Blasenentzündung (Zystitis) – Einleitung

Bei einer Zystitis – umgangssprachlich Blasenentzündung genannt – handelt es sich um eine Entzündung der Harnblasenschleimhaut. Es handelt sich um eine typische und häufige Harnwegsinfektion (HWI) der sogenannten unteren Harnwege.

Synonyme und ICD-10: HWI; Harnblasenentzündung; Harnblaseninfektion; Harnblasenkatarrh; Harnwegsinfekt (HWI); Cystitis; Plural: Cystitiden; griech. κυστίτις von κύστις kýstis "Blase", "Harnblase"; ICD-10-GM N30.-: Zystitis

Eine Zystitis (= untere Harnwegsinfektion, HWI) wird angenommen, wenn sich die akuten Symptome nur auf den unteren Harntrakt beziehen, z. B. neu aufgetretene Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie), imperativer Harndrang (Harndrang, der nicht unterdrückt bzw. kontrolliert werden kann), Pollakisurie (Drang zu häufigem Wasserlassen ohne vermehrte Harnausscheidung), Schmerzen oberhalb der Symphyse (Schambeinfuge) [S3-Leitlinie].

Formen der Zystitis

Bei einer asymptomatischen Bakteriurie wird in der Regel eine Kolonisation (Besiedlung mit Mikroorganismen), nicht aber eine Infektion angenommen. 

Des Weiteren unterscheidet man eine unkomplizierte von einer komplizierten Harnwegsinfektion (HWI):

  • Unkomplizierte HWI: Eine HWI wird als unkompliziert eingestuft, wenn im Harntrakt keine relevanten funktionellen oder anatomischen Anomalien, keine relevanten Nierenfunktionsstörungen und keine relevanten Begleiterkrankungen/Differentialdiagnosen vorliegen, die eine HWI bzw. gravierende Komplikationen begünstigenen [3].
  • Komplizierte HWI: HWI bei gleichzeitigem Vorliegen von Harntraktanomalien, Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes mellitus) oder Fremdkörpern (z. B. liegender transurethraler Katheter)

Die akute unkomplizierte Zystitis (AUZ) wird in den meisten Fällen durch Escherichia coli (gramnegative Stäbchen aus der Darmflora) verursacht. Auch Kokken (grampositiv), Mykoplasmen, Ureaplasmen, Hefen, Chlamydien und Viren können zu einer Zystitis führen.

Nach Art der Beschwerden 

  • Symptomatische Zystitis – mit Beschwerden einhergehend
  • Asymptomatische Zystitis (Bakteriurie/Vorkommen von Bakterien im Urin und Leukozyturie/vermehrtes Vorkommen von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ohne Symptome) – ohne Beschwerden 

Nach der Ursache 

  • Nosokomiale Zystitis – durch das Krankenhaus verursachte Blasenentzündungen, z. B. durch infektiöse Harnblasenkatheter
  • Nicht nosokomiale Zystitis, welche außerhalb des Krankenhauses auftreten, relativ häufig sind und beispielsweise ein bis drei Prozent der schulpflichtigen Mädchen betreffen

Harn­wegs­in­fek­tionen (engl. urinary tract infection, UTI), Clostridioides difficile-Infektionen (CDI), Pneumonien/Lungenentzündungen (HAP), primäre Blutbahninfektionen (BSI) und chirurgische Infektionen (SSI) sind für ca. 80 % aller Klinikinfektionen (nosokomiale Infektio­nen) verantwortlich.

Des Weiteren unterscheidet man eine akute von einer chronischen Zystitis.

Man spricht von einer rezidivierenden HWI, wenn ≥ 2 symptomatische Episoden innerhalb von 6 Monaten oder ≥ 3 symptomatische Episoden innerhalb von 12 Monaten vorliegen.

Das Auftreten einer akuten Zystitis nach den Flitterwochen wird als "Honeymoon-Zystitis" bezeichnet.

Harnwegsinfekte (HWI) stellen die häufigsten bakteriellen Infektionen im Kindesalter dar [2].

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Da Frauen eine kürzere Urethra (Harnröhre) haben, sind diese signifikant häufiger von einer Zystitis betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt häufig bei älteren Männern mit einer benignen Prostatahyperplasie (BPH, gutartige Prostatavergrößerung) auf. Bei Männern unter 50 Jahren ist eine Zystitis hingegen ausgesprochen selten. 

Die Lebenszeitprävalenz (Krankheitshäufigkeit, bezogen auf die gesamte Lebenszeit) liegt bei 50-70 % aller Frauen (in Deutschland). Ungefähr 5 % der Schwangeren haben eine Zystitis.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Eine Zystitis, umgangssprachlich Blasenentzündung genannt, ist eine Entzündung der Harnblasenschleimhaut und zählt zu den häufigen Harnwegsinfektionen (HWI) der unteren Harnwege. Der Verlauf einer Zystitis kann in verschiedene Formen und Schweregrade unterteilt werden:

  • Unkomplizierte Zystitis: Eine akute unkomplizierte Zystitis (AUZ) tritt auf, wenn keine funktionellen oder anatomischen Anomalien im Harntrakt, keine Nierenfunktionsstörungen und keine relevanten Begleiterkrankungen vorliegen. Diese Form wird oft durch Escherichia coli verursacht und dauert in der Regel 1-3 Tage, wenn eine Antibiotikatherapie eingeleitet wird.
  • Komplizierte Zystitis: Diese Form tritt bei Patienten mit Harntraktanomalien, Stoffwechselstörungen (wie Diabetes mellitus) oder Fremdkörpern (z. B. transurethraler Katheter) auf. Die Behandlung kann komplexer und langwieriger sein.
  • Rezidivierende Zystitis: Wiederkehrende Harnwegsinfektionen, definiert durch ≥ 2 symptomatische Episoden innerhalb von 6 Monaten oder ≥ 3 Episoden innerhalb von 12 Monaten. Die Rezidivrate liegt bei 5-10 %.
  • Nosokomiale Zystitis: Infektionen, die im Krankenhaus erworben werden, beispielsweise durch Harnblasenkatheter.
  • Nicht-nosokomiale Zystitis: Diese treten außerhalb des Krankenhauses auf und betreffen häufig schulpflichtige Mädchen.
  • Akute vs. chronische Zystitis: Akute Zystitis ist von plötzlichem Beginn und kurzer Dauer, während chronische Zystitis über einen längeren Zeitraum persistiert.
  • Symptomatische vs. asymptomatische Zystitis: Symptomatische Zystitis geht mit Beschwerden einher, während asymptomatische Zystitis, auch als asymptomatische Bakteriurie bekannt, keine Symptome zeigt.

Prognose

Die Prognose einer Zystitis hängt von der Form und den Begleitfaktoren ab:

  • Akute unkomplizierte Zystitis (AUZ): Die Prognose ist in der Regel gut, mit einer schnellen Besserung der Symptome bei adäquater Antibiotikatherapie. Eine mögliche Komplikation ist die Entwicklung einer Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung).
  • Komplizierte Zystitis: Die Prognose kann variieren und hängt von der erfolgreichen Behandlung der zugrunde liegenden Anomalien oder Erkrankungen ab.
  • Rezidivierende Zystitis: Obwohl die Behandlung einzelner Episoden oft erfolgreich ist, können wiederkehrende Infektionen die Lebensqualität beeinträchtigen und erfordern möglicherweise präventive Maßnahmen.
  • Kinder mit fieberhafter HWI: Bei Kindern mit einer ersten fieberhaften Harnwegsinfektion liegt die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) von auffälligen Befunden in der Sonographie der Nieren und ableitenden Harnwege bei 22,1 %, während klinisch relevante Befunde nur bei 3,1 % der Kinder zu erwarten sind [3].

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring

Literatur

  1. Beetz R, Mannhardt-Laakman W, Schulte-Wissermann H (2011) Harnwegsinfektionen. In: Stein R, Beetz R, Thüroff JW (Hrsg) Kinderurologie in Klinik und Praxis, 3. Aufl. Georg Thieme, Stuttgart, New York, S 149-173
  2. Shaikh N et al.: Prevalence of urinary tract infection in childhood: a meta-analysis. Pediatr Infect Dis J 2008 Apr;27(4):302-8. doi: 10.1097/INF.0b013e31815e4122.
  3. Yang S et al.: Kidney Ultrasonography After First Febrile Urinary Tract Infection in Children: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Pediatr 2023;e231387; https://doi.org/10.1001/jamapediatrics.2023.1387

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und Management unkomplizierter bakterieller ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. (AWMF-Registernummer: 043-044), 30. April, 2017 Kurzfassung Langfassung