Testikuläre Spermienextraktion (TESE)

Die testikuläre Spermienextraktion (TESE; d. h. "Gewinnung von Spermien aus dem Hoden"; Synonym: Hodenbiopsie) erfolgt auf mikrochirurgischem Wege.

Das Verfahren wird stets kombiniert mit einer intracytoplamatischen Spermieninjektion (ICSI) und einer In-vitro-Fertilisation (IVF).

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Hodenatrophie ("Schrumpfhoden")
  • Sertoli-cell-only-Syndrom – Sonderform der testikulär bedingten (hodenbedingte) Infertilität; gekennzeichnet durch stark reduzierte oder fehlende Spermatogenese (Samenzellbildung) trotz des Vorhandenseins von sowohl Sertoli- als auch Leydig-Zellen.
    Hinweis: Die wichtigste Funktion der Leydig-Zellen ist die Testosteronsynthese.
  • Vernarbungen aus früheren Operationen, die eine Mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration (MESA) unmöglich machen.
  • Testikuläre Azoospermie (hodenbedingte Produktionsstörung von Samenzellen; Azoospermie = Fehlen reifer wie unreifer Spermien im Ejakulat) 

Durch TESE konnten sogar einige Spermatozoen bei Patienten mit Klinefelter-Syndrom extrahiert werden. 

Vor der Operation

Einer testikulären Spermienextraktion und einer intracytoplamatischen Spermieninjektion (ICSI) muss eine Untersuchung des Mannes durch Ärzte mit der Zusatzbezeichnung "Andrologie" vorausgehen. Diese umfasst eine Eigen‑, Familien- und Paaranamnese inkl. einer Sexualanamnese, eine körperliche Untersuchung sowie eine Ejakulatanalyse (u. a. Spermiogramm/Samenzelluntersuchung). Des Weiteren wird dieses bei sich ergebener Indikation ergänzt durch eine Skrotalsonographie (Ultraschall von Hoden und Nebenhoden) sowie ggf. eine Hormondiagnostik und zyto- bzw. molekulargenetische Diagnostik.
Soweit sexuell übertragbare Erkrankungen (engl: sexually transmitted disease, STD) und andere urogenitale Infektion vorliegen, die die Frau bzw. das Kind gefährden können, müssen diese therapiert werden [Leitlinien: Diagnostik und Therapie vor einer assistierten reproduktionsmedizinischen Behandlung (ART)].
Vor der Operation sollten bis zu 7 Tage keine Antikoagulantien (Gerinnungshemmer) eingenommen werden.

Das Verfahren

Nach Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) des Skrotum (Hodenhaut) und des Funiculus spermaticus (Samenstranges) wird der Hoden über einen kleinen Hautschnitt am Skrotum (1-2 cm) freigelegt. Anschließend erfolgt eine Biopsie (Gewebeentnahme) an mehreren Stellen des Hodens (in der Regel an 3 Stellen). Die größeren Gewebeanteile gehen direkt in das IVF-Labor und werden nach Spermatozoen (Samenzellen) untersucht.
Mikro-TESE: Die Hodenspermien werden mithilfe eines Operationsmikroskops gewonnen, indem die Areale mit erweiterten Hodenkanälchen aufgesucht werden, wo herdförmig eine Restspermatogenese besteht. Die Spermatozoen werden bei positivem Befund zeitnah in einzelnen Portionen (straws) kryokonserviert (eingefroren).
Ein kleiner Teil des gewonnenen Hodengewebes wird an die Pathologie zur weiteren histologischen (feingeweblichen) Diagnostik gegeben. 
Der Wundverschluss der Haut erfolgt mit selbstauflösenden Fäden.

Frisch-TESE: Bei diesem Verfahren wird auf die Kryokonservierung verzichtet, d. h. nach der operativen Spermienasservierung erfolgt unmittelbar die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion und anschließend die In-vitro-Fertilisation.
Das Verfahren reduziert zwar die Kosten der Kryokonservierung und es sinkt zugleich das Risiko, dass durch die Kryokonservierung weitere Spermatozoen verloren gehen, allerdings kann der Frau evtl. eine unnötige Hormonbehandlung erspart bleiben, falls sich bei der TESE keine befruchtungsfähigen Spermatozoen finden lassen.

Das Verfahren findet unter Vollnarkose statt.

Die Dauer der Operation beträgt ca. 30 Minuten.

Nach der Operation

Nach dem Eingriff bleibt der Patient ca. 1-2 Stunden im Aufwachbereich. Anschließend sollte er sich fünf Tage schonen. Geduscht werden sollte frühestens am nächsten Tag. Auf Baden und Saunieren sollte ca. 2 Wochen verzichtet werden.

Mögliche Komplikationen

  • Hämatom (Bluterguss)
  • Skrotalödem (Schwellung des Hodensackes)
  • Epididymitis (Nebenhodenentzündung)

Bitte beachten Sie!

Die körperliche und psychische Gesundheit von Mann und Frau sowie eine gesunde Lebensweise sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kinderwunschbehandlung.

Vor dem Beginn therapeutischer Maßnahmen sollten Sie in jedem Fall  soweit möglich  Ihre individuellen Risikofaktoren reduzieren!

Lassen Sie deshalb vor Beginn einer fortpflanzungsmedizinischen Maßnahme (z. B. IUI, IVF etc.) einen Gesundheitscheck und eine Ernährungsanalyse zur Optimierung Ihrer persönlichen Fertilität (Fruchtbarkeit) durchführen.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie vor einer assistierten reproduktionsmedizinischen Behandlung (ART). (AWMF-Registernummer: 015-085), Februar 2019 Kurzfassung

     
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