Penisverkrümmung (Penisdeviation) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Man unterscheidet kongenitale (angeborene) und erworbene Formen der Penisverkrümmung.
Kongenitale Penisverkrümmung
Die kongenitale Penisverkrümmung entsteht durch eine genetisch bedingte Fehlentwicklung des Penis und wird oft bereits bei Neugeborenen diagnostiziert. Die genaue Ursache ist in der Regel auf eine ungleichmäßige Entwicklung der Schwellkörper zurückzuführen, die eine asymmetrische Verlängerung des Penis während der Entwicklung verursachen.
Erworbene Penisverkrümmung
Die erworbene Penisverkrümmung tritt meist im Laufe des Lebens auf. Häufige Ursachen sind mechanische Traumata oder Erkrankungen des Penisschwellkörpers. Zwei häufige Formen der erworbenen Penisverkrümmung sind die Induratio penis plastica (IPP) und die Penisfraktur (Penisruptur).
Induratio penis plastica (IPP)
- Die Induratio penis plastica (auch Peyronie-Krankheit) ist durch die flächenhafte Vermehrung von Bindegewebe (Plaques) vor allem am Penisrücken gekennzeichnet. Diese Verhärtungen betreffen die Tunica albuginea, die bindegewebige Hülle der Schwellkörper (Corpus cavernosum).
- Der exakte Pathomechanismus ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch wird angenommen, dass Mikrotraumata beim Geschlechtsverkehr oder anderen mechanischen Belastungen eine Trennung der äußeren longitudinalen und inneren zirkulären Schicht der Tunica albuginea verursachen.
- Durch die entstandene Verletzung kommt es zu Einblutungen, die eine fibrotische Entzündungsreaktion hervorrufen. In diesen Plaques lassen sich Fibrinogenablagerungen, dichtes kollagenhaltiges Bindegewebe und wenig Elastin nachweisen, was zu einer Verhärtung und Verkalkung führt.
- Klinisch unterscheidet man zwei Stadien:
- Entzündliches Stadium: In den ersten 6 bis 12 Monaten nach Beginn der Erkrankung sind die Knoten und Verhärtungen noch relativ weich und die Verkrümmung ist möglicherweise weniger ausgeprägt.
- Postentzündliches Stadium: Im fortgeschrittenen Stadium werden die Verhärtungen durch Verkalkungen, Verknorpelungen oder sogar Verknöcherungen stabilisiert, was zu dauerhaften Penisverkrümmungen führt.
- Patienten berichten oft über Schmerzen bei der Erektion, und die Verkrümmung kann das Sexualleben erheblich beeinträchtigen.
Penisfraktur (Penisruptur)
- Eine Penisfraktur (Penisbruch) bezeichnet die plötzliche und oft hörbare Ruptur des Schwellkörpers oder der Tunica albuginea, die durch ein starkes Abknicken des erigierten Penis verursacht wird.
- Zu den häufigsten Ursachen zählen traumatische Ereignisse während des Geschlechtsverkehrs oder bei Unfällen.
- Die Verletzung führt zu starken Schmerzen, einer sofortigen Schwellung und einer bläulichen Verfärbung des Penis. Es handelt sich hierbei um eine Notfallsituation, die umgehend behandelt werden muss, um dauerhafte Schäden zu verhindern.
Fazit
Die Pathogenese der Penisverkrümmung variiert je nach Ursache. Kongenitale Verkrümmungen resultieren aus Entwicklungsstörungen, während erworbene Formen, wie die Induratio penis plastica, durch fibrotische Veränderungen der Tunica albuginea und Mikrotraumata verursacht werden.
Ätiologie (Ursachen) der Induratio penis plastica (IPP)
Biographische Ursachen
Genetische Belastung:
- Genetische Veränderungen auf dem Chromosom 7 (WNT2 Locus) sowie eine Mikrodeletion auf dem Chromosom 3 (Auftreten sowohl bei der IPP als auch bei Morbus Dupuytren)
- Signifikante Risikoerhöhungen in der Verwandtschaft von IPP-Patienten fanden sich bei Verwandten ersten Grades (Risiko > 7,2-mal so hoch wie bei den Kontrollen) [1]
Verhaltensbedingte Ursachen
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen)
Krankheitsbedingte Ursachen
- Diabetes mellitus
- Penisfraktur (Penisbruch)
Literatur
- Allen-Brady K et al.: Significant Familial Clustering of Peyronie’s Disease in Close and Distant Relatives. Andrology 2022; https://doi.org/10.1111/andr.13223