Ursachen
Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes mellitus)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Beim Gestationsdiabetes kommt es zur Hyperglykämie (Überzuckerung), die durch eine physiologisch in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft auftretende Insulinresistenz (wg. diabetogener Wirkung des Progesterons) und gleichzeitig auftretendem Insulinsekretionsdefekt bedingt ist.
Man geht davon aus, dass eine meist schon vor Beginn der Schwangerschaft bestehende verminderte Insulinsensitivität durch die Veränderungen in der Schwangerschaft verstärkt wird.

Folgende Faktoren können dabei auf einen Gestationsdiabetes hinweisen:

  • Aktuell Glukosurie ‒ vermehrte Ausscheidung von Glucose (Traubenzucker) im Urin
  • Aktuell übermäßige Gewichtszunahme
  • Aktuell Polyhydramnion ‒ pathologische Fruchtwasservermehrung
  • Aktuell fetale Makrosomie ‒ Großwuchs des ungeborenen Kindes
  • Früherer Gestationsdiabetes
  • Neigung zu Aborten (Fehlgeburten)
  • Geburt eines Kindes ≥ 4.500 g
  • Geburt eines Kindes mit schweren Fehlbildungen
  • Nachgewiesene passagere Glukoseintoleranz in der eigenen Anamnese
  • Diabetes mellitus bei Familienangehörigen ersten Grades
  • Übergewicht/Adipositas (Fettsucht)
  • Erkrankungen, die zur Insulinresistenz (verminderte Wirksamkeit des körpereigenen Insulins an den Zielorganen Skelettmuskulatur, Fettgewebe und Leber) führen können (z. B. PCO-Syndrom)
  • Medikamente, die auf den Glucosestoffwechsel einwirken

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
  • Lebensalter
    • höheres Alter der Gebärenden
    • Vater > 45. Lebensjahr: 28 % häufiger Gestationsdiabetes [3]
  • Geographische Faktoren – Afrika, Mittelamerika, mittlerer Osten, Ostasien, Südasien

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
  • Psycho-soziale Situation
    • Stress [4]
  • Übergewicht (wichtigster Risikofaktor) – bei Adipositas war das Risiko 5-fach erhöht (OR 4,91; 3,35 bis 7,19) [4]

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Adipositas (Fettsucht) [4]
  • Depressive Gemütslage im 1. oder 3. Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) (2-3,21-fach); Patienten, die dann tatsächlich an einem Gestationsdiabetes erkrankten, hatten ein 4,62-fach erhöhtes Risiko auf eine postpartale Depression [1]

Medikamente

  • Antipsychotika (Quetiapin, Olanzapin) – Fortsetzung einer Behandlung mit Quetiapin oder Olanzapin während der Schwangerschaft könnte das Risiko auf einen Gestationsdiabetes erhöhen: Quetiapin stieg die Häufigkeit von 4,1 auf 7,1 %, bei Olanzapin von 4,7 auf 12,0 %; relative Zunahme des Risikos auf einen Gestationsdiabetes um 28 % für Quetiapin und um 61 % für Olanzapin [2]
  • Hormone
    • Glucocorticoide
  • Weitere Medikamente, die auf den Glucosestoffwechsel einwirken.

Literatur

  1. Hinkle N et al.: A longitudinal study of depression and gestational diabetes in pregnancy and the postpartum period. Diabetologia (2016). doi:10.1007/s00125-016-4086-1
  2. Park Y et al.: Continuation of Atypical Antipsychotic Medication During Early Pregnancy and the Risk of Gestational Diabetes. American Journal of Psychiatry Published online: May 07, 2018 https://doi.org/10.1176/appi.ajp.2018.17040393
  3. Khandwala YS et al.: Association of paternal age with perinatal outcomes between 2007 and 2016 in the United States: population based cohort study. BMJ 2018; 363 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.k4372 (Published 31 October 2018)
  4. Günther J et al.: Effects of a Lifestyle Intervention in Routine Care on Prenatal Dietary Behavior—Findings from the Cluster-Randomized GeliS Trial J. Clin. Med. 2019, 8, 960 doi: 10.3390/jcm8070960.
     
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