Evozierte Reaktionsaudiometrie (ERA)

Die evozierte Reaktionsaudiometrie (ERA; engl.: evoked response audiometry) – umgangssprachlich Überprüfung der elektrischen Reaktionsaudiometrie genannt – bezeichnet die Überprüfung der Hörfähigkeit anhand der Ableitung der Nervenaktivität im Hirnstamm (Hirnrinde) während des Hörens. Dabei werden Potentiale des Innenohrs, der Hörbahn, des Hirnstamms (bzw. Stammhirns) und der Hirnrinde gemessen. 

Die ERA ist kein eigenes Messverfahren, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Messverfahren (s. u. "Die Verfahren").

Zielsetzung der evozierten Reaktionsaudiometrie (ERA)

Die ERA hat zum Ziel, die Hörfähigkeit durch die Ableitung der Nervenaktivität im Hirnstamm während des Hörens zu überprüfen. Dabei werden Potentiale des Innenohrs, der Hörbahn, des Hirnstamms und der Hirnrinde gemessen, um Hörstörungen frühzeitig zu erkennen und zu lokalisieren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Überwachung der Hörfähigkeit bei Neugeborenen: Die ERA wird routinemäßig bei Neugeborenen eingesetzt, um angeborene Hörstörungen frühzeitig zu erkennen. Dies ermöglicht eine frühzeitige Intervention und eine bessere Entwicklung des Sprachvermögens.
  • Monitoring bei ototoxischen Substanzen: Die ERA wird verwendet, um Veränderungen der Hörfähigkeit bei Patienten zu überwachen, die ototoxische Medikamente wie bestimmte Antibiotika oder Chemotherapeutika einnehmen. Dies hilft, potenzielle Hörverluste frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls die Behandlung anzupassen.
  • Diagnose von Hörstörungen: Die ERA wird eingesetzt, um verschiedene Arten von Hörstörungen zu diagnostizieren und zu differenzieren, einschließlich sensorineuraler, konduktiver und gemischter Hörverluste. Dies ermöglicht eine gezielte Behandlung und Rehabilitation.
  • Überwachung bei Akustikusneurinomen: Die ERA kann dazu beitragen, Akustikusneurinome frühzeitig zu erkennen und ihre Entwicklung im Laufe der Zeit zu überwachen. Dies ist besonders wichtig für die Planung von Behandlungsstrategien und die Bewertung des Behandlungserfolgs.

Vor der Untersuchung

Vor der Durchführung der ERA sind keine speziellen Maßnahmen erforderlich. Es ist jedoch wichtig, die Indikation für die Untersuchung sorgfältig zu prüfen und gegebenenfalls relevante klinische Informationen zu sammeln.

Die Verfahren

  • Elektrocochleographie (ECochG): Dieses Verfahren misst Potentiale der Schnecke (Cochlea) und der Hörnerven. Es liefert Informationen über die Funktionalität des Innenohrs und kann helfen, zwischen verschiedenen Arten von Hörstörungen zu unterscheiden.
  • Brainstem Electrical Response Audiometry (BERA): Bei diesem Verfahren werden Potentiale des Hirnstamms gemessen. Es bietet wichtige Informationen über die Integrität der Hörbahn und ermöglicht die Lokalisierung von Läsionen im Bereich des Hirnstamms.
  • Cortical Evoked Response Audiometry (CERA): Die CERA misst Potentiale der Hirnrinde und liefert Informationen über die Verarbeitung von auditiven Reizen im Gehirn. Sie ist besonders nützlich für die Untersuchung zentraler Hörstörungen und kann helfen, die Funktionalität der Hirnrinde zu beurteilen.
Verfahren Akronym Messung
Elektrocochleographie ECochG Potentiale der Schnecke und der Hörnerven
Brainstem electrical response audiometry BERA Potentiale des Hirnstamms
Cortical evoked response audiometry CERA Potentiale der Hirnrinde

Die Überprüfung der elektrischen Reaktionsaudiometrie ist ein aussagekräftiges diagnostisches Verfahren in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, mit dem Hörstörungen früh erkannt bzw. lokalisiert werden können, denn Hörstörungen sind nicht immer innenohrbedingt, sondern können auch andere Ursachen haben.

Mögliche Befunde 

Die ERA kann verschiedene Befunde liefern, die wichtige Informationen über die Hörfähigkeit und mögliche Hörstörungen bieten. Dazu gehören:

  • Elektrocochleographie (ECochG):
    • Messung von Potenzialen der Schnecke (Cochlea) und des Hörnervs
    • Information über die Funktionalität des Innenohrs
    • Unterscheidung zwischen sensorineuralem, konduktivem und gemischtem Hörverlust
  • Brainstem Electrical Response Audiometry (BERA):
    • Messung von Potenzialen des Hirnstamms
    • Beurteilung der Integrität der Hörbahn
    • Lokalisierung von Läsionen im Bereich des Hirnstamms
  • Cortical Evoked Response Audiometry (CERA):
    • Messung von Potenzialen der Hirnrinde
    • Beurteilung der Verarbeitung von auditiven Reizen im Gehirn
    • Untersuchung zentraler Hörstörungen und Beurteilung der Funktionalität der Hirnrinde

Die ERA ermöglicht somit die differenzierte Diagnose verschiedener Arten von Hörstörungen und trägt zur Planung geeigneter Behandlungsstrategien bei.