Weitere Therapie
Morbus Crohn

Allgemeine Maßnahmen

  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum); senkt das Rezidivrisiko (Risiko des Wiederauftretens) um ca. 50 % – ggf. Teilnahme an einem Raucherentwöhnungsprogramm
  • Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag)
  • Normalgewicht anstreben!
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm bzw. Programm für Untergewichtige.
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige
  • Vermeidung psychosozialer Belastungen:
    • Konfliktsituationen
    • Stress – kann zum Auftreten erneuter Schübe führen

Impfungen

Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung
  • Hepatitis A- und B-Impfung (so oft wiederholen, bis der Anti-HBS-Titer erreicht ist)
  • Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: Morbus Crohn)
  • HPV-Impfung (auch im Erwachsenenalter)
  • Pneumokokken-Impfung
    Beachte: Immunsupprimierte sollten sequentiell mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13 und sechs bis zwölf Monate später mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff PPSV23 gegen Pneumokokken geimpft werden.
  • Falls im Kindesalter nicht oder nicht vollständig durchgeführt: Masern (notwendige Lebendimpfung auch bei Immunsuppression), Mumps, Varizellen (Windpocken), Röteln, Polio
  • Auffrischimpfungen empfehlenswert: Tetanus, Diphtherie, Pertussis

Hinweis: Für im Einzelfall unumgängliche Lebendimpfungen gibt die ECCO konkrete Empfehlungen zu Therapiepausen.

Beachte: Patienten mit einer CED, die eine Therapie mit Immunsuppressiva erhalten, sprechen deutlich schlechter auf routinemäßige Impfungen an. Es sollte daher der Impftitern nach der Impfung regelmäßig überprüft werden [2].

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen  

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse zur Prävention und Therapie einer Unter- bzw. Mangelernährung ist erforderlich
    • Vor allem bei erkrankten Kindern stellt die Mangelernährung ein großes Problem dar. So kann in der Folge die körperliche Entwicklung, das Längenwachstum sowie die Knochenqualität beeinträchtigt sein [3].
    • Bei Erwachsenen nimmt das Risiko für weitere Komplikationen zu. Zudem sprechen sie durch die Unter-/Mangelernährung schlechter auf die Therapie an [3].
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Mediterrane Ernährung, d. h. Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, einfach ungesättigten Fettsäuren, komplexen Kohlenhydraten und mageren Proteinen; wenig hochverarbeitete Lebensmittel, Zucker und Salz
    • Sorgfältiges Kauen und Verarbeiten (weiche Konsistenz)
    • Akuter Schub:
      • Flüssignahrung: Enterale Ernährung mit Flüssignahrung
      • Kurzzeitige parenterale Ernährung: CED, die mit einem intraabdominalen Abszess (abgekapselte Eiterhöhle im Bauchraum) und/oder einer phlegmonösen Entzündung einhergeht; des Weiteren bei bestimmten Gruppen: z. B. stark eiternde Darmfisteln, lang anhaltender Ileus (Darmverschluss), Kurzdarmsyndrom 
      • Schonkost: Durch diese Ernährungsform kann der Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) im akuten Schub entlastet werden. Allerdings sollte möglichst rasch mit dem Kostaufbau begonnen werden, da eine Schonkost hinsichtlich Kalorien- und Nährstoffmenge nicht bedarfsdeckend ist [3].
      • Crohn’s disease exclusion diet (CDED): dabei wird der Konsum von tierischen und gesättigten Fetten, von glutenhaltigen Getreiden und Emulgatoren reduziert, bei gleichzeitig erhöhter Zufuhr von Obst, Gemüse und resistenter Stärke. Diese Ernährungstherapie wurde bislang nur Kindern empfohlen.
        In einer Studie mit erwachsenen Crohn-Patienten mit leicht bis mittelschwere Erkrankung konnte gezeigt werden, dass unter CDED mit oder ohne partiell enteraler Ernährung 63 % der Patienten innerhalb von sechs Wochen in Remission kamen und 50 % waren dies auch noch nach 24 Wochen [5].
    • Remissionsphase:
      • Nährstoffspeicher wieder auffüllen und Normalgewicht anstreben [3].
      • Kinder und Jugendliche mit Morbus Crohn, die gut auf eine Induktionstherapie mit ausschließlich enterale Ernährung* (engl. enteral nutrition, auch EEN) ansprechen, können mit einer jeweils zweiwöchigen EEN alle acht Wochen über ein Jahr Rezidive signifikant besser verhindern – ohne Einsatz von Medikamenten –, als mit einer täglichen oralen Supplementationsdiät [4].
        *künstliche Nahrungsversorgung, bei der die Nahrungszufuhr über den Magen-Darm-Trakt verläuft, ohne dass der Mund-Rachen-Raum genutzt wird.
        Einschränkung: Die Untersuchungsergebnisse zur mukosalen ("Schleimhaut betreffend") und transluminalen ("Lumen des Darms betreffend") Heilung stehen noch aus.
    • Proteinreiche Ernährung – Fleisch, Milch, Soja und Sojaprodukte, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Ei
    • Ballaststoffreiche Ernährung (vor allem lösliche Ballaststoffe: Psyllium (Flohsamen), Pektine (Bestandteil der meisten Früchte), Pflanzengummis (z. B. Gummi arabicum))
    • CED-Patienten müssen regelmäßig auf Vitamin-D- und Eisenmangel überwacht werden.
    • Beachte:
      • Eine Laktose- oder Fructoseunverträglichkeit, die mit steigender Krankheitsaktivität häufiger auftreten können, müssen ernährungsmedizinisch berücksichtigt werden.
      • Bei Verdacht auf eine Mangelernährung müssen Parameter des Ernährungsstatus inkl. der Mikro- oder Makronährstoffen erhoben werden.
    • Ernährung reich an:
      • Vitaminen (A, D, E, K, Vitamin B-Komplex)
      • Mineralstoffen (Magnesium)
      • Spurenelementen (Eisen, Selen, Zink)
      • Omega-3-Fettsäuren (Meeresfisch) – antiinflammatorischer (antientzündlicher) Effekt
      • Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Beta-Carotin)
      • Probiotischen Lebensmittel (ggf. Nahrungsergänzungsmittel mit probiotischen Kulturen)
    • Da die Erkrankung mit Entzündungsprozessen einhergeht, sollten Erkenntnisse in Bezug auf eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Ernährung auch Grundlage der Ernährung bei Morbus Crohn sein. Siehe unter Ernährung bei „Subklinische Inflammation“.
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns. 

