Gebärmutterhalsschwäche (Cervixinsuffizienz) – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Bettruhe und körperliche Schonung:  Zu körperlicher Schonung und Bettruhe gibt es unter dem Gesichtspunkt einer Cervixinsuffizienz weder Untersuchungen zu Prophylaxe noch zur Therapie. Ausnahmen sind der eröffnete Muttermund bzw. der Prolaps (Vorfall) der Fruchtblase. Beide Situationen führen zur stationären Aufnahme, weitgehender Bettruhe und möglichst zur baldigen operativen Intervention. Nach prophylaktischer, therapeutischer Operation bzw. Operation einer prolabierten (vorgefallenen) Fruchtblase (sogenannte "Notfalloperation") scheint eine begleitende ausgeprägte körperliche Schonung bzw. Bettruhe keinen zusätzlichen Benefit zu bringen.
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
  • Alkoholrestriktion (Verzicht auf Alkohol)
  • Begrenzter Koffeinkonsum (max. 240 mg Koffein pro Tag; das entspricht 2 bis 3 Tassen Kaffee bzw. 4 bis 6 Tassen grünen/schwarzen Tee)
  • Vermeidung psychosozialer Belastungen:
    • Stress

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Bei Einlingsschwangerschaften und einer Risikokonstellation (Zustand nach Spätabort oder Frühgeburt) und einer sonographischen Cervixlänge < 25 mm vor der 24. Schwangerschaftswoche sind folgende nicht operative Therapieverfahren einer Cerclage gleichwertig:
    • Progesteronapplikation (intravaginal(in die Scheide eingeführt) (s. a. unter Prävention). 
    • Cerclagepessar.
  • Cerclagepessare versus intravaginalem Progesteron [7]:
    • Es besteht kein Unterschied in Bezug auf perinatale Komplikationen in den präventiven Eigenschaften von Progesteron und Pessaren bei Frauen mit kurzer Zervix (Cervixlänge ≤ 35 mm).
    • Zervixlängen ≤ 25 mm beugen unerwünschte perinatale Ereignissen weniger gut vor als vaginales Progesteron.
  • Additive Therapieverfahren nach Cerclage scheinen keinen zusätzlichen Effekt zu haben (z. B. Antibiotika, Bettruhe, Progesteron, Tokolytika/wehenhemmende Medikamente).
  • Cervicales Pessar (zervikales Pessar): asymptoma­tische Frauen mit Einzelschwangerschaften, ohne Frühgeburten in der Vorgeschichte und einer Cervixlänge von ≤ 25 mm konnte die Häufigkeit von Frühgeburten deutlich vermindert werden:
    • Kontrollgruppe Frühgeburt 23 von 150 Frauen (15,3 Prozent); Pessar-Gruppe 11 von 150 Frauen (7,3 Prozent); Differenz 8,0 %, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,4-15,7 Prozentpunkten signifikant war [6].

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige, je nach Risikosituation angemessene, kurzfristige,  ärztliche Kontrolluntersuchungen sind unabdingbar. 

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der Schwangerschaft. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Einschränkung des Konsums von Kaffee – Frauen, die 200 mg (das entspricht einer Tasse Kaffee) oder mehr Koffein pro Tag zu sich nahmen, hatten ein zweimal so hohes Abortrisiko wie Frauen, die kein Koffein konsumierten
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.

Sportmedizin

Zu sportlicher Betätigung gibt es unter dem Gesichtspunkt einer Cervixinsuffizienz weder prophylaktische noch therapeutische Untersuchungen oder Empfehlungen. Es gelten die allgemeinen Empfehlungen während einer Schwangerschaft: 

  • Nicht zu viel Sport zu Beginn der Schwangerschaft – schwangere Frauen, die mehr als sieben Stunden pro Woche Sport treiben, haben ein dreieinhalbfach höheres Abortrisiko als Frauen, die körperliche Anstrengungen vermeiden; am gefährlichsten sind folgende Sportarten: Jogging, Ballsport oder Tennis; Schwimmen ist unbedenklich; nach der 18. Schwangerschaftswoche war kein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten mehr nachweisbar 
  • Ggf. später Erstellung eines Fitnessplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Ggf. Stressmanagement
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de

Literatur

  1. Abdel-Aleem H, Shaaban OM, Abdel-Aleem MA.:Cervical pessary for preventing preterm birth. Cochrane Database Syst Rev. 2013 May 31;5:CD007873. doi: 10.1002/14651858.CD007873.pub3.
  2. Alfirevic Z, Owen J, Carreras Moratonas E, Sharp AN, Szychowski JM, Goya M.: Vaginal progesterone, cerclage or cervical pessary for preventing preterm birth in asymptomatic singleton pregnant women with a history of preterm birth and a sonographic short cervix. Ultrasound Obstet Gynecol. 2013 Feb;41(2):146-51. doi: 10.1002/uog.12300. Epub 2013 Jan 17.
  3. Defranco EA, Valent AM, Newman T, Regan J, Smith J, Muglia LJ.: Adjunctive therapies to cerclage for the prevention of preterm birth: a systematic review. Obstet Gynecol Int. 2013;2013:528158. doi: 10.1155/2013/528158. Epub 2013 Mar 27.
  4. Madsen M, Jørgensen T, Jensen ML, Juhl M, Olsen J, Andersen PK, Nybo Andersen AM.: Leisure time physical exercise during pregnancy and the risk of miscarriage: a study within the Danish National Birth Cohort. BJOG. 2007 Nov;114(11):1419-26. Epub 2007 Sep 17.
  5. Weng X, Odouli R, Li D. Maternal caffeine consumption during pregnancy and the risk of miscarriage: a prospective cohort study. Am. J. Obstet. Gynecol 2008 März;198(3):279.e1-8
  6. Saccone G et al.: Effect of Cervical Pessary on Spontaneous Preterm Birth in Women With Singleton Pregnancies and Short Cervical Length A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2017;318(23):2317-2324. doi:10.1001/jama.2017.18956
  7. Van Dijk CE et al.: Cervical pessary versus vaginal progesterone in women with a singleton pregnancy, a short cervix, and no history of spontaneous preterm birth at less than 34 weeks’ gestation: open label, multicentre, randomised, controlled trial. BMJ 2024;384:e077033; https://doi.org/10.1136/bmj-2023-077033