Colitis ulcerosa – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Sonographie (Ultraschalluntersuchung) – als Basisdiagnostikum bei Verdacht auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung; ggf. zusätzlich Hydrokolonsonographie (Sonographie des Kolons (Darms) unter retrograder Flüssigkeitsinstallation: Bei der Colitis ulcerosa ist die Darmwand nur geringfügig verdickt und der fünfschichtige Wandaufbau erhalten; beim M. Crohn dagegen ist die Kolonwand verdickt und die typische Schichtung nicht mehr durchgängig erkennbar) [charakteristisch für Colitis ulcerosa: kontinuierliche Wandverdickung, meist mit Punctum maximum im linken Unterbauch]
  • Ileokoloskopie (endoskopische Darstellung des Darms und des Dünndarms; mit hochauflösender Chromoendoskopie mit Vitalfärbung oder hochauflösende Weißlichtendoskopie)
    • als Basisdiagnostikum bei Verdacht auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung; Biopsien aus dem term. Ileum und allen Kolonsegmenten unter Einschluss des Rektums (zumindest zwei Biopsien/Segment; Einsendung in getrennten Probengefäßen)  
      [Endoskopischer Befund: unscharf begrenzte Ulzerationen (Geschwürbildung); hyperämische Schleimhaut, die bei Kontakt leicht blutet; Pseudopolypen (stehengebliebene Schleimhautareale)
      Je nach Befallmuster wird wie folgt unterschieden:
      • einer auf das Rektum (Mastdarm) beschränkten Proktitis (Enddarmentzündung) (E1)
      • einer LinksseitenKolitis (Entzündung bis zur linken Krümmung (linke Flexur) des Dickdarms) (E2) und
      • einer über die linke Flexur ausgedehnten Colitis (E3)
    • Biopsien (Gewebeentnahmen): Neben gezielten Biopsien sollten zusätzlich zufällige Stufenbiopsien entnommen werden.
    • Histologische Befund (feingewebliche Befund): auf Schleimhaut beschränkte Entzündung, Granulozytenanhäufung (Granulozyten: kleine Untergruppe aus der Gruppe der weißen Blutkörperchen) in den Krypten (Kryptenabszess), Becherzellverlust; Spätstadium: Schleimhautatrophie und Epitheldysplasie (Krebsvorstufe einer Epithelveränderung]
    • Beachte: Wiederholung der Biopsien nach 3 bis 6 Monaten bei Zweifel bezüglich der endoskopischen und/oder histologischen Diagnose.
    • Koloskopie zur Krebsfrüherkennung:
      • 6-8 Jahr nach Erstdiagnose einer Pancolitis ulcerosa (Entzündung des gesamten Dickdarms), unabhängig von der Krankheitsaktivität
      • Wenn die Krankheitsaktivität auf das Rektum (Mastdarm) ohne Nachweis einer vorherigen oder aktuellen endoskopischen und/oder mikroskopischen Entzündung proximal zum Rektum beschränkt ist, sollte die Einbeziehung in ein regelmäßiges Überwachungskoloskopie-Programm nicht erfolgen [S3-Leitlinie].
    • Untersuchungsintervalle
      • alle 4 Jahre bei geringem Risiko (es liegen keine der nachfolgend genannten Faktoren vor) 
      • alle 2-3 Jahre bei intermediärem Risiko (Colitis mit milder oder mäßiger Entzündung, viele Pseudopolypen, erstgradiger Verwandter mit KRK ≥ 50 J.) 
      • jährlich bei
        • gleichzeitigem Vorliegen einer primär sklerosierenden Cholangitis (PSC)
        • hohem Risiko (Pancolitis ulcerosa, bei Stenose, bei intraepithelialen Neoplasien in den letzten fünf Jahren oder bei frühem KRK bei erstgradigen Verwandten) 

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung (Abgrenzung eines Morbus Crohn)

  • CT-/MR-Kolographie als CT-Enterographie (bzw. Enteroklysma) bzw. MRT-Enterographie (bzw. Enteroklysma) (zur Darstellung der Dünndarmschlingen) – als Alternativverfahren zur Ileokoloskopie
  • MR-Enteroklysma oder CT-Sellink oder konventionelles Enteroklysma – zur Abgrenzung vom Morbus Crohn [Haustrenschwund (langes glattes Colon, "Fahrradschlauch"); Pseudopolypen]
  • MRT-Kolonographie [Nachweis der typischen fehlenden Haustrierung; Backwash-Ileiitis]
  • Röntgen-Abdomenübersicht – zum Ausschluss eines toxischen Megakolon (lebensbedrohliche Komplikation der Colitis ulcerosa, die schnell voranschreitend zu einer akuten Erweiterung des Dickdarms führt) [massive die Dilatation (Ausweitung) der Darmschlingen (Durchmesser > 6 cm) und fehlende Haustrierung/Fältelung des Dickdarms]

Karzinomprophylaxe 

  • Die neuen Leitlinien der European Crohn und Colitis Organisation (ECCO) empfehlen unabhängig vom Befallsmuster bei allen Patienten ab dem achten Jahr endoskopische Kontrollen. Nur Patienten mit einem reinen Rektumbefall brauchen nicht mehr überwacht werden. Methode der Wahl ist die Chromoendoskopie mit Methylenblau oder Indigokarminblau und zusätzlich gezielten Biopsien aus auffälligen Bereichen [1]. 

Literatur

  1. Gomollón F et al.: 3rd European Evidence-based Consensus on the Diagnosis and Management of Crohn’s Disease 2016: Part 1: Diagnosis and Medical Management. Journal of Crohn's and Colitis, Volume 11, Issue 1, 1 January 2017, Pages 3-25, https://doi.org/10.1093/ecco-jcc/jjw168

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Colitis ulcerosa – Living Guideline. (AWMF-Registernummer: 021-009LG), April 2021. Langfassung