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin stehen erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Ggf. Stressmanagement
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Akupunktur [1]
  • Moxibustion (Erwärmung von speziellen Punkten des Körpers) [1]
  • Yoga

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung – DCCV – e. V.
    Reinhardtstraße 18, 10117 Berlin
    Telefon: 030 2000 392 0, Telefax: 030 2000 392 87, E-Mail: info@dccv.de, Internet: www.dccv.de

Literatur

  1. Bao CH, Zhao JM, Liu HR, Lu Y, Zhu YF, Shi Y, Weng ZJ, Feng H, Guan X, Li J, Chen WF, Wu LY, Jin XM, Dou CZ, Wu HG: Randomized controlled trial: Moxibustion and acupuncture for the treatment of Crohn's disease. World J Gastroenterol. 2014 Aug 21;20(31):11000-11. doi: 10.3748/wjg.v20.i31.11000.
  2. Nguyen DL, Nguyen ET, Bechtold ML: Effect of Immunosuppressive Therapies for the Treatment of Inflammatory Bowel Disease on Response to Routine Vaccinations: A Meta-Analysis. Dig Dis Sci. 2015 Mar 22.
  3. Ulrich-Rückert S: CED: Spezifische Ernährungskonzepte. 01.04.2018, PflegeKolleg, Ausgabe 4/2018
  4. Pigneur B et al.: Cyclic Enteral Nutrition to Maintain Long-Term Drug-Free Remission in Paediatric Crohn´s Disease. Journal of Crohn's and Colitis, 2021;15(1):S015, https://doi.org/10.1093/ecco-jcc/jjab075.014
  5. Yanai H et al. The Crohn’s disease exclusion diet for induction and maintenance of remission in adults with mild-to-moderate Crohn’s disease (CDED-AD): an open-label, pilot, randomised trial. Lancet Gastroenterol Hepatol 2021; https://doi.org/10.1016/S2468-1253(21)00299-5

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Klinische Ernährung in der Gastroenterologie (Teil 4) – Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. (AWMF-Registernummer: 073 - 027), Juli 2014 Langfassung
  2. Addendum zu den S3-Leitlinien Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Betreuung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen in der COVID-19-Pandemie – offene Fragen und Antworten. Z Gastroenterol 2020; 58: 672–692
  3. Kucharzik Z et al.: ECCO Guidelines on the Prevention, Diagnosis, and Management of Infections in Inflammatory Bowel Disease. Juni 2021. doi:10.1093/ecco-jcc/jjab052.
     
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