Grauer Star (Katarakt) – Operative Therapie

Ziel der Therapie des Grauen Stars ist die Verbesserung der Sehfähigkeit, welche sich bei manifestem Katarakt (Grauen Star) nur durch eine Operation erreichen lässt.

Bei stark eingeschränkter Sehfähigkeit oder auf Wunsch des Patienten wird eine Staroperation durchgeführt. Dabei wird die getrübte Linse des Auges chirurgisch entfernt, was üblicherweise ambulant unter Lokalanästhesie (örtlicher Betäubung) oder per Sedoanalgesie (Dämmerschlaf) geschehen kann. Die Dauer der Operation liegt nur etwa bei 10-20 Minuten.

Linsenextraktion

Bei extrakapsulärer Linsenextraktion (Linsenentfernung) bleibt ein Teil des Kapselsacks der Linse erhalten und kann zur Verankerung der künstlichen Linse genutzt werden, wohingegen bei intrakapsulärer Entfernung der Linse auch der gesamte Kapselsack mit entfernt wird. Die Linse wird dann an der Iris (Regenbogenhaut) oder über Bügel im Kammerwinkel befestigt.

Die Methode der Wahl ist heute die extrakapsuläre Entfernung
, da bei dieser Operation ein Teil der Kapsel als natürliche Barriere zwischen vorderem und hinterem Augenabschnitt erhalten bleibt. Dazu wird die vordere Linsenkapsel kreisrund eröffnet (Kapsulorhexis) und der Linseninhalt (Linsenkern und Linsenrinde) mittels Phakoemulsifikation (von gr. phakos (Augen-)Linse), d. h. durch eine mit Ultraschall angeregte Kanüle zerkleinert und abgesaugt. Anschließend wird in den leeren Kapselsack die Linse implantiert. Weiteres dazu siehe unter "Kataraktoperation".

Bei gleichzeitigem Vorliegen eines primäres Engwinkelglaukoms (POWG) und eines Katarakts (grauer Star) kann die Linsenextraktion zu einer deutlichen Senkung des intraokularen Druck (IOD; Augeninnendruck) führen. Dieses geht einher mit einer Reduzierung der antiglaukomatösen Therapie oder Vermeidung einer Trabekulektomie (Einschneiden des Trabekelwerks, d. h. Schaffung einer Fistel, zur Verbesserung des Kammerwasserabflusses) [1].

Linsenimplantation

Zur Linsenimplantation werden künstliche Blaufilterlinsen (zur möglichen AMD-Prophylaxe?/Prophylaxe der altersbedingte Makuladegeneration) aus Kunststoff verwendet. Hierbei unterscheidet man zwischen Hinterkammerlinsen – nach extrakapsulärer Linsenextraktion und Vorderkammerlinsen – nach intrakapsulärer Linsenentfernung.

Monofokallinse

Alle Arten von Kunstlinsen, die die natürliche Linse ersetzen oder ergänzen, werden als Intraokularlinse (IOL) bezeichnet. Die Standardlinse ist eine Monofokallinse

Da eine Monofokalelinse starr ist und nicht wie eine natürliche Augenlinse an unterschiedliche Entfernungen adaptieren können, muss auch nach der Linsenimplantation eine Brille getragen werden, insbesondere zum Lesen.

Multifokallinse

Eine Multifokallinse korrigiert Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit (Presbyopie) und eine vorhandene Hornhautverkrümmung in einem Eingriff. 

Nachteile einer Multifokallinse sind: 

  • Nachtarbeiter wird von diesem Eingriff abgeraten, da es zu einer erhöhten Licht- und Blendempfindlichkeit kommen kann.
  • Kontraste können bei der Weitsicht manchmal weniger ausgeprägt sein.
  • In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass eine zusätzliche Augenoperation nach einigen Monaten notwendig.

Eine implantierte Linse bleibt für den Rest des Lebens im Auge und muss nicht mehr erneuert oder ausgetauscht werden.

Weitere Hinweise

  • Die Implantation einer Kunstlinse bei älteren Frauen war in einer großen prospektiven Beobachtungsstudie mit einem verminderten Mortalitätsrisiko (Sterberisiko) assoziiert (1,52 Todesfällen auf 100 Personenjahre versus 2,56 Todesfälle pro 100 Personenjahre; adjustierte Hazard Ratio 0,40, 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,39 -0,42; statistisch hochsignifikant) [2].

Literatur

  1. Shams PN, Foster PJ: Clinical outcomes after lens extraction for visually significant cataract in eyes with primary angel closure. J Glucoma 2012; 21: 545-50
  2. Tseng VL et al.: Association of Cataract Surgery With Mortality in Older Women Findings from the Women’s Health Initiative. JAMA Ophthalmol. Published online October 26, 2017. doi:10.1001/jamaophthalmol.2017.4512