Phoniatrie und Pädaudiologie
Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen

Die Ursprünge der Phoniatrie und Pädaudiologie gehen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als erste Versuche an Kehlköpfen sowie zur Untersuchung des Kehlkopfs bei Lebenden mit externen Lichtquellen durchgeführt wurden. Später folgten bahnbrechende Arbeiten in den Bereichen Sprache (A. Gutzmann, 1879) und Stottern (H. Gutzmann).
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Fach nach und nach zu einer eigenständigen Disziplin in Europa.
In den angelsächsischen Ländern (v. a. in den USA) erfolgt diese Entwicklung unter dem Oberbegriff „speech pathology“ und führte Vertreter verschiedener Disziplinen zusammen (Psychologen, Philosophen, Linguisten und Pädagogen – Mediziner bildeten hier eher die Ausnahme).
1972 wurde in Mainz unter der Leitung von Biesalsky die erste Klinik für Kommunikationsstörungen eingerichtet.

Heute ist die Phoniatrie und Pädaudiologie in Deutschland und zahlreichen europäischen Ländern fest etabliert und befasst sich mit sämtlichen Störungen der Stimme, der Sprache und des Sprechens sowie der kindlichen Hörstörungen.
Die Zuordnung der kindlichen Hörstörungen ergibt sich aus der Tatsache, dass eine Schwerhörigkeit im frühen Kindesalter unbehandelt unweigerlich zu einer Sprachentwicklungsstörung führt, weil das betroffene Kind die Sprache anderer nicht hört und somit nicht selbst entwickeln kann. Werden diese Kinder nicht rechtzeitig mit Hörgeräten oder Innenohr-Implantaten versorgt, ist die sogenannte „sprachsensible Phase“ (bis zum Ende des 4. Lebensjahres) verloren, weshalb eine frühe Diagnose wichtig ist.
Stimmstörungen betreffen neben organischen Erkrankungen die sogenannten „funktionellen“ Stimmstörungen, bei denen keine operativ zu behandelnden Krankheiten vorliegen, sondern das Problem in einer falschen Stimm- und Atemtechnik liegt.
Unter Sprechstörungen versteht man z. B. Artikulationsstörungen (Krankheiten der Sprechwerkzeuge wie z. B. bei neurologischen Erkrankungen wie Nervenlähmungen oder nach Tumoroperationen) oder Störungen des Sprechablaufs (Stottern).
Sprachstörungen hingegeben betreffen die sprachliche Kompetenz des Patienten, die z. B. nach einem Apoplex (Schlaganfall), einem Schädel-Hirn-Trauma
(SHT) oder nach Hirnoperationen stark eingeschränkt sein kann – Sprache muss wieder neu erlernt werden. Hierzu gehören auch die Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern, die es auch ohne zugrundeliegende Hörstörungen gibt.

Hauptarbeitsgebiet der Fachärzte für Phoniatrie und Pädaudiologie ist die zum Teil sehr umfangreiche Diagnostik dieser Krankheiten sowie Einleitung der erforderlichen Therapie, z. B. die Verordnung von logopädischer Behandlung. In Kliniken oder Belegabteilung führen Phoniater auch operative Eingriffe durch, z. B. Abtragung von Gewebsveränderungen an Stimmlippen oder zur Verbesserung der Stimmqualität nach Lähmungen oder Operationen („Phonochirurgie“).

Die zahlreichen Schulen für Logopädie, in denen die Therapeuten ausgebildet werden, die sich mit diesen Krankheiten befassen, werden überwiegend von Fachärzten für Phoniatrie und Pädaudiologie geleitet.

Obwohl es sich um ein eher „kleines“ Fachgebiet (was sich ausschließlich auf die Zahl der anerkannten Fachärzte in Deutschland bezieht!), nimmt seine Bedeutung ständig zu, da es vor allem bei Kindern zunehmend häufig zu Sprachentwicklungsproblemen kommt. Zu früher Fernsehkonsum und nicht kindgerechtes, adäquates Sprachangebot im häuslichen Umfeld sind – unter anderem – Ursachen hierfür. Auch Stimmstörungen treten in unserer ständig hektischeren und lauten Zeit immer häufiger auf.

Diesem Umstand trug man vor einigen Jahren Rechnung, als der „Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie“ in der ärztlichen Weiterbildung mit einem eigenen Curriculum anerkannt wurde.


     
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