Spiegelung (Endoskopie)

Bei der Endoskopie (Synonym: Spiegelung; Endoskopie – aus dem altgriechischen endo: innen; skopein: sehen) handelt es sich um ein diagnostisches Verfahren der Medizin, mit dem die Betrachtung diverser Körperhöhlen und Hohlorganen im menschlichen Körper möglich ist. Die Endoskopie stellt ein Verfahren dar, welches in diversen medizinischen Fachdisziplinen zum Einsatz kommt. Mit einem Endoskop ist es nicht nur möglich, Körperregionen zu erreichen und zu beurteilen, die ohne den Einsatz eines operativen Verfahrens nicht einsehbar wären, sondern auch mit Hilfe unter anderem von Vergrößerung, nachträglicher Bildverarbeitung und Anfärbemethoden eine verbesserte Darstellung als bei einem konventionellen operativen Eingriff zu erreichen.

Der Begriff der endoskopischen Untersuchung stellt in der heutigen Zeit keine reine Verwendung eines Endoskops dar, sondern vielmehr ein Kombinationsverfahren aus verschiedenen Elementen wie der modernen Daten- und Bildverarbeitung, der Sensortechnik und modernster Steuerungselemente. Aufgrund der immer weiter voranschreitenden Technik und der zusätzlichen technischen Fähigkeiten der Endoskope, bedarf es einer starken Miniaturisierung der einzelnen Komponenten.

Entwickelt wurde die Endoskopie maßgeblich vom deutschen Arzt Philipp Bozzini, der im Jahre 1806 mit Hilfe eines Lichtleiters bestehend aus einer Kerze und einem Prismensystem die verschiedenen Körperöffnungen inspizierte. Im Jahre 1853 kam es dann zur Weiterentwicklung des Endoskops durch die Verwendung eines verbesserten Lichtsystems. Erst im Jahre 1879 fand die Geburtsstunde des modernen Endoskops statt, als Max Nitze sein Zystoskop mit Blickfelderweiterung vorstellte.

Das Verfahren

Das Prinzip der Endoskopie ist die Darstellung der inneren Hohlorgane des menschlichen Körpers durch die Verwendung eines Lichtleiters, einer Lichtquelle und eines Endoskops. Als Lichtquellen dienen heute vornehmlich regelbare Xenon-Lampen, da diese eine besonders hohe Leuchtkraft entwickeln und es möglich machen, eine digitale endoskopische Untersuchung durchzuführen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, die Xenon-Lampen durch LEDs zu ersetzen und so eine geringere Wärmeentwicklung und einen geringeren Stromverbrauch zu erzielen. Zur verbesserten Ausleuchtung der Hohlräume werden häufig Glasfaserlichtleiter verwendet. Erforderlich ist des Weiteren das Vorhandensein einer Gaspumpe, durch welche das regelbare Einführen von Luft zur Auffüllung von Hohlorganen möglich wird. Überdies wird auch ein Irrigator (Flüssigkeitsbehälter zur Durchführung von Spülungen) benötigt. Da trotz ausreichender vorbereitender Maßnahmen wie beispielsweise das nüchtern Bleiben vor einer Koloskopie Gallensäure oder kleine Speisereste im Untersuchungsareal zu finden sein können und diese die Beurteilung der Gewebestrukturen erschweren, verfügen medizinische Endoskope über Absaugeinheiten. 

Folgende Endoskop-Typen werden unterschieden:

  • Starre Endoskopie: Bei der Untersuchung mit einem starren Endoskop werden zur Lichtleitung Glasfaserlichtleiter verwendet. Als Lichtquelle dienen nahezu ausschließlich Xenon-Lampen. Die Weiterleitung der Bildinformation erfolgt durch ein Linsensystem, welches im Schaft des Endoskops lokalisiert ist. Über das Linsensystem erfolgt die Weitergabe der Information an das Okular. Bei der starren Endoskopie, die sowohl als diagnostisches als auch als therapeutisches Verfahren eingesetzt werden kann, ist anzumerken, dass das Endoskop unter Sicht in den Körper eingeführt werden muss. Aufgrund dessen ist Beurteilung der aktuellen Eindringtiefe schwierig und bedarf einiger Erfahrung des behandelnden Arztes. Als klassische Beispiele für die starre Endoskopie sind die Zystoskopie und die Rektoskopie zu nennen. Als besonderes Merkmal der Zystoskopie (Blasenspiegelung) ist die Fähigkeit aufzuführen, Katheter und weitere Instrumente verschieben zu können.
  • Flexible Endoskopie (Synonyme: Flexoskop, Flexiscope): Bei einem flexiblen Endoskop erfolgt nicht nur die Lichtleitung über ein flexibles Glasfaserkabel, sondern auch die Bildübertragung. Auch die Videoendoskopie, die die Untersuchung des Gastrointestinaltraktes, des Bronchialsystems (Lungensystem) und des Uterus revolutioniert hat, ist Teil der flexiblen Endoskopie. Bei den heute gebräuchlichen Videoendoskopen dient ein digitaler Computerchip, der sich am Objektiv des Endoskops befindet sowohl zur Bildübertragung als auch zur Erstellung des Bildes. Über eine computergestützte Verarbeitung, die je nach Hersteller unterschiedlich funktioniert, werden die digitalen Informationen auf einen Bildschirm übertragen und können abgespeichert werden.  

Die Durchführung und Vorbereitung einer endoskopischen Untersuchung variiert natürlich sehr stark bei den jeweiligen Untersuchungsarealen. Grundsätzlich ist jedoch anzuführen, dass bei der Mehrzahl der endoskopischen Untersuchungen eine Prämedikation mit beispielsweise Propofol erfolgt.

Sowohl für die flexiblen als auch für die starren Endoskopie-Einheiten hat sich der primäre Einsatz in der Diagnostik zum vermehrten Einsatz in der therapeutischen Medizin verschoben. Die therapeutische Endoskopie, die auch als interventionelle Endoskopie bezeichnet wird, ist eine Methode der minimal-invasiven Medizin.

Folgende Eingriffe mit dem flexiblen Endoskop ersetzen heute häufig konventionelle oder laparoskopische Methoden:

  • Tumor- und Polypenabtragung im Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) mit möglicher Mucosaresektion (Schleimhautentfernung)
  • Endoskopische Papillotomie (Spaltung der Papilla duodeni major – kleine Erhebung mit einem Schließmuskel, dem Musculus sphincter Oddi, an der gemeinsamen Mündung von Hauptgallengang (Ductus choledochus) und Bauchspeicheldrüsengang (Ductus pancreaticus) in den Zwölffingerdarm (Duodenum) – mitsamt des Sphinkterapparates)
  • Endoskopische Koagulation
  • Perkutane Gastrostomie (PEG) –  Anlage einer Ernährungssonde. Diese wird mithilfe eines Endoskops durch die Bauchwand in den Magen eingeführt.
  • Fistelklebung
  • Zystendrainage
  • Verschluss von Perforationen unter Verwendung beispielsweise von Stents
  • Korrektur intraoperativer Komplikationen wie beispielsweise bei einer Anastosmoseninsuffizienz, die durch Fibrinklebeeinheiten korrigiert werden kann.
  • Palliative Maßnahmen wie Rekanalisationstherapie etc.

Zu den neueren Entwicklungen der endoskopischen Verfahren wird die Kapselendoskopie gezählt. Bei diesem Verfahren schluckt der Patient eine Minikamera, welche als Pille appliziert wird. Sie wird durch den gesamten Gastrointestinaltrakt transportiert und nimmt dabei in regelmäßigen Abständen Aufnahmen vom umgebenden Gewebe auf. Dieses besonders für schwer erkennbare kleine Tumoren und Blutungen eingesetzte Verfahren kann jedoch eine konventionelle Koloskopie nicht ersetzen. Durch die verstärkte Miniaturisierung soll es in Zukunft möglich werden, endoskopische Untersuchung ohne Durchführung einer Prämedikation vorzunehmen. Des Weiteren sollen auch endoskopische Untersuchungen zur Beurteilung definierter Hirnareale zur Verfügung stehen.

Nachfolgend werden die wichtigsten endoskopischen Maßnahmen dargestellt:

  • Arthroskopie (Gelenkspiegelung)
  • Antroskopie (Kieferhöhlenspiegelung)
  • Bronchoskopie (Lungenspiegelung)
  • Endosonographie (endoskopischer Ultraschall (EUS); Ultraschalluntersuchung, die von innen durchgeführt wird, d. h., dass der Ultraschallkopf mittels eines Endoskops (optisches Instrument) direkt mit der inneren Oberfläche (beispielsweise der Schleimhaut des Magens/Darms) in Kontakt gebracht wird.)
  • Gastroskopie (Magenspiegelung)
  • Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung)
  • Koloskopie (Darmspiegelung)
  • Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung)
  • Laparoskopie (Bauchspiegelung)
  • Ösophagoskopie (Speiseröhrenspiegelung)
  • Pharyngoskopie (Rachenspiegelung)
  • Urethrozystoskopie (Harnröhren- und Blasenspiegelung)
  • etc.

Hinweis

  • Während der Sedierung in der Endoskopie sollte das Monitoring der Pulsoxymetrie und der Blutdruckmessung obligat erfolgen!

 Literatur

  1. Kramme R: Medizintechnik: Verfahren – Systeme – Informationsbearbeitung. Springer Verlag 2007
  2. Classen M: Gastroenterologische Endoskopie: Das Referenzwerk zur endoskopischen Diagnostik und Therapie. Georg Thieme Verlag 2004
  3. Kahl S, Kähler GFBA: Interventionelle Endoskopie – Diagnostik und Therapie: Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH 2006
  4. Frühmorgen P: Gastroenterologische Endoskopie. Ein Leitfaden zur Diagnostik und Therapie. Springer Verlag 1999
  5. Schweinitz D: Kinderchirurgie: Viszerale und allgemeine Chirurgie des Kindesalters. Springer Verlag 2009
  6. Koeppen P: BASICS Arbeitstechniken Chirurgie. Elsevier Verlag 2009
     
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