Schizophrenie – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kleines Blutbild – Ausschluss einer Anämie (Blutarmut) oder Leukopenie (Mangel an weißen Blutkörperchen)
  • Differentialblutbild – Erfassung von Leukozytenverteilung, Hinweis auf Infektionen oder Entzündungen
  • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
  • Nüchternglucose – Ausschluss einer Hyper- oder Hypoglykämie (Über- oder Unterzuckerung)
  • TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) – Ausschluss einer Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) oder Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase, Bilirubin – Ausschluss hepatogener (von der Leber ausgehender) Ursachen oder Kontraindikationen für Psychopharmaka
  • Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin – Erfassung der Nierenfunktion
  • Drogentest (Urin oder Serum) – Ausschluss einer substanzinduzierten Psychose (durch Drogen ausgelöste Psychose)

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Liquorpunktion zur Liquordiagnostik – bei Verdacht auf Autoimmunenzephalitis (entzündliche Erkrankung des Gehirns) oder andere entzündliche ZNS-Erkrankungen (Erkrankungen des zentralen Nervensystems); Indikation bei:
    • Früher und akuter Beginn der psychotischen Symptomatik
    • Fokal-neurologische Symptome (z. B. Lähmungen, Sprachstörungen)
    • Epileptische Anfälle
    • Bewusstseinseintrübung (Verwirrtheit)
    • Ausgeprägte kognitive Defizite (Gedächtnis- oder Denkstörungen) innerhalb von drei Monaten (Merkfähigkeitsstörungen als führendes Symptom)
  • Elektrolyte – Calcium, Chlorid, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphat
  • Vitamin B12 und Folsäure – Ausschluss megaloblastärer Anämien (Form der Blutarmut) oder neuropsychiatrischer Symptome durch Vitaminmangel
  • Vitamin D – möglicher Zusammenhang mit neuropsychiatrischen Symptomen und allgemeinem Gesundheitsstatus
  • Ferritin – Ausschluss Eisenmangel als potenzieller kognitiver Verstärker
  • HIV- und Syphilis-Serologie – Ausschluss infektiöser ZNS-Erkrankungen
  • Cortisol (morgendliche Bestimmung) – Ausschluss endokriner Ursachen (z. B. Morbus Cushing, Nebenniereninsuffizienz)
  • Prolaktin – zur Erfassung hyperprolaktinämischer Zustände (erhöhter Spiegel des Hormons Prolaktin) vor Therapie
  • Homocystein – bei Verdacht auf Stoffwechselstörungen mit neuropsychiatrischen Symptomen

Laboruntersuchungen vor Beginn einer Psychopharmakotherapie
(zusätzlich zu den Parametern der 1. Ordnung)

  • Lipidprofil – Gesamtcholesterin, LDL, HDL, Triglyceride; wichtig wegen metabolischem Risiko unter Antipsychotika (Medikamente gegen Psychosen)
  • HbA1c – Langzeitparameter für Glucosestoffwechsel
  • CK (Creatinkinase) – Basiswert, wichtig bei späterem Verdacht auf malignes neuroleptisches Syndrom (seltene, gefährliche Komplikation unter Antipsychotika)
  • Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT) – auch Alkoholmarker, wichtig wegen Komorbidität (Begleiterkrankung) und bei Leberbelastung
  • Schwangerschaftstest – bei gebärfähigen Frauen
  • Prolaktin – Ausgangswert, da Hyperprolaktinämie (erhöhter Prolaktinspiegel) häufig unter Antipsychotika (v. a. Risperidon, Amisulprid)
  • EKG (Elektrokardiogramm) – obligat vor Beginn einer Therapie mit Antipsychotika mit QTc-Verlängerungsrisiko (z. B. Haloperidol, Ziprasidon, Quetiapin, Clozapin)

Beachte:

  • Körpergewicht, BMI (Body-Mass-Index), Bauchumfang – Ausgangswerte zur Verlaufskontrolle bei Therapie mit Antipsychotika
  • EKG – Ausschluss QTc-Verlängerung (Verlängerung der Herzstromkurve) vor Gabe bestimmter Antipsychotika

Red Flags (Warnzeichen) bei Schizophrenie – Hinweis auf alternative Ursachen

  • Rascher Beginn und progrediente Symptomatik (rasches Fortschreiten) innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen → Hinweis auf organische oder autoimmunologische Genese
  • Fokal-neurologische Symptome (z. B. Lähmung, Sprachstörung, Koordinationsstörung) → Verdacht auf zerebrale Raumforderung (z. B. Tumor) oder entzündliche ZNS-Erkrankung
  • Epileptische Anfälle in zeitlichem Zusammenhang mit der psychotischen Symptomatik → mögliche Autoimmunenzephalitis oder strukturelle Hirnschädigung
  • Fieber, systemische Entzündungszeichen oder atypische Blutwerte → infektiöse Genese ausschließen
  • Bewusstseinseintrübung oder Delir-Zeichen (akute Verwirrtheit) → Ausschluss metabolischer, toxischer oder neurologischer Ursachen
  • Beginn der Symptomatik im höheren Lebensalter (> 50 Jahre) → Abklärung sekundärer Psychosen (Tumor, Demenz, vaskuläre Ursachen)