrhythmie [Herzrhythmusstörung])
- Serumalbumin – erniedrigt bei Malnutrition (Mangelernährung) oder chronischen Erkrankungen; indirekter Marker für erhöhtes Sturzrisiko und Frailty-Syndrom (Gebrechlichkeitssyndrom)
- Nierenparameter – Kreatinin, ggf. Cystatin C – zur Beurteilung der Nierenfunktion; renale Dysfunktion (Nierenschwäche) kann Elektrolytstörungen und Arzneimittelakkumulation mit Schwindel und Sturzgefahr bedingen
Red Flags (Warnzeichen) bei Sturzneigung
- Klinisch
- Akute Synkope (plötzlicher Bewusstseinsverlust) oder Präsynkope (Beinahe-Ohnmacht) ohne prodromale Symptome (Vorzeichen)
- Neu aufgetretener Schwindel mit Diplopie (Doppelbildern), Dysarthrie (Sprechstörung) oder Ataxie (Gangunsicherheit) – Hinweis auf zerebrovaskuläres Ereignis (Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacke, TIA [kurzzeitige Durchblutungsstörung im Gehirn])
- Akute Hemiparese (halbseitige Lähmung) oder andere fokal-neurologische Ausfälle (lokalisierte Funktionsstörungen des Nervensystems)
- Palpitationen (Herzklopfen) mit kurzzeitiger Bewusstlosigkeit – Verdacht auf kardiale Arrhythmie (Herzrhythmusstörung)
- Neu aufgetretene Gangstörung oder Sturzneigung nach Medikamentenänderung (z. B. Neuroleptika [bestimmte Psychopharmaka], Benzodiazepine [Beruhigungsmittel], Antihypertensiva [blutdrucksenkende Mittel])
- Akuter Verwirrtheitszustand oder Desorientiertheit (Delir) – häufig Ausdruck einer Infektion, Dehydratation (Austrocknung) oder Elektrolytstörung (Störung des Salzhaushalts)
- Fieber, Tachykardie (Herzrasen) oder Hypotonie (niedriger Blutdruck) bei älteren Patienten mit Sturz – Verdacht auf Sepsis (Blutvergiftung) oder Volumenmangel (Flüssigkeitsverlust)
- Laborbezogen
- Natrium [↓] (< 130 mmol/l) – Hyponatriämie (zu niedriger Natriumwert) mit Verwirrtheit, Krampfanfällen oder Bewusstseinsstörung
- Kalium [↓] oder [↑] – Risiko ventrikulärer Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen der Herzkammern) mit Synkope (Bewusstlosigkeit) oder plötzlichem Sturz
- Magnesium [↓] – neuromuskuläre Übererregbarkeit (Übererregbarkeit der Muskeln), Tremor (Zittern), Schwindel
- Glucose [↓] (< 60 mg/dl) oder [↑] (> 250 mg/dl) – Hypo-/Hyperglykämie (Unter- oder Überzuckerung) mit akuter Bewusstseinsstörung
- Troponin T/I [↑] – Hinweis auf Myokardinfarkt (Herzinfarkt), auch stumm verlaufend (ohne typische Symptome)
- CRP [↑] oder BSG [↑] – systemische Infektion (z. B. Harnwegsinfekt [Harnwegsentzündung], Pneumonie [Lungenentzündung]) als sekundäre Sturzursache
- TSH [↑] oder [↓] – Hypo- oder Hyperthyreose (Schilddrüsenunter- bzw. -überfunktion) mit kardialer Arrhythmie (Herzrhythmusstörung) oder Muskelschwäche
- γ-GT [↑], CDT [↑] – chronischer Alkoholabusus (Alkoholmissbrauch) mit Polyneuropathie (Nervenschädigung) und Ataxie (Gangunsicherheit)
- Albumin [↓] – ausgeprägte Malnutrition (Mangelernährung) mit Muskelschwäche und Frailty-Syndrom (Gebrechlichkeitssyndrom)