Ganganalyse

Die Ganganalyse ist ein medizinisches Verfahren, das vor allem in der Orthopädie Anwendung findet. Der menschliche Gang entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel des Gleichgewichts und der Koordination sowie der Funktion der Muskulatur und der Gelenkbeweglichkeit. Um eventuelle Störungen oder Erkrankungen anhand eines veränderten Gangbildes festzustellen, kann sowohl eine beobachtende Ganganalyse als auch eine apparative Ganganalyse durchgeführt werden.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Diagnose und Beurteilung des Bewegungs- und Gangverhaltens
  • Fehlbelastungen und Haltungsfehler
  • Muskelschwächen
  • Muskelkontrakturen (dauerhafte Verkürzung eines Muskels)
  • Beckenschiefstand (= Beinlängendifferenz < 2 cm) bei Skoliose (seitliche Abweichung der Wirbelsäule)
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Knochen- und Weichteilveränderungen
  • Gelenksarthrosen (Gelenkverschleiß)
  • Spastiken (Muskelkrämpfe), Paresen (Lähmungen) und Polyneuropathien (Untergang von Nervenbahnen, der zur Gefühllosigkeit und Koordinationsschwäche führt; z. B. bei Diabetes mellitus – Zuckerkrankheit)
  • Verletzungen von Muskeln, Sehnen und Bändern
  • Präventive Belastungsanalysen – z. B. bei Sportlern
  • Orthopädische Schuh- und Einlagenversorgung
  • Rehabilitationsplanung
  • Beurteilung von Prothesen – z. B. Hüftgelenksprothese
  • Operativer Nachsorge
  • Therapiedokumentation
  • Langzeitmonitoring von MS-Patienten
  • Laufschuhtest

Das Verfahren

Neben der apparativen, computergestützten Ganganalyse liefert gerade die klinische Gangbeobachtung durch den Arzt oder Physiotherapeuten erste diagnostische Erkenntnisse. Vor der Beobachtung des Gangbildes erfolgt eine Anamnese mit anschließender körperlicher Untersuchung.

Die folgenden Beobachtungskriterien dienen der Erfassung des Gangmusters:

  • Stellung der Körperlängsachse – diese sollte nahezu vertikal im Raum liegen
  • Kopfhaltung – der Kopf sollte in die Körperachse eingeordnet sein
  • Beweglichkeit
  • räumliche Bewegung und Haltung des Brustkorbes
  • Gangtempo – normal sind ca.110/120 Schritte/Min
  • Gangrhythmus und Gangökonomie – der Gang sollte flüssig und harmonisch sein
  • Schrittlänge – ca. 2-3 Fußlängen; sie sollte sowohl dem Tempo angemessen als auch seitengleich sein
  • Spurbreite
  • Gehbewegung des Beckens – Beckenrotation und phasenabhängige Seitenneigung
  • Gehbewegung der Beine – Beinachsen, Spielbein- und Standbeinphase
  • Füße – Aufsatz, Stellung und Abrollvorgang
  • Stellung des Schultergürtels
  • Aktivität der Arme

Die apparative Ganganalyse ermöglicht eine Auswertung dynamischer Komponenten des Gangbildes und eine Erfassung nicht sichtbarer Funktionen wie z. B. das Drehmoment der Gelenke. Sie dient vor allem der Dokumentation von Therapiefortschritten und der Überprüfung von technisch-orthopädischen Versorgungen. Durch Videoaufzeichnungen erleichtert die Analyse vor allem das Verständnis für den Patienten. Dieser bewältigt eine ca. 8 m lange Gehstrecke, während er gefilmt wird.

Die apparative Ganganalyse beinhaltet folgende Elemente:

  • Filmaufnahmen in mehreren Ebenen (2- und 3-dimensional)
  • Fotografien
  • Lichtspuraufnahmen – an definierten Punkten des Körpers werden reflektierende Markierungen angebracht die eine fortlaufende Registrierung der Körperbewegungen ermöglichen
  • Messung des Bodenkontakts während des Ganges
  • Messung der auf den Boden einwirkenden Kräfte
  • Registrierung der Gelenkstellung, der Beschleunigung und Gelenkstellung des Körpers
  • Messung der Muskelaktivität über eine Elektromyographie (EMG), die die elektrische Erregung der Muskulatur aufzeichnet

Ergänzend wird eine Sauerstoffverbrauchsmessung durchgeführt, um die Belastung des Patienten durch die Analyse zu erfassen. Die apparative Ganganalyse liefert genaue, reproduzierbare, diagnostische Information über den Bewegungsapparat des Patienten.

Ihr Nutzen

Sowohl die Gangbeobachtung als auch die apparative Ganganalyse stellen sehr komplexe und aussagekräftige Verfahren dar. Die Beurteilung des Gangbildes ermöglicht die funktionelle Diagnostik des Bewegungsapparates und trägt unter anderem zur Therapieplanung und Therapiekontrolle bei.


     
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