Penisverkrümmung (Penisdeviation) – Einleitung
Als Penisdeviation (lat. coles scoliosis) – umgangssprachlich Penisverkrümmung genannt – bezeichnet man eine Deformation des Penis in unterschiedlichen Ausmaßen.
Beachte: Leichte Verbiegungen des schlaffen oder erigierten Penis können natürlicherweise auftreten.
Formen der Penisdeviation
Man unterscheidet kongenitale (angeborene) Penisverkrümmungen (ICD-10-GM Q55.6: Sonstige angeborene Fehlbildungen des Penis) von erworbenen Penisverkrümmungen:
- Kongenitale Penisverkrümmungen als Folge einer genetischen Fehlentwicklung des Penis werden meist schon beim Neugeborenen entdeckt.
 - Erworbene Penisverkrümmungen (Beispiele):
- Induratio penis plastica (IPP, lat. induratio "Verhärtung", Synonym: Peyronie-Krankheit; ICD-10 GM N48.6: Induratio penis plastica): flächenhafte, vor allem am Penisrücken vorliegende Vermehrung von Bindegewebe (Plaques), mit einer zunehmenden Verhärtung des Penisschaftes; Erkrankung des Schwellkörpers (Corpus cavernosum): Narbengewebe (derbe Plaques), insbesondere im Bereich der Tunica albuginea (bindegewebige Hülle um die Schwellkörper), führt zur abnormen Penisverkrümmung mit Einziehungen und Schmerzen bei der Erektion
 - Penisfraktur/Penisbruch (richtiger wäre Penisruptur): Einreißen des Corpus cavernosum oder der Tunica albuginea; zur Penisruptur kann es kommen, wenn der Penis erigiert ist und dabei abgeknickt wird
 
 
Die kongenitale (angeborene) Penisverkrümmung betrifft ca. 2-4 % aller Männer weltweit.
Epidemiologie
Häufigkeitsgipfel der Induratio penis plastica:
- 30-39 Jahre: 1,5 %
 - 40-59 Jahre: 3 %
 - 60-69 Jahre: 4 %
 - Über 70 Jahre: 6,5 %
 
Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) der erworbenen Penisverkrümmung liegt je nach Alter des Mannes bei 3-7 %.
Verlauf und Prognose
Verlauf
Die Induratio penis plastica (IPP) verläuft zweiphasig:
- Aktive Phase
- Schmerzhafte Erektionen.
 - Zunehmende Penisdeviation (Verkrümmung des Penis).
 
 - Stabile Phase
- Stabile Penisdeviation ohne Schmerzen.
 - Häufig begleitet von einer Penisverkürzung.
 
 - Meistens erfolgt innerhalb von 6 Monaten eine spontane Besserung der Schmerzen.
 - Fortgeschrittene Erkrankung kann zu erektiler Dysfunktion (ED; Erektionsstörungen) führen.
 - Bei etwa 90 % der Männer kommt die Krankheit nach 3 Jahren zum Stillstand.
 - Spätrezidive (Wiederauftreten der Erkrankung mit einem Abstand von mehreren Jahren zur Ersterkrankung) treten bei weniger als 10 % der Fälle auch noch nach 5 bis 10 Jahren auf.
 - Spontane Rückbildung der Erkrankung tritt bei ca. 15 % der Fälle auf.
 
Prognose
- Günstig: Frühzeitiger Therapiebeginn in der aktiven Phase kann die Prognose erheblich verbessern.
 - Langfristig: Bei 90 % der Männer kommt die Krankheit nach 3 Jahren zum Stillstand. Chronische Erkrankung der Induratio penis plastica gibt es nicht.
 
Therapie
Therapeutische Maßnahmen
- Frühzeitiger Therapiebeginn: Möglichst in der aktiven entzündlichen Phase.
 - Multimodale Therapieansätze
- Medikamentöse Therapie inkl. Supplemente (z. B. Antioxidantien, L-Arginin).
 - Mechanisches Penismodelling (gezielte Penisstreck- und Biegeübungen).
 - Einsatz von Penisstreckapparaten und Vakuumtherapie.
 - Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT).
 
 
Operative Verfahren
- Indikation: Starke funktionelle Beeinträchtigung mit erheblichen Problemen bei der Kohabitation (Beischlaf).
 - Voraussetzung: Krankheitsstillstand von ca. 6-12 Monaten vor dem operativen Eingriff.
 
Komorbiditäten
- Morbus Dupuytren: In 30-40 % der Fälle tritt auch eine Erkrankung der Palmaraponeurose der Hand auf, meist betroffen sind der 3.-4. Finger.
 - Morbus Ledderhose: In 2-5 % der Fälle treten ähnliche Veränderungen an der Fußsohle auf.
 - Genetische Veränderungen: IPP und die genannten Komorbiditäten sind durch genetische Veränderungen auf dem Chromosom 7 (WNT2 Locus) sowie eine Mikrodeletion auf dem Chromosom 3 verbunden.