Nasenmuschelverkleinerung (Conchotomie)

Bei der Conchotomie (Synonyme: Muschelreduktion, Nasenmuschelverkleinerung; engl.: turbinectomy) handelt es sich um ein operatives Verfahren zur (chirurgischen) Verkleinerung von vergrößerten Nasenmuscheln (Conchae nasales). Es wird bei der Behandlung von veränderten Nasenmuscheln, die die Atmung beeinträchtigen, als Therapiemaßnahme eingesetzt.

Die Conchotomie stellt jedoch nicht nur ein einzelnes Verfahren dar, sondern steht als Oberbegriff für verschiedene Operationsverfahren, die der Korrektur der anatomisch veränderten Nasenmuschel dienen. Mithilfe dieser Korrekturmaßnahme besteht die Möglichkeit, die Nasenatmung zu verbessern, was insbesondere zur Eliminierung chronisch-rezidivierender Infekte genutzt werden kann. Als Vorteil dieser Methode ist zu nennen, dass die Form und die gegebenen Funktionen der Nase als Riechorgan vollkommen erhalten bleiben.

Zielsetzung der Conchotomie

Die primäre Zielsetzung der Conchotomie ist die Verbesserung der Nasenatmung durch die Reduktion des Gewebevolumens der vergrößerten Nasenmuscheln. Dies trägt dazu bei, chronisch-rezidivierende Infekte zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich zu verbessern. Gleichzeitig bleiben die Form und die sensorischen Funktionen der Nase weitgehend erhalten, was besonders für die Erhaltung des Geruchssinns von Bedeutung ist.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Anatomische Varianten der Nasenmuscheln
  • Chronische nasale Dysfunktion – mit reflektorischer, kompensatorischer Hyperplasie des Gewebes (übermäßiges Wachstum)
  • Hyperreflektorische Rhinitis bzw. vasomotorische Rhinopathie – starke wässrige Sekretion der Nasenschleimhaut durch eine von äußeren oder inneren Faktoren ausgelöste Fehlfunktion
  • Mukosahyperplasie – Überschuss an Nasenmuschelschleimhaut
  • Nasenseptumdeviation (Nasenscheidewandverkrümmung) mit reflektorischer, kompensatorischer Hyperplasie des Gewebes
  • Trauma (Verletzung) der Nasenmuscheln mit reflektorischer, kompensatorischer Hyperplasie des Gewebes
  • Vergrößerung des knöchernen Anteils der Nasenmuscheln
  • Weichteilgewebeveränderungen, die z. B. chronisch, medikamentös induziert bzw. hormonell bedingt sein können 

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute Infektionen: Besonders bei Symptomen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich wie Schnupfen sollten als absolute Kontraindikationen für eine Conchotomie betrachtet werden.

Vor der Operation

  • Narkose: Der Eingriff erfolgt in der Regel unter Vollnarkose, um präzises und sicheres Arbeiten zu gewährleisten und Bewegungen des Patienten zu vermeiden.
  • Keine Infektionen: Vor dem Eingriff muss sichergestellt werden, dass keine Infektionen vorliegen, um das Risiko von Narkosekomplikationen zu minimieren.
  • Absetzen von Antikoagulantien: Patienten sollten in Absprache mit ihrem Arzt Thrombozytenaggretationshemmer bzw. Antikoagulanzien/Blutverdünner (Acetylsalicylsäure (ASS), Marcumar etc.) vorübergehend absetzen, um das Risiko für Nachblutungen zu reduzieren.

Die Operationsverfahren

Anatomische Grundlagen

Die Nasenhöhle wird durch das Septum nasi (Nasenscheidewand) unterteilt und besteht aus dem Vestibulum nasi (Nasenvorhof) und aus dem Cavum nasi (Nasenhöhle). Seitlich entspringen die drei Conchae nasales (Nasenmuscheln): die Concha inferior, die Concha mediale und die Concha superior. Die Nasenmuscheln begrenzen den oberen, mittleren und unteren Nasengang. Eine Reihe von Ursachen führt zu einer Stenose (Verengung) dieser Atemwege, vor allem Veränderungen der Concha inferior sind häufig.

Ablauf der Verfahren

Bei der Conchotomie variiert der Ablauf der Methode in Abhängigkeit der Auswahl des Verfahrens. Grundsätzlich stellt sich der Verlauf jedoch so dar, dass dem Patienten in halbliegender Position Teile der Schleimhaut und zusätzlich noch unterschiedlich große Areale des Schwellkörpers entfernt werden. Außerdem besteht noch die Möglichkeit, knöcherne Anteile der Nase zu extrahieren. Für den Operationszugang ist es prinzipiell unbedeutend, welche Bestandteile der Nase entfernt werden, da als primärer Zugangsweg die Nasenlöcher dienen. Ziel der operativen Maßnahmen ist eine möglichst schonende Reduktion des Muschelgewebes.

Konventionelle Verfahren zur Reduktion des Muschelgewebes:

  • Elektrostichkoagulation – Bei dieser Methode wird zunächst eine Oberflächenanästhesie (Betäubung der Schleimhaut) durchgeführt, gefolgt von der Abschwellung der Nasenschleimhaut durch einen vasokonstrigierenden Zusatz (Substanz, die die Gefäße verengt und so die Abschwellung verursacht). Dieses Vorgehen ist erforderlich, damit der Operateur die Nasenmuscheln ohne Schwellung begutachten kann. Bei der Stichkoagulation wird eine Nadelelektrode in den Muschelkörper eingeführt und das Gewebe in einem genau umschriebenen Bereich durch einen kurzen Stromstoß verödet. Die Behandlung kann eventuell bei Bedarf mehrfach wiederholt werden.
  • Partielle Conchotomie – Nach der Abschwellung wird die Nasenhöhle auf pathologische (krankhafte) Befunde endoskopisch untersucht. Die Behandlung kann sowohl unter Vollnarkose als auch mit einer Lokalanästhesie erfolgen. Die Operation beinhaltet das Abtragen von Knochengewebe des Os turbinale (Knochen der unteren Nasenmuschel) und das Entfernen der überschüssigen Schleimhautlappen mit einer Conchotomieschere (wird auch als Streifenconchotomie bezeichnet). Hierbei wird darauf geachtet, dass gesundes, funktionstüchtiges Gewebe erhalten bleibt.
  • Totale Conchotomie – Die komplette operative Entfernung der unteren Nasenmuschel wird selten durchgeführt, da sie Schmerzen und eine Austrocknung der Nasenhöhle zur Folge haben kann.
  • Mukotomie – Diese Operation ist der Conchotomie sehr ähnlich, allerdings wird kein Knochengewebe entfernt, sondern es erfolgt bei z. B. chronischer Rhinitis hypertrophicans die Abtragung der verdickten Schleimhaut der Nasenmuscheln.
  • Submuköse Resektion des Os turbinale – Bei dieser Behandlung wird nach der Anästhesie und der Abschwellung die Schleimhaut mobilisiert und das Knochengewebe mit einer Zange entfernt. Anschließend wird die Wunde mit dem Mukosablatt (Schleimhautlappen) verschlossen.
  • Anteriore Turbinoplastik – Dieses Verfahren stellt eine Modifikation der submukösen Resektion dar und unterscheidet sich in Technik und Durchführung.
  • Lateroposition der unteren Nasenmuschel – Diese Operation dient der dauerhaften Fixation der Muschel in einer seitlichen Position, um die Durchgängigkeit der Atemwege zu gewährleisten.
  • Cryoturbinektomie/Cryokonchektomie – Vereisung und anschließende Entfernung des überschüssigen Gewebes bei ca. -85 °C.

Laserverfahren zur Reduktion des Muschelgewebes:

  • Laserturbinektomie – Das überschüssige Gewebe wird mit einem Kohlendioxid-Laser oder einem Nd-Yag-Laser verdampft.
  • Laserconchotomie – Mithilfe des Laserstrahls eines Diodenlasers, dessen Wellenlänge im Bereich von 980 nm und somit im Infrarotbereich liegt, können die Nasenmuscheln elegant und fast völlig schmerzfrei verkleinert werden. Als signifikanter Vorteil dieses Verfahrens gegenüber der konventionellen Conchotomie ist zu nennen, dass der Lasereinsatz zu einer nahezu unblutigen Operation führt, welches auch das Risiko von Nachblutungen deutlich senken kann. Des Weiteren handelt es sich bei diesem Verfahren um ein deutlich schonenderes Verfahren, sodass die Regenerationszeit des Patienten nach dem Eingriff verhältnismäßig kurz ist.

    Aufgrund dieser Eigenschaften der Laserconchotomie besteht die Möglichkeit, in der überwiegenden Mehrheit der Fälle auf eine unbequeme Austamponierung der Nasen verzichten zu können. Um Schmerzen zu vermeiden, werden vom Operateur Wattebäusche in die Nasenlöchern appliziert, die mit einem stark betäubenden und abschwellenden Medikament getränkt wurden. Um eine optimale Wirkung des Medikamentes zu erreichen, muss dieses in der Nase 30 Minuten einwirken, bevor die chirurgische Intervention beginnen kann. Mithilfe dieser Maßnahmen wird das Risiko für starke Schmerzen minimiert. Allerdings ist es möglich, dass der operierte Patient periodisch ein leichtes Ziehen oder Brennen im Operationsareal feststellt. In seltenen Fällen können jedoch Schmerzen auftreten, wobei dies eine Indikation (Anzeige) für die Nutzung einer zusätzlichen Lokalanästhesie darstellt. Diese zusätzliche Maßnahme ist vom Risiko und von den zu erwartenden Schmerzen mit einer Lokalanästhesie beim Zahnarzt zu vergleichen. Bei einigen Patienten liegt eine zusätzliche Verbiegung der Nasenscheidewand vor, sodass als Folge der Luftstrom durch ein Nasenloch weiterhin schlechter funktioniert als bei dem gegenüberliegenden Nasenloch. Trotz dieser anatomischen Anomalität lässt sich in der Regel dennoch eine deutliche Besserung der Symptomatik feststellen. Liegt jedoch eine massive Verbiegung der Nasenscheidewand vor, so kann dieser Eingriff auch bei Patienten zu einer deutlichen Symptomminderung führen, die nicht bereit sind, einen verhältnismäßig umfangreichen Eingriff wie die Begradigung der Nasenscheidewand durchführen zu lassen. Sollte die Laserbehandlung nicht zielführend sein, so lässt sich das Verfahren im Allgemeinen mehrmals wiederholen. Die Erfolgswahrscheinlichkeit ist in einem solchen Fall jedoch in der Regel reduziert.

Nach der Operation

  • Regeneration der Schleimhaut: Die gute Regenerationsfähigkeit der Schleimhaut kann dazu führen, dass das Muschelgewebe nachwächst und der Effekt der Operation nach einigen Jahren verloren geht. Eine Wiederholung des Eingriffs ist jedoch prinzipiell möglich.
  • Kombination mit anderen Eingriffen: Oft ist eine Kombination mit einer Begradigung der Nasenscheidewand (Septumdeviation) sinnvoll.
  • Postoperative Kühlung: Empfohlen, um Schwellungen und Nachblutungen zu reduzieren.

Mögliche Komplikationen

Insgesamt handelt es sich sowohl bei der konventionellen als auch bei dem Laserverfahren um einen sehr risikoarmen Eingriff. Folgende Komplikationen können jedoch auftreten:

  • Nachblutung
  • Wundinfektionen
  • postoperative Atemwegsinfektionen
  • Kopfschmerzen
  • Schmerzen im Operationsareal
  • Empty Nose Syndrom (ENS) (Synonyme: Syndrom der leeren Nase, auch „Offene Nase“) – Bei diesem Syndrom handelt es sich um eine verstärkte Trockenheit im Nasenareal, welche durch die Entfernung des Muschelgewebes entstehen kann. Viele Patienten haben infolgedessen auch Verkrustungen und leiden unter Kurzatmigkeit. Dieses erscheint paradox, da nach einer Nasenmuschelverkleinerung mehr Platz für die ein- und ausströmende Luft vorhanden ist.
    Die Nasenmuscheln selbst dienen der Befeuchtung der Nase (Klimatisierung), sodass eine vermehrte Entfernung dieses Gewebes dazu führt, dass die Nasenmuscheln ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen können und somit die Nase austrocknet.
  • Ozaena (Stinknase) – In sehr seltenen Fällen kann es nach der Operation zu einer Ausbildung der sogenannten Stinknase kommen, die dadurch charakterisiert wird, dass sie sich mit trockenen Krusten zusetzt, die von Bakterien besiedelt werden. Trotz dieser relativ schweren Komplikation besteht die Möglichkeit der Abheilung innerhalb kurzer Zeit, da die Schleimhaut der Nasenmuscheln sehr regenerationsfähig ist.

Literatur

  1. Zenner HP: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten. Schattauer Verlag 2008
  2. Strutz J, Mann WJ: Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Georg Thieme Verlag 2009
  3. Naumann HH: Kopf- und Halschirurgie. Georg Thieme Verlag 1995 
  4. Sauter A,  Riedel F, Hörmann K, Naim R: Nasenatmungsbehinderung durch schmerzlose Raumforderung der linken Choane. HNO 7/2006.
  5. Boenninghaus HG: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer Verlag 2007
  6. Arnold W: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Georg Thieme Verlag 2005