Ursachen
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Der Jodmangel ist weltweit noch immer die häufigste Ursache der Hypothyreose.

Bei der kongenitalen (angeborene) Hypothyreose beruht der Defekt zumeist auf einer Schilddrüsendysgenesie (Schilddrüsenfehlbildung), seltener auf einem genetischen Defekt der Hormonsynthese.

Die Pathogenese der autoimmunen Hypothyreose beruht zu einem Teil auf genetischen Störungen sowie auf Umweltfaktoren (Strahlenschäden). Diese Faktoren führen zu einer Infiltration von Lymphozyten in die Schilddrüse, die wiederum zu einer Fibrosierung des Gewebes führt.

Bei der iatrogenen ("durch ärztliche Maßnahmen bedingte") Hypothyreose liegt der Pathomechanismus in einer Strahlenschädigung oder einer Zerstörung der Zellen der Schilddrüse (Strumektomie (Entfernung der Schilddrüse), Radiojodtherapie).

Man unterscheidet folgende Formen der Hypothyreose bei Erwachsenen:

  • Primäre (thyreogene) Hypothyreose [Regelkreis in der Schilddrüse ist unterbrochen]
    • am häufigsten die Folge einer Autoimmunerkrankung wie Hashimoto-Thyreoditis
    • iatrogen bedingt (durch ärztliche Maßnahmen verursacht) – nach Strumektomie (Entfernung von Schilddrüsengewebe), nach Radiojodtherapie, medikamentös induziert (z. B. Thyreostatika, Lithium, Sunitinib, Amiodaron)
  • Sekundäre hypophysäre Hypothyreose [Regelkreis in der Hypophyse ist unterbrochen, z. B. wg. Insuffizienz/Schwäche des Hypophysenvorderlappens/Vorderlappens der Hirnanhangsdrüse]
  • Tertiäre hypothalamische Hypothyreose [Vorgabe des Sollwertes fehlt durch TRH-Mangel, z. B. im Rahmen einer Schädigung des Hypothalamus, eines Pickardt-Syndroms oder eines Euthyroid-Sick-Syndroms] (sehr selten)

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung, z. B. Mutation der Hormonrezeptoren 
    • Genetische Erkrankungen
      • Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang mit vermehrter Ablagerung von Eisen als Folge einer erhöhten Eisenkonzentration im Blut mit Gewebeschädigung 
  • Anatomische Varianten – Aplasie (fehlende Anlage einer Schilddrüse); ektope Schilddrüse (anatomische Lage der Schilddrüse am falschen Ort)
  • Hormonelle Faktoren
    • Hormonresistenz – der Körper spricht nicht auf die Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) an
    • Mutation der Hormonrezeptoren 

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Jodmangel – siehe Mikronährstofftherapie 

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Amyloidose – extrazelluläre ("außerhalb der Zelle") Ablagerungen von Amyloiden (abbauresistente Proteine), die u. a. zu einer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung), Neuropathie (Erkrankung des peripheren Nervensystems) und Hepatomegalie (Lebervergrößerung) führen können.
  • Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis) – Autoimmunerkrankung der Schilddrüse; anfangs mit vermehrter Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen, später mit schleichendem Übergang zur Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit, engl.: hematochromatosis; von griech. haima = Blut, chroma = Farbe) – autosomal-rezessive Erbkrankheit; Männer sind wesentlich häufiger betroffen als Frauen. Bei der Erkrankung kommt es zu einer erhöhten Resorption (Aufnahme) von Eisen im oberen Dünndarm.
  • Hirntumoren 
  • Hypophyseninsuffizienz (Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse) – z. B. Hypophysenadenom (gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse), Hypophysenentzündung oder Hypothalamuserkrankung
  • Schädel-Hirn-Trauma (SHT) – Schädel-Hirnverletzungen
  • Sarkoidose – entzündliche Systemerkrankung, die vor allem die Haut, die Lunge und Lymphknoten betrifft
  • Sklerodermie – Autoimmunerkrankung, die zu einer Haut- und Bindegewebsverhärtung führt
  • Thyreoiditis (Schilddrüsenentzündung)
  • TSH-Mangel (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) – Mangel an dem die Schilddrüsen stimulierendem Hormon
  • Tumoren der Schilddrüse

Medikamente

  • Amiodaron (Antiarrhythmikum, das zu über 30 % aus Jod besteht) → Amiodaron-induzierte Hypothyreose (Amiodaron getriggerte autoimmune Thyreoiditis) 
  • Antibiotika
    • Aminosalicylsäure – Mittel zur Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
    • Ethionamid (Antibiotikum, das strukturell zu den Thionamiden zählt)
    • p-Aminosalicylsäure (Antibiotikum zur Tuberkulose-Behandlung)
    • Rifampicin (Antibiotikum aus der Gruppe der Ansamycine)
    • Sulfisoxazol
  • Antikonvulsiva
    • Carbamazepin (Klasse der Dibenzazepine)
    • Phenobarbital (Epilepsiebehandlung sowie zur Narkosevorbereitung)
    • Phenytoin (Hydantoin-Derivat, das als Arzneistoff zur Dauerbehandlung der Epilepsie eingesetzt wird)
  • Antiretrovirale Medikamente Stavudin 
  • Atypische Neuroleptika (insb. Clozapin und Quetiapin)
  • Bexaroten – Retinoid-Analogon, das zur Behandlung des kutanen T-Zell-Lymphoms zugelassen ist
  • HCV-Proteaseinhibitoren (Telaprevir)
  • Hormone
    • Antiöstrogene wie Aminoglutethimid (Aromatasehemmer)
  • Immun-Checkpoint-Inhibitoren (Ipilimumab, Pembrolizumab, Nivolumab
  • Interleukin (IL)-2
  • Jodhaltige Kontrastmittel: bei Hypothyreose, egal ob subklinisch oder manifest, stellt Jod-haltiges Kontrastmittel kein Problem dar [Erwähnung an dieser Stelle, da dieses häufig falsch eingeschätzt wird]
  • Lithium → Lithium-induzierte Hypothyreose
  • Orale Tyrosinkinase-Hemmer (Sunitinib, Imatinib)
  • Thalidomid (Contergan)
  • Thyreostatika (Carbimazol)
  • Zytokine 
    • Interferon--alpha (IFN-α)

Operationen

  • Thyreoidektomie (Schilddrüsenentfernung)

Strahlentherapie

  • Ablative Therapie mittels Radiojod (Radiojodtherapie) – Therapie der Schilddrüsenüberfunktion oder von Schilddrüsenkarzinomen mit radioaktiven Substanzen
  • Strahlenthyreoiditis (Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) infolge einer Strahlentherapie) nach externer Radiatio (Strahlentherapie) der Halsregion – z. B. wg. maligner Lymphome
     
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