Apparative Diagnostik bei Untergewicht: Methoden zur Analyse von Körperzusammensetzung, Stoffwechsel und organischen Ursachen
Die Diagnostik von Untergewicht erfordert eine differenzierte Analyse der Körperzusammensetzung (Verhältnis von Fett, Muskel und Wasser im Körper), des Energiehaushalts (Grundumsatz und Kalorienverbrauch) sowie möglicher organischer Ursachen. Apparative Verfahren ermöglichen eine objektive Beurteilung und helfen, zwischen konstitutioneller Hypotrophie (angeborenem Untergewicht), Mangelernährung und sekundären Formen des Gewichtsverlusts zu differenzieren. Die folgenden Untersuchungsmethoden sind etablierter Bestandteil der klinischen Diagnostik.
Verfahren zur Beurteilung der Körperzusammensetzung (Körperanalyse)
- Elektrische Impedanzanalyse (BIA)
Nicht-invasives Verfahren zur Schätzung von Körperfett, fettfreier Masse (z. B. Muskulatur) und Körperwasser- Hilfreich zur Unterscheidung von Fett- vs. Muskelabbau
- Geeignet für Screening und Therapieverlaufskontrollen
- Caliper-Methode (Hautfaltendickemessung)
Anthropometrische Methode (Messverfahren zur Körpervermessung) zur Bestimmung des subkutanen Fettanteils (Fett unter der Haut) über definierte Hautfaltenmesspunkte- Einfach, kostengünstig und gut standardisierbar
- Eingeschränkte Aussagekraft bei Extremgewichten
- Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DEXA)
Goldstandard zur differenzierten Erfassung von Körperfett, Muskelmasse und Knochendichte (Kalksalzgehalt der Knochen)- Unterscheidung von Sarkopenie (Muskelschwund), Lipodystrophie (Fettgewebsstörung) und Osteopenie (geringer Knochendichte)
- Empfohlen bei chronischem Untergewicht oder Essstörungen
Verfahren zur Beurteilung des Energiehaushalts (Stoffwechselaktivität)
- Indirekte Kalorimetrie
Messung des Ruheenergieverbrauchs (Grundumsatz) über Atemgasanalyse- Erkennung hypermetaboler Zustände (übersteigertem Stoffwechsel, z. B. bei Schilddrüsenüberfunktion oder Tumoren)
- Indiziert zur Planung einer stufenweisen Ernährungstherapie (z. B. bei Refeeding)
Ergänzende Sonographieverfahren (Ultraschalluntersuchungen)
- Abdomensonographie (Bauchultraschall)
Basisuntersuchung zur Erfassung struktureller Ursachen wie Malabsorption (gestörte Nährstoffaufnahme), chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Pankreasinsuffizienz (Bauchspeicheldrüsenschwäche) oder Raumforderungen (z. B. Tumoren)- Sinnvoll bei gastrointestinalen Symptomen (Magen-Darm-Beschwerden) oder unklarer Kachexie (krankhafter Gewichtsverlust)
- Schilddrüsensonographie (Schilddrüsenultraschall)
Morphologische Erfassung (Strukturbeurteilung) von Struma (vergrößerter Schilddrüse), Knoten oder Inhomogenitäten (Unregelmäßigkeiten) bei Verdacht auf Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)- Ergänzend zur endokrinen Labordiagnostik (Hormonuntersuchung) bei ungewolltem Gewichtsverlust
Fazit
Die apparative Diagnostik bei Untergewicht kombiniert einfache anthropometrische Verfahren mit hochspezifischen bildgebenden und funktionellen Methoden. Während BIA und Kaliper-Messung v. a. für das Monitoring geeignet sind, liefern DXA und Kalorimetrie entscheidende Informationen zur Pathogenese (Krankheitsentstehung) und Therapieplanung. Abdomensonographie und Schilddrüsensonographie sind als strukturierte Basisuntersuchungen zur Ursachenabklärung zwingend zu ergänzen. Nur durch diese multimodale Herangehensweise ist eine zielgerichtete Diagnostik und Therapie von Untergewicht möglich.