Als Echokardiographie (Synonyme: Herzecho; Ultraschall des Herzens; Herzultraschall) bezeichnet man eine spezielle Ultraschalluntersuchung des Herzens. Sie dient zur Diagnose von Herzerkrankungen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Erkrankungen der Herzklappen wie beispielsweise Aortenklappenstenose oder -insuffizienz, Mitralklappenstenose oder -insuffizienz
- Herzthromben (Blutgerinnsel) in einem der Herzbinnenräume – können zum Beispiel durch Herzrhythmusstörungen wie das Delirium cordis – Vorhofflimmern –, oder durch Herzklappenfehler wie die Mitralklappenstenose entstehen
- Beurteilung der Funktion künstlicher Herzklappen
- Aneurysma (Wandausstülpungen) – Fehlbildungen der Aorta (Hauptschlagader) oder der Herzwand
- Hämodynamisch instabiler Patient, wie z. B.:
- Patienten im Schock und akuter Hypoxie (Sauerstoffmangel)
- stark brady- oder tachykarde Patienten (Herzfrequenz < 60 oder > 100 Schläge pro Minute)
- reanimationspflichtige Patienten
- Patienten mit Dyspnoe (Atemnot) und Stauungssymptomen
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche) – inkl. Unterscheidung einer systolischen von einer diastolischen Funktionsstörung
- Kardiomyopathien (Herzmuskelerkrankungen)
- Öffnungen zwischen den Herzkammern wie ein persistierendes Foramen ovale (PFO; offenes Foramen ovale) oder ein struktureller Vorhofseptumdefekt
- Perikarderguss – Flüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel
- Speicherkrankheiten (z. B. Amyloidose)
Das Verfahren
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens durchzuführen. Dazu zählen beispielsweise.
Transthorakale Echokardiographie: Sie erfolgt über den Brustkorb. Der Ultraschallkopf wird außen auf die vordere Brustwand gelegt. Zuvor wird auf diesen Brustbereich etwas Gel aufgetragen, damit der Schallkopf des Ultraschallgerätes gut gleitet und die Übertragung verbessert wird. Der Oberkörper des Patienten ist dabei leicht angehoben, der linke Arm wird hinter dem Kopf platziert. Die vom Gerät ausgestrahlten Schallwellen werden vom Körpergewebe unterschiedlich stark reflektiert und als „Echo“ zurückgeworfen. Dieses wird elektronisch in ein Bild umgewandelt und ist am Bildschirm sichtbar.
Transösophageale Echokardiographie (TEE): Sie erfolgt über die Speiseröhre, die in einem Abschnitt direkt neben dem Herzen verläuft. Nach der Verabreichung eines Sedativums (beruhigende Medikament) wird hier ein spezieller Schallkopf transösophageal ("über den Mund in die Speiseröhre") eingeführt und dementsprechend nah an das Herz herangebracht. Dadurch ist eine bessere Darstellung bestimmter Herzstrukturen, vor allem des linken Atriums (Herzvorhof; z. B. zum Ausschluss von Thromben/Blutgerinnsel), möglich.
Belastungs-Echokardiographie, Stressechokardiographie: Auch hier erfolgt die Untersuchung über den Brustkorb, unter gleichzeitiger Steigerung der Herzarbeit. Die gesteigerte Herztätigkeit wird entweder durch Ergometerbelastung – auf einem fixierten Fahrrad – oder durch Medikamente (meist Dobutamin) hervorgerufen. Beobachtet wird das belastungsabhängige Zusammenziehen des Herzens. Treten Kontraktionsstörungen auf, kann das beispielsweise auf Koronarstenosen (verengte Herzkranzgefäße) hinweisen.
Bei allen Formen der Echokardiographie wird neben der Darstellung des Herzens auch eine (gepulste) Dopplersonographie zur Analyse des Blutflusses durchgeführt (= Doppler-Echokardiographie), eine Farb-Doppler-Echokardiographie zeigt die Richtung des Blutflusses zudem in verschiedenen Farben. Damit lassen sich vor allem Herzklappenvitien (Herzklappenfehler) oder Septumdefekte (Löcher in der Herzscheidewand) bestimmen.
Die Sonographie des Herzens stellt dar:
- Struktur von Herzwänden und Herzklappen und deren Bewegungsabläufe
- Wanddicke von Herzvorhöfen und Herzkammern
- Größe der Herzbinnenräume und damit die gesamte Herzgröße
- Herzminutenvolumen (HMV)
- Störungen der systolischen beziehungsweise diastolischen Funktion
Standardisierte Untersuchungsschnitte einer transthorakalen Echokardiographie. Mod. nach [1].
Schnitt | Modalität(en) | Mögliche Messungen |
Parasternaler Längsschnitt | 2D, Farbdoppler, Mode a | LVEDD, LVESD, IVS, LVPW, LVOT (2D), Ao (2D) |
Parasternaler Querschnitt (Aorta) | 2D, Farbdoppler, M-Mode a | |
Parasternaler Querschnitt (MK) | 2D | |
Parasternaler Querschnitt (LV) | 2D, M-Mode | LVEDD, LVESD, IVS, LVPW |
Parasternaler RV-Einflusstrakt b | 2D, Farbdoppler | |
Parasternaler RV-Ausflusstrakt b | 2D, Farbdoppler, PW | RVOT (2D, PW) |
Apikaler Vierkammerblick | 2D, Farbdoppler, PW, CW, TDI | LAV, LVEDV, LVESV, EF, E, A, E/A, DT, e’, E/e’, TK (CW) |
Apikaler Fünfkammerblick | 2D, Farbdoppler, PW, CW | LVOT (PW), AK (CW) |
Apikaler Zweikammerblick | 2D, Farbdoppler | LVEDV, LVESV, EF |
Apikaler Längsschnitt | 2D, Farbdoppler | |
Subkostaler Vierkammerblick b | 2D, Farbdoppler | |
Subkostal VCI + „sniff" | M-Mode |
a M-Mode-Messungen können aus dem Längs- oder Querschnitt erfolgen. Manche Ultraschallgeräte ermöglichen einen anatomischen M-Mode aus dem archivierten B-Bild.
b fakultative Schnitte: A: spätdiastolische Geschwindigkeit (Mitralfluss); AK: Aortenklappe; Ao: Aorta; DT: Dezelerationszeit; E: frühdiastolische Geschwindigkeit (Mitralfluss); e’: frühdiastolische Geschwindigkeit (Mitralanulus); EF: Ejektionsfraktion (Auswurffraktion); IVS: interventrikuläres Septum; LAV: linksatriales Volumen; LVEDD: inksventrikulärer enddiastolischer Durchmesser; LVEDV: linksventrikuläres enddiastolisches Volumen; LVESD: linksventrikulärer endsystolischer Durchmesser; LVESV: linksventrikuläres endsystolisches Volumen; LVOT: linksventrikulärer Ausflusstrakt; RVOT: rechtsventrikulärer Ausflusstrakt; LVPW: linksventrikuläre Hinterwand; TK: Trikuspidalklappe; VCI: Vena cava inferior
Beachte: Ältere Menschen zeigen im Alter eine Abnahme der E/A-Ratio als Ausdruck einer sich verändernden diastolischen Funktion. Dabei ist zu beachten, dass eine eingeschränkte Relaxationsfähigkeit des Myokards (Herzmuskel) in gewissen Ausmaßen im Alter als normal zu bezeichnen ist.
Standardisiertes Messprotokoll einer transthorakalen Echokardiographie. Mod. nach [1]
Messungen | Normalwerte |
Linksventrikuläre Größe | |
2D- oder 3D-Volumina a |
|
LV-Diameter (M-Mode, 2D) |
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Septum- und Hinterwanddicke (M-Mode) |
|
LVEF |
|
Regionale Wandbewegungsanalyse (Score-Index) b |
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LAV |
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Rechter Ventrikel (Größe): normal oder dilatiert | |
Rechter Ventrikel (Funktion): normal, gering, mittelgradig oder hochgradig reduziert |
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Rechter Vorhof (Größe): normal oder dilatiert | |
Aortenwurzel (Sinus) c |
|
IVC-Diameter |
|
Legende
- a Die geindexten Werte sind zu bevorzugen.
- b 16- bzw. 17-Segmente-Modell
- c Bei (susp.) Pathologie: Aorta ascendens; sinotubulärer Übergang; EDD: enddiastolischer Durchmesser; EDV: enddiastolisches Volumen; ESD: endsystolischer Durchmesser; ESV: endsystolisches Volumen; IVC: Vena cava inferior; IVS: interventrikuläres Septum; LAV: linksatriales Volumen; LVEF: linksventrikuläre Auswurffraktion (Ejektionsfraktion); LVPW: linksventrikuläre Hinterwand
Referenzwerte der linksventrikulären Volumina und Ejektionsfraktion. Mod. nach [1]
Einheit | Normal | Geringgradig | Abnormal Mittelgradig |
Hochgradig | |
Frauen | |||||
LVDV | ml | 56-104 | 105-117 | 118-130 | > 130 |
LVDV-Index | ml/m2 BSA | 35-75 | 76-86 | 87-96 | > 96 |
LVSV | ml | 19-49 | 50-59 | 60-69 | > 69 |
LVSV-Index | ml/m2 BSA | 12-30 | 31-36 | 37-42 | > 42 |
EF | % | > 54 | 45-54 | 30-44 | < 30 |
Männer | |||||
LVDV | ml | 67-155 | 156-178 | 179-201 | > 201 |
LVDV-Index | ml/m2 BSA | 35-75 | 76-86 | 87-96 | > 96 |
LVSV | ml | 22-58 | 59-70 | 71-82 | > 82 |
LVSV-Index | ml/m2 BSA | 12-30 | 31-36 | 37-42 | > 42 |
EF | % | > 54 | 45-54 | 30-44 | < 30 |
Legende
- EF: Ejektionsfraktion (Auswurffraktion)
- LVDV: linksventrikuläres diastolisches Volumen
- LVSV: linksventrikuläres systolisches Volumen
Dauer der Untersuchung: 20 bis 30 Minuten
Literatur
- Lang ML, Bierig M, Devereux RB et al.: Recommendations for chamber quantification. Eur J Echocardiogr 2006; 7: 79–108