Speiseröhrenspiegelung (Ösophagoskopie)

Die Ösophagoskopie bezeichnet die Spiegelung der Speiseröhre (Ösophagus) mithilfe eines Endoskops. Dieses ist ein dünnes, flexibles, schlauchförmiges Instrument mit integrierter Lichtquelle.

Die Ösophagoskopie dient der frühzeitigen Erkennung krankhafter Veränderungen in der Speiseröhre und wird bei verschiedenen Indikationen empfohlen.

Beurteilbare Strukturen

  • Schleimhaut: Farbe, Textur, Integrität und Vorhandensein von Entzündungen oder Ulzerationen.
  • Speiseröhrenwand: Dicke und Elastizität, die auf pathologische Prozesse wie Fibrose oder Neoplasie (Neubildungen) hinweisen können.
  • Übergang zum Magen: Beurteilung des unteren Ösophagussphinkters (Speiseröhrenschließmuskel) und Erkennung von Hiatushernien (Zwerchfellbruch) oder anderen Anomalien.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Anämie (Blutarmut)
  • Dysphagie (Schluckstörung)
  • Eosinophile Ösophagitis –  chronische Autoimmunerkrankung der Speiseröhre, die zu einer eosinophil-dominanten Entzündung der Speiseröhre führt
  • Fremdkörperentfernung
  • Gastroösophageale Refluxkrankheit (Synonyme: GERD, Gastro-oesophageal reflux disease; Gastroesophageal Reflux Disease (GERD); gastroösophageale Refluxkrankheit (Refluxkrankheit); gastroösophagealer Reflux; Reflux-Ösophagitis; Refluxkrankheit; Refluxösophagitis; peptische Ösophagitis) – entzündliche Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagitis), die durch den krankhaften Rückfluss (Reflux) von saurem Magensaft und anderen Mageninhalten hervorgerufen wird
  • Obere gastrointestinale Blutung (GIB) – Blutung aus dem oberen Magen-Darm-Trakt
  • Unklarer Gewichtsverlust
  • Refraktäre Oberbauchbeschwerden wie Magenschmerzen oder aber Nausea (Übelkeit)/Erbrechen
  • Suspekte (verdächtige) radiologische Befunde
  • Veränderungen der Speiseröhrenschleimhaut
  • Verätzungen der Speiseröhre
  • Verdacht auf Neoplasien (Neubildungen)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute Entzündungen im Halsbereich: Zum Beispiel eine schwere Pharyngitis (Rachenentzündung) oder Tonsillitis (Mandelentzündung), die die Passage des Endoskops erschweren oder zur Verschlimmerung der Entzündung führen könnten.
  • Schwere Koagulopathien: Erkrankungen, die die Blutgerinnung beeinträchtigen, erhöhen das Risiko von Blutungen während des Eingriffs.
  • Schwere kardiopulmonale Erkrankungen: Bei Patienten mit instabiler Herz- oder Lungenfunktion kann die Untersuchung eine zu hohe Belastung darstellen.
  • Strukturelle Anomalien oder Verletzungen des Ösophagus: Zum Beispiel schwere Ösophagusstrikturen (hochgradige Einziehung/Einengung der Speiseröhre), Achalasie – neurodegenerative Erkrankung der Speiseröhre und des unteren Schließmuskels der Speiseröhre – oder vor kurzem erlittene Verletzungen, die eine Endoskopie riskant machen würden.
  • Ösophageale Varizen mit hohem Blutungsrisiko: Bei Patienten mit bekannter Ösophagusvarizen-Erkrankung (Krampfadern der Speiseröhre) kann die Durchführung einer Ösophagoskopie gefährlich sein.
  • Erkrankungen der Halswirbelsäule: Schwere Erkrankungen der Halswirbelsäule, die eine Kopf- und Nackenbewegung während des Eingriffs riskant machen würden.

Vor der Untersuchung

  • Patientenaufklärung: Patienten erhalten detaillierte Informationen über den Zweck der Untersuchung, den Ablauf und mögliche Risiken. Fragen zur medizinischen Vorgeschichte und aktuellen Medikation werden geklärt.
  • Medikamentöse Vorbereitung: Absetzen oder Anpassung von blutverdünnenden Medikamenten nach Rücksprache mit dem Arzt, um das Blutungsrisiko zu minimieren.
  • Nüchternheit: Patienten müssen in der Regel 6-8 Stunden vor der Untersuchung nüchtern bleiben, um das Risiko einer Aspiration zu reduzieren.
  • Lokalanästhesie: Anwendung eines Lokalanästhetikums (örtlichen Betäubungsmittel) als Spray im Rachenbereich, um den Würgereflex während der Untersuchung zu unterdrücken und den Komfort zu erhöhen.

Das Verfahren

Die Ösophagoskopie ist gleichermaßen ein diagnostisches wie auch ein therapeutisches Verfahren. Damit man einen guten Überblick von der Speiseröhre bekommen kann, werden spezielle Endoskope mit Licht-, Optik- und Arbeitskanälen verwendet.

Die Spitze dieser biegsamen Schläuche lässt sich in alle Richtungen abwinkeln, sodass fast alle Bereiche eingesehen werden können. Ein wichtiger Vorteil dieser Methode ist, dass der Untersucher bei verdächtigen Arealen sofort Gewebeproben entnehmen kann, die dann von einem Pathologen untersucht werden.

Die Ösophagoskopie bietet Ihnen eine gute Möglichkeit zur frühzeitigen Erkennung krankhafter Veränderungen der Speiseröhre. Sie bietet Ihnen eine effektive Diagnostik und Therapie.

 

Mögliche Befunde

  • Entzündliche Veränderungen: Refluxösophagitis, eosinophile Ösophagitis.
  • Benigne (gutartige) Strukturen: Polypen, Zysten, Weben.
  • Maligne (bösartige) Veränderungen: Frühe und fortgeschrittene Tumore.
  • Funktionsstörungen: Achalasie – seltene neurodegenerative Erkrankung der Speiseröhre und des unteren Schließmuskels der Speiseröhre – oder andere Motilitätsstörungen (Bewegungsstörungen).
  • Traumatische oder chemische Schäden: Verätzungen und deren Folgen wie Strikturen (hochgradige Einengung des Lumens).

Nach der Untersuchung

  • Überwachung: Patienten bleiben unter kurzfristiger medizinischer Beobachtung, um sicherzustellen, dass keine unmittelbaren Komplikationen wