Kopfschmerzen (Cephalgie) – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Linderung der akuten Schmerzsymptomatik: Schmerzbeschwerden
  • Verbesserung der Lebensqualität und Reduktion der Schmerzfrequenz: Häufigkeit der Schmerzen
  • Vermeidung der Schmerzchronifizierung: dauerhafte Schmerzhaftigkeit
  • Minimierung des Medikamentenübergebrauchs (Medication Overuse Headache): Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch

Therapieempfehlungen

Nachfolgend ein allgemeiner Überblick zur symptomatischen und prophylaktischen Therapie des Kopfschmerzes. Eine detaillierte Pharmakotherapie finden Sie beim jeweiligen Kopfschmerztyp.

1. Akute symptomatische Therapie

Tabelle: Analgetika und Triptane bei Cephalgie (Kopfschmerz)

Wirkstoffgruppe Wirkstoff Besonderheiten
Nichtopioide Analgetika Acetylsalicylsäure (ASS) Magenulzera (Magengeschwüre); Asthma bronchiale; Blutungsneigung: beachten
Nichtopioide Analgetika Ibuprofen Kombination mit Koffein: kann Wirkung verstärken; gut verträglich
Nichtopioide Analgetika Paracetamol Lebertoxisch: in Überdosierung; bevorzugt bei Ulkusanamnese (Geschwürerkrankung)
NSAR Naproxen Längere Halbwertszeit: auch bei menstruationsassoziierten Kopfschmerzen
NSAR Diclofenac Wirksamkeit: gut bei Migräne; Nebenwirkungen: Magen-Darm-Beschwerden
Triptane Sumatriptan Wirkmechanismus: 5-HT1B/1D-Agonist; bei Migräne/Clusterkopfschmerz; Kontraindikation: KHK (koronare Herzkrankheit)
Triptane Zolmitriptan Wirkeintritt: rasch; gute Verträglichkeit
Triptane Rizatriptan Interaktion: mit Propranolol beachten
Triptane Eletriptan Keine Kombination: mit Ergotamin (Gefahr vasospastischer Reaktionen)
Ergotamin-Derivate Dihydroergotamin Indikation: nur bei klarer Migräne; Wirkung: vasokonstriktiv (gefäßverengend)
Antiemetika Metoclopramid Wirkung: antiemetisch, prokinetisch; Nebenwirkungen: extrapyramidale Bewegungsstörungen
Antiemetika Domperidon Nebenwirkungen: weniger zentral; Risiko: QT-Verlängerung (Herzrhythmusstörung) möglich
  • Wirkweise: Hemmung der Prostaglandinsynthese (entzündungshemmende Wirkung), 5-HT1B/1D-Agonismus (Serotoninrezeptorwirkung)
  • Wirkspektrum: Spannungskopfschmerz, Migräne, Clusterkopfschmerz
  • Nebenwirkungen: gastrointestinale Beschwerden (Magen-Darm-Beschwerden), Müdigkeit, Schwindel, selten Rebound-Kopfschmerz (Rückkehrkopfschmerz)
  • Kontraindikationen: aktive Ulkuskrankheit (Magengeschwür), schwere Leber- oder Niereninsuffizienz (Organfunktionsstörung), KHK (koronare Herzkrankheit), Schlaganfall, Schwangerschaft (bei Triptanen/Ergotaminen)

2. Prophylaktische Therapie (bei häufigen oder chronischen Attacken)

Tabelle: Prophylaktische Pharmakotherapie bei Cephalgie (Kopfschmerz)

Wirkstoffgruppe Wirkstoff Besonderheiten
Betablocker Metoprolol Indikation: Migräneprophylaxe; Kontraindikation: Asthma bronchiale (Asthma der Atemwege), AV-Block (Herzleitungsstörung)
Betablocker Propranolol Evidenz: gut belegt; Wirkungseintritt: nach 4-6 Wochen
Kalziumantagonisten Flunarizin Nebenwirkungen: Gewichtszunahme, Müdigkeit
Antiepileptika Topiramat Nebenwirkungen: Parästhesien (Kribbelgefühl), Gewichtsabnahme, kognitive Beeinträchtigung (Konzentrationsstörungen)
Antiepileptika Valproinsäure Risiko: Teratogenität (Fehlbildungsrisiko), Lebertoxizität (Leberbelastung); Nebenwirkung: Gewichtszunahme
Antidepressiva Amitriptylin Wirkung: Schlafverbesserung; Nebenwirkungen: Mundtrockenheit, Obstipation (Verstopfung)
Antidepressiva Duloxetin Indikation: Spannungskopfschmerz mit depressiver Komorbidität
Monoklonale Antikörper (CGRP-Hemmer) Erenumab Indikation: Migräneprophylaxe; Verträglichkeit: sehr gut
Monoklonale Antikörper (CGRP-Hemmer) Fremanezumab Indikation: Migräneprophylaxe
Monoklonale Antikörper (CGRP-Hemmer) Galcanezumab Indikation: Migräne und Clusterkopfschmerz
Monoklonale Antikörper (CGRP-Hemmer) Eptinezumab Indikation: Migräneprophylaxe
Botulinumtoxin Typ A Onabotulinumtoxin A Indikation: chronische Migräne (> 15 Tage/Monat)
  • Wirkweise: Senkung der neuronalen Erregbarkeit (Erregbarkeit der Nervenzellen), Hemmung zentraler Schmerzübertragung
  • Wirkspektrum: Migräne, Spannungskopfschmerz, Clusterkopfschmerz (je nach Substanz)
  • Nebenwirkungen: Sedierung (Müdigkeit), Gewichtszunahme, Libidoverlust (vermindertes sexuelles Verlangen), Hypotonie (niedriger Blutdruck)
  • Kontraindikationen: Bradykardie (langsamer Herzschlag bei Betablockern), Schwangerschaft (bei Valproinsäure), Glaukom (Grüner Star bei Flunarizin)

3. Begleitmaßnahmen

  • Regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus: stabiler Tagesrhythmus
  • Ausdauersport: 3-4×/Woche, z. B. Schwimmen oder Radfahren
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: > 1,5 l/d
  • Entspannungsverfahren: Progressive Muskelrelaxation, Yoga, Biofeedback
  • Kopfschmerztagebuch: zur Verlaufsdokumentation
  • Reduktion von Triggern: z. B. Alkohol, Nikotin, hormonelle Schwankungen, Stress

4. Cave/Kontraindikationen

  • Keine Kombination: Triptane und Ergotamine
  • NSAR: Vorsicht bei Magenulzera (Magengeschwüren), Asthma bronchiale (Asthma der Atemwege), Niereninsuffizienz (eingeschränkte Nierenfunktion)
  • Triptane: kontraindiziert bei KHK (koronare Herzkrankheit), Schlaganfall, unkontrollierter Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Vermeidung: Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (> 10-15 Einnahmetage/Monat)

5. Therapiekontrolle

  • Beurteilung der Wirksamkeit: nach 2-3 Monaten
  • Dokumentation: Häufigkeit, Intensität und Dauer der Attacken (Schmerzanfälle)
  • Reevaluation: bei Änderung des Kopfschmerzcharakters (sekundäre Cephalgie ausschließen)