Sporttauglichkeitsuntersuchung

Eine Sporttauglichkeitsuntersuchung sollte jeder durchführen lassen, der mit aktivem Sport beginnen möchte. Außerdem sollten sich auch aktive Sportler regelmäßig untersuchen lassen.

Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e. V. (DGSP) empfiehlt in ihrer S1-Leitlinie [3] eine einmalige sportärztliche Untersuchung für alle sporttreibenden Personen unter 35 Jahren.

Ab dem 35. Lebensjahr sollten alle Sporttreibenden alle zwei Jahre sportmedizinische Check-ups durchführen lassen, Wettkampfsportler wie auch leistungsorientierte Breitensportler sollten jährlich zur sportmedizinischen Untersuchung gehen.

Die Untersuchung sollte von einem erfahrenen Arzt (Sportarzt, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Kardiologe) vor Beginn des wettkampforientierten Vereinstrainings bzw. vor der Teilnahme am Wettkampfsport durchgeführt werden [1].

Das Verfahren

Bei der Sporttauglichkeitsuntersuchung gehören folgende Maßnahmen zur Basisuntersuchung:

  • Ausführliche Anamnese
    • Familienanamnese (FA): diese gilt als belastet, wenn ein Verwandter vor dem 50. Lebensjahr einen Myokardinfarkt (Herzinfarkt) oder einen plötzlichen Herztod (PHT; Sudden Cardiac death, SCDerlitten hat; weitere Risiken sind eine angeborene Herzerkrankung wie Marfan-Syndrom; Ionenkanaldefekte, Kardiomyopathien etc
    • Langzeitanamnese (LA): Trainings- und Ernährungsanamnese; Symptome wie Leistungsabfall, Dyspnoe (Atemnot), Thoraxschmerzen (Brustschmerzen) oder Synkopen (kurzzeitige Bewusstlosigkeit) während körperlicher Belastungen
    • Vorerkrankungen inkl. Operationen (Allergien, Asthma bronchiale etc.)
    • Sichtung aktueller Befunde
  • Erhebung anthropometrischer Daten (Körpergewicht, -länge, Body-Mass-Index (BMI), Blutdruckwert/Blutdruck sollte im Sitzen nach 5-min-Ruhe am rechten Oberarm gemessen werden)
  • Körperliche Untersuchung (internistische und orthopädische Untersuchung) inklusive Beurteilung des Allgemein- und Ernährungszustandes
    • Inspektion der Haut und Schleimhäute
    • Untersuchung der Augen
    • Auskultation (Abhören) von Herz und Lunge [pathologische Herz- und/oder Lungengeräusche?]
    • Palpation (Abtasten) des Abdomens
    • orientierende Untersuchung des Stütz- und Bewegungsapparates [2] inkl. Muskelfunktionsuntersuchungen [Skoliose?, Kyphose?, Achsenfehlstellung?, Asymmetrie?, Instabilitäten?]
    • orientierende neurologische Untersuchung
  • Urinuntersuchung mittels Streifentest (pH-Wert des Urins, Proteine, Glucose, Nitritgehalt, Bilirubin, Ketone)
  • Sportmedizinische Beratung

In eckigen Klammern [ ] wird auf mögliche pathologische (krankhafte) körperliche Befunde hingewiesen.

Folgende Untersuchungen werden bei der großen Sportuntersuchung durchgeführt:

  • Ausführliche Anamnese (s. o.)
  • Körperliche Untersuchung (s. o.)
  • Erhebung anthropometrischer Daten (s. o.)
  • 12-Kanal-Elektrokardiogramm (12-Kanal-EKG) – Untersuchung der elektrischen Aktivität des Herzens
    • Ruhe-EKG (EKG in Ruhe)
    • Belastungs-EKG per Fahrradergometrie (ab dem 40. Lebensjahr, bei auffälliger Anamnese auch bei unter 40-Jährigen): z. B. bei Verdacht auf:
      • hypertrophe Kardiomyopathie (HCMP; tiefe Q-Zacken und negative T-Welle linkspräkordial; 1-2 Fälle von jugendlichem Herztod pro 100.000 Jugendliche)
      • Brugada-Syndrom – wird den „primären angeborenen Kardiomyopathien“ und dort den sogenannten Ionenkanalerkrankungen zugerechnet; in 20 % der Erkrankungsfälle liegt eine autosomal-dominante Punktmutation des SCN5-Gens zugrunde; charakteristisch sind das Auftreten einer Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit) und ein Herzstillstand, was erst durch Herzrhythmusstörungen wie polymorphe ventrikuläre Tachykardien oder Kammerflimmern auftritt; Patienten mit dieser Erkrankung sind scheinbar völlig herzgesund, können aber bereits im Jugend- und frühen Erwachsenenalter einen plötzlichen Herztod (PHT) erleiden.
      • juvenile Herzkranzgefäßerkrankung (KHK)
    • Echokardiographie (Echo; Herzultraschall)
      • bei Familien mit Kardiomyopathien (jährlich)
      • bei Verdacht auf Klappenerkrankung
      • strukturelle Herzerkrankung
  • Spirometrie (Lungenfunktionstest: Vitalkapazität (VC), Einsekundenkapazität (FEV1), forcierte Vitalkapazität (FVC); FEV1/FVC))
  • Urinuntersuchung mittels Streifentest (s. o.)
  • Blutuntersuchungen (fakultativ)
    • Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin
    • Nüchternglucose (Nüchternblutzucker)
  • Sportmedizinische Beratung  inkl. präventive Aufklärung der Athleten über Ernährung (Prävention von Anorexie/Magersucht) und Doping; Hinweise zum Verhalten bei Infektionen (Myokarditis/Herzmuskelentzündung) oder belastungsabhängigen Beschwerden (Thoraxschmerz/Brustschmerzen oder Synkope/kurzzeitige Bewusstlosigkeit)

Die Sporttauglichkeitsuntersuchung sollte alle 2 Jahre wiederholt werden.

Literatur

  1. Schober PH et al.: Sport- und Wettkampftauglichkeitsuntersuchungen im Kindes- und Jugendalter. Sport- und Präventivmedizin. Springer Verlag 2009. doi: 10.1007/s12534-009-0053-7
  2. Mayer F et al.: Orthopädische Sporttauglichkeitsuntersuchung. In: Schmitt H (Hrsg): Sportorthopädie und -traumatologie im Kindes- und Jugendalter. Empfehlung zur Sporttauglichkeitsprüfung und zur Sportausübung bei Verletzungen und Erkrankungen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 2014 Inhaltsverzeichnis
    Kap. 5, S 51-60 2014
  3. S1-Leitlinie: Vorsorgeuntersuchung im Sport. Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention 2007.
     
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