Fettstoffwechselstörungen (Hyperlipoproteinämien) – Einleitung

Hyperlipoproteinämien (HLP; Hyperlipidämie), umgangssprachlich auch Fettstoffwechselstörungen genannt, bezeichnen Krankheiten, bei denen die Lipide in der Nüchtern-Serumuntersuchung erhöht sind. Dyslipoproteinämien hingegen bezeichnen Krankheiten, bei denen die Lipoproteinfraktionen im Blutserum in einem gestörten Verhältnis (besonders das Missverhältnis von HDL zu LDL) vorliegen.

Die Lipide sind immer an Lipoproteine (Komplex aus Proteinen (Apolipoproteine) und Lipiden) gebunden, da sie im Blut nicht löslich sind. Nüchtern bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Blutentnahme mindestens acht Stunden nach der letzten Mahlzeit durchgeführt wurde.

Zu den Hyperlipoproteinämien bzw. Dyslipoproteinämien zählen:

Der Lipoproteinstoffwechsel wird in drei Transportwege gegliedert:

  1. Exogener Transport der intestinal resorbierten Lipide
  2. Endogener Transportweg der hepatischen Lipide durch very low density lipoproteins (VLDL) und low density lipoproteins (LDL)
  3. Reverser Cholesterintransport von extrahepatischen (nicht-hepatischen) Zellen zur Leber durch high density lipoproteins (HDL)

Die Lipoproteine sind für die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung und den Transport zwischen den Geweben und der Leber verantwortlich und werden wie folgt unterteilt:

Lipoprotein-Hauptklassen Aufgaben Bestandteile
Chylomikronen Transport der Triglyceride vom Darm zum Muskel Triglyceride ↑
Cholesterin ↓
VLDL Transport der Triglyceride und Cholesterin von der Leber zu anderen Geweben Triglyceride ↑
Cholesterin ↓
IDL Abbauprodukt der VLDL, weiterer Umbau zum LDL Triglyceride ↑
Cholesterin ↓
LDL Transport von im Körper gebildetem Cholesterin zu den Geweben Triglyceride ↓
Cholesterin ↑
HDL Transport des Cholesterins von den Geweben zur Leber mit dem Ziel der Ausscheidung des Cholesterins Triglyceride ↓
Cholesterin ↑
Lp(a) Besteht unter anderem aus einer LDL-Komponente; hat Einfluss auf mehrere Systeme wie beispielsweise die Blutgerinnung Triglyceride ↓
Cholesterin ↑

Legende

  • VLDL: very low density lipoproteins (Lipoprotein mit sehr geringer Dichte)
  • IDL: intermediate density lipoproteins (Lipoprotein mit mittlerer Dichte)
  • LDL: low density lipoproteins (Lipoprotein mit geringer Dichte) – wird im Volksmund auch "schlechtes Cholesterin" genannt
  • HDL: high density lipoproteins (Lipoprotein mit hoher Dichte) – wird im Volksmund auch "gutes Cholesterin" genannt
  • Lp(a): Lipoprotein (a)

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend in der Altersgruppe der über 40-Jährigen auf.

Prävalenz: Die Krankheitshäufigkeit liegt bei 50 % bei den über 40-Jährigen (in den westlichen Industrieländern).

Verlauf und Prognose

Assoziierte Störungen

Hyperlipoproteinämien finden sich häufig gemeinsam mit metabolischen Störungen, die die Gesamtgesundheit erheblich beeinflussen. Zu den häufig assoziierten Bedingungen gehören:

  • Adipositas (Fettsucht): Definiert durch einen Body-Mass-Index (BMI) von 30 oder höher.
  • Gestörte Glukosetoleranz: Eine beeinträchtigte Zuckerverwertung, die als Vorstufe zu Diabetes mellitus Typ 2 gilt.
  • Insulinresistenz: Eine verminderte Ansprechbarkeit der Körperzellen auf das Hormon Insulin.
  • Metabolisches Syndrom: Das gleichzeitige Vorliegen von drei oder mehr der folgenden Erkrankungen:
    • Übergewicht
    • Hypertonie (Bluthochdruck)
    • Hypertriglyzeridämie (erhöhte Blutfettwerte)
    • Erniedrigtes HDL-Cholesterin
    • Erhöhte Nüchternblutzuckerwerte

Labordiagnostik

Bei Verdacht auf Hyperlipoproteinämie sollten die folgenden Parameter im Blutserum bestimmt werden:

  • Gesamtcholesterin
  • LDL-Cholesterin
  • HDL-Cholesterin
  • Triglyceride

Zusätzlich wird die Bestimmung von Lipoprotein (a) und Homocystein empfohlen, um ein umfassenderes Bild der Lipidstoffwechselstörung zu erhalten.

Folgeerkrankungen

Hyperlipoproteinämien können langfristig zu schweren Folgeerkrankungen führen, darunter:

  • Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung): Eine Verhärtung und Verengung der Arterien durch Lipidablagerungen.
  • Koronare Herzerkrankung (KHK): Erkrankung der Herzkranzgefäße, die zu Angina pectoris (Brustschmerz; Herzenge) und Myokardinfarkt (Herzinfarkt) führen kann.
  • Myokardinfarkt: Eine akute, oft lebensbedrohliche Blockade der Herzkranzgefäße.
  • Apoplex (Schlaganfall): Eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu neurologischen Schäden führt.

Prognose

  • Spät erkannte und behandelte Hyperlipoproteinämien: Wenn die Therapie erst begonnen wird, nachdem bereits eine Folgeerkrankung eingetreten ist, ist die Prognose in der Regel schlechter.
  • Frühzeitige Diagnose und Behandlung: Wird die Hyperlipoproteinämie im Rahmen einer Routineuntersuchung diagnostiziert und die Therapie frühzeitig begonnen, ist die Prognose gut. Eine rechtzeitige Behandlung kann das Risiko von Folgeerkrankungen erheblich reduzieren und die Lebensqualität verbessern.