Medikamentöse Therapie
Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)

Therapieziele

  • Eliminierung der Erreger
  • Vermeidung von Komplikationen

Therapieempfehlungen

  • Beachten Sie bitte die unterschiedlichen Antibiotikaempfehlungen für die nachfolgenden Patientengruppen mit unkomplizierten HWI (Harnwegsinfektion) bzw. für die unkomplizierte und komplizierte Pyelonephritis (s. u.)
    • A. Nicht-schwangere Frauen in der Prämenopause (Lebensphase: etwa zehn bis fünfzehn Jahre vor der Menopause/allerletzte Regelblutung) ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen [Standardgruppe]
    • B. Schwangere ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen,
    • C. Frauen in der Postmenopause (Zeitabschnitt, der dann beginnt, wenn die Menstruation für mindestens ein Jahr ausgeblieben ist) ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen (lokal-vaginale prophylaktische Östrogentherapie; s. u.)
    • D. Jüngere Männer ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen
    • E. Patienten mit Diabetes mellitus und stabiler Stoffwechsellage ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen
  • Kinder: kalkulierte antibiotische Therapie am besten unmittelbar nach Diagnosesicherung zur Vermeidung von Parenchymschäden der Nieren; insb. bei
    • hohem Fieber (> 39 °C) oder Fieber > 48 h
    • Kindern im Alter < 1 Jahr
    • Kindern mit Harntraktanomalien, Blasenfunktionsstörungen, Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes mellitus)
    • Kinder unter Immunsuppression
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Nachfolgende Empfehlungen betreffen die Pyelonephritis. Informationen zur Zystitis (Blasenentzündung) finden Sie unter dem gleichnamigen Thema.

Indikationen zur Antibiotikatherapie [1]

  • Bei der akuten unkomplizierten Pyelonephritis soll eine wirksame Antibiotikatherapie so früh wie möglich zum Einsatz kommen. (V-A)
  • A. Nicht-schwangere Frauen in der Prämenopause ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen
    • Frauen in der Prämenopause mit milden und mittelschweren Verläufen einer Pyelonephritis sollen mit oralen Antibiotika (5-10 Tage) behandelt werden. Bei schweren Infektionen mit systemischen Begleiterscheinungen, wie Übelkeit, Erbrechen oder Kreislaufinstabilität, soll die Therapie initial mit hohen Dosen parenteraler Antibiotika begonnen werden. (Ib-A)
    • Bei einer unkomplizierten Pyelonephritis mit leichten bis moderaten Verlaufsformen soll vorzugsweise eines der folgenden oralen Antibiotika eingesetzt werden: Cefpodoxim, Ceftibuten*, Ciprofloxacin, Levofloxacin (in alphabetischer Reihenfolge). *in Deutschland nicht mehr im Handel (Ib-A)
    • Bei einer unkomplizierten Pyelonephritis mit schweren Verlaufsformen soll vorzugsweise eines der folgenden parenteralen Antibiotika eingesetzt werden: Cefotaxim, Ceftriaxon, Ciprofloxacin, Levofloxacin (in alphabetischer Reihenfolge). (Ib-A)
    • Folgende Antibiotika sollten bei Patienten mit schweren Verlaufsformen einer unkomplizierten Pyelonephritis nicht als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden: Amikacin, Amoxicillin/Clavulansäure, Cefepim, Ceftazidim, Ceftazidim/Avibactam, Ceftolozan/Tazobactam, Ertapenem, Gentamicin, , Imipenem/Cilastatin, Meropenem, Piperacillin/Tazobactam(in alphabetischer Reihenfolge). (V-B)
  • B. Schwangere ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen
    • In der Schwangerschaft soll die stationäre Behandlung einer Pyelonephritis erwogen werden. (V-A)
    • Zur empirischen Therapie werden im Wesentlichen Cephalosporine der Gruppe 2 und 3 empfohlen.
  • C. Frauen in der Postmenopause ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen
    • Für die antibiotische Therapie der akuten unkomplizierten Pyelonephritis wird bei Frauen in der Postmenopause eine Vorgehensweise wie bei prämenopausalen Frauen empfohlen.
  • D. Jüngere Männer ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen
    • Für die empirische orale Therapie der milden und mittelschweren akuten unkomplizierten Pyelonephritis bei jüngeren Männern werden in erster Linie Fluorchinolone empfohlen, falls die lokale Escherichia coli Resistenzrate noch unter 10 % liegt (s. u. "Weitere Hinweise").
    • Die Therapiedauer beträgt in der Regel 5 bis 10 Tage
  • E. Patienten mit Diabetes mellitus und stabiler Stoffwechsellage ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen
    • Bei ausgeprägter Insulinresistenz und drohenden Organkomplikationen sowie bei Neigung zu Stoffwechseldekompensation ist eine stationäre Behandlung des Patienten zu erwägen.

Weitere Hinweise

  • Drug Safety Communication: Wegen der Gefahr schwerer Komplikationen sollten Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone zur Behandlung von Sinusitis, Bronchitis und unkomplizierten Infektionen der Harnwege nicht mehr eingesetzt werden [3].
  • Cave: Bei Cefepim und Kreatinin-Clearance < 50 ml/min besteht die Gefahr einer Enzephalopathie (Sammelbezeichnung für krankhafte Gehirnveränderungen) mit Bewusstseinsstörung, Verwirrung, Halluzinationen, Stupor (Zustand extremer seelischer und motorischer Erstarrung) und Koma; auch ein Myoklonus (kurze unwillkürliche Zuckungen einzelner Muskeln oder Muskelgruppen) und Krampfanfälle (inkl. nichtkonvulsiver Status epilepticus/lange andauernder epileptischer Anfall) sind möglich [5].

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. S3-Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und Management unkomplizierter bakterieller ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. (AWMF-Registernummer: 043-044), 30. April, 2017 Kurzfassung Langfassung
  2. Velasco E, Noll I, Espelage W, Ziegelmann A, Krause G, Eckmanns T: A survey of outpatient antibiotic prescribing for cystitis. Deutch Arztebl Int 2012; 10(50): 878-84.
  3. FDA Drug Safety Communication: FDA advises restricting fluoroquinolone antibiotic use for certain uncomplicated infections; warns about disabling side effects that can occur together. [Posted 26/07/2016]
  4. Rote-Hand-Brief zu Maxipime® (Cefepim): Risiko schwerwiegender neurologischer Nebenwirkungen bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. BfArM 18.06.2018 Wirkstoff: Cefepim

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und Management unkomplizierter bakterieller ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. (AWMF-Registernummer: 043-044), 30. April, 2017 Kurzfassung Langfassung
  2. S2k-Leitlinie: Nierenerkrankungen und Schwangerschaft. (AWMF-Registernummer: 015 - 090), Oktober 2021 Langfassung

     
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