Gebärmutterhalsschwäche (Cervixinsuffizienz) – Einleitung

Die Cervixinsuffizienz – umgangssprachlich Gebärmutterhalsschwäche genannt – (Synonyme: isthmozervikale Insuffizienz, engl.: incompetent cervix, cervical insufficiency, cervical incompetence, ICD-10-GM O34.3: Betreuung der Mutter bei Zervixinsuffizienz) ist ein funktioneller Defekt der Cervix (Gebärmutterhals). Es handelt sich um einen Zustand mit vorzeitiger Cervixverkürzung oder Cervixeröffnung in der Schwangerschaft bei gleichzeitiger Zentrierung, Erweichung und Eröffnung des Muttermundes bzw. des Cervikalkanals (Gebärmutterhalskanal) unabhängig von Wehen oder anderen Ursachen. Diese Veränderungen können zu einem Spätabort oder einer Frühgeburt führen.

Ursachen

Die Ursachen der Cervixinsuffizienz sind multifaktoriell und oft unbekannt. Mögliche Ursachen und Risikofaktoren umfassen:

  • Anatomische Anomalien: Angeborene oder erworbene strukturelle Veränderungen des Gebärmutterhalses.
  • Traumatische Verletzungen: Vorhergehende chirurgische Eingriffe am Gebärmutterhals, z. B. Konisationen (operative Entfernung eines Gewebekegels aus dem Gebärmutterhals) oder Dilatationen (Dehnungen).
  • Bindegewebsstörungen: Genetisch bedingte oder schwangerschaftsbedingte Veränderungen des Bindegewebes der Cervix.
  • Infektionen: Latente aufsteigende Infektionen, die die Integrität des Gebärmutterhalses beeinträchtigen.

Formen der Cervixinsuffizienz

Es gibt verschiedene Formen der Cervixinsuffizienz, die sich nach dem Schweregrad und den klinischen Manifestationen unterscheiden:

  • Latente Cervixinsuffizienz: Keine oder nur minimale Symptome, Diagnose meist durch Zufallsbefund bei der Routineuntersuchung.
  • Subakute Cervixinsuffizienz: Allmähliche Verkürzung und Eröffnung des Gebärmutterhalses, oft begleitet von leichten Symptomen wie vaginale Blutungen oder Druckgefühl im Becken.
  • Akute Cervixinsuffizienz: Schnelle Verkürzung und Eröffnung des Gebärmutterhalses, oft mit deutlichen Symptomen und hohem Risiko für Spätabort oder Frühgeburt.

Diagnostik

Die Diagnose der Cervixinsuffizienz erfolgt in der Regel durch:

  • Vaginalsonographie: Ultraschalluntersuchung, bei der die Länge des Gebärmutterhalses und die Weite des inneren Muttermundes gemessen werden. Diese Methode bietet eine hohe Reproduzierbarkeit und Objektivität.
  • Klinische Untersuchung: Palpation (Abtasten) des Gebärmutterhalses, um dessen Konsistenz, Länge und Öffnung zu beurteilen.
  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, insbesondere vorhergehende Spätaborte oder Frühgeburten.

Epidemiologie

  • Inzidenz: Die genaue Häufigkeit der Cervixinsuffizienz ist aufgrund diagnostischer Unsicherheiten schwer zu bestimmen. Sie wird auf 0,5-2 % geschätzt.
  • Risikogruppen: Frauen mit anamnestischen Hinweisen auf wiederholte Spätaborte oder Frühgeburten sind besonders gefährdet.

Verlauf und Prognose

Der Verlauf und die Prognose der Cervixinsuffizienz sind von verschiedenen Faktoren abhängig:

  • Unbekannte Variablen: Latente Infektionen, genetische oder schwangerschaftsbedingte Bindegewebsveränderungen sowie hormonelle Einflüsse.
  • Therapeutische Maßnahmen:
    • Cerclage: Operative Umschlingung des Gebärmutterhalses zur mechanischen Stabilisierung.

Literatur 

  1. American College of Obstetrics and Gynecologist: ACOG practice bulletin. Cervical insufficiency. Int J Gynaecol Obstet. 2004 Apr;85(1):81-9.
  2. Schneider H., Husslein P., Schneider K.T.M.: Die Geburtshilfe Springer 2004