Aging (Altern) – Einleitung
Der Begriff Aging (Altern) bezeichnet den zeitabhängigen, biologischen Prozess fortschreitender struktureller, funktioneller und regulatorischer Veränderungen auf zellulärer, organischer und systemischer Ebene. Dieser Prozess betrifft Frauen und Männer gleichermaßen, verläuft jedoch interindividuell hochvariabel und wird durch genetische, epigenetische (die Genaktivität betreffend), endokrine (hormonelle), metabolische (den Stoffwechsel betreffende) sowie Umwelt- und Lebensstilfaktoren maßgeblich beeinflusst.
Medizinisch ist Aging nicht als singuläre Erkrankung zu verstehen, sondern als komplexes, multifaktorielles Syndrom (Zusammenwirken mehrerer Ursachen) mit abnehmender physiologischer Reserve (körperliche Funktionsreserve), zunehmender Vulnerabilität (Verletzlichkeit) gegenüber inneren und äußeren Stressoren (Belastungsfaktoren) sowie einer erhöhten Anfälligkeit für akute und chronische Erkrankungen. Altersassoziierte Veränderungen äußern sich dabei nicht nur in morphologischen Befunden (strukturellen Veränderungen), sondern insbesondere in funktionellen Einschränkungen, Leistungsabfall, veränderter Stressresilienz (Belastbarkeit gegenüber Stress) und reduzierter Regenerationsfähigkeit (Erholungsfähigkeit).
Ein zentrales klinisches Problem besteht darin, altersassoziierte Symptome vorschnell als „physiologisch“ (normal altersbedingt) zu interpretieren. Zahlreiche Beschwerden, die dem Altern zugeschrieben werden, können Ausdruck behandelbarer oder präventiv beeinflussbarer Erkrankungen sein. Daher erfordert Aging eine strukturierte ärztliche Einordnung mit differenzialdiagnostischer Abklärung (Abgrenzung möglicher Ursachen), um pathologische Ursachen (krankhafte Gründe), hormonelle Dysbalancen (Hormonungleichgewichte), Mangelzustände, inflammatorische Prozesse (Entzündungsprozesse) oder organspezifische Funktionsstörungen frühzeitig zu erkennen.
Die moderne Präventions-, Geriatrie- (Altersmedizin) und Anti-Aging-Medizin betrachtet Altern zunehmend als potenziell modifizierbaren biologischen Prozess. Erkenntnisse zu chronischer niedriggradiger Inflammation (Inflammaging; altersbedingte stille Entzündung), mitochondrialer Dysfunktion (Störung der zellulären Energiekraftwerke), epigenetischer Alterung (altersbedingte Veränderungen der Genregulation), hormonellen Veränderungen, Verlust der Proteostase (Störung des Eiweißgleichgewichts) sowie Immunoseneszenz (Alterung des Immunsystems) zeigen, dass wesentliche Mechanismen des Alterns diagnostisch erfassbar und therapeutisch beeinflussbar sind.
Vor diesem Hintergrund basiert die medizinische Beurteilung von Aging auf einer systematischen Vorgehensweise, die sich an Symptomen und Beschwerden orientiert, eine differenzialdiagnostische Abklärung einschließt und auf Anamnese (Krankengeschichte), körperlicher Untersuchung, gezielter Labor- und Medizingerätediagnostik sowie einer integrativen Bewertung im Rahmen medizinischer Checks aufbaut. Ziel ist nicht die Verhinderung des Alterns, sondern der Erhalt von Funktion, Autonomie (Selbstständigkeit) und Lebensqualität über die Lebensspanne hinweg.
Begriffsverwendung und Klassifikation: Altern; biologisches Altern; Seneszenz (biologischer Alterungszustand); altersassoziierte funktionelle Veränderungen. Eine eigenständige ICD-10-Kodierung (internationale Krankheitsklassifikation) für Aging besteht nicht. Altersassoziierte Symptome und Befunde werden je nach klinischer Manifestation unter verschiedenen Symptom-, Befund- oder Krankheitskategorien klassifiziert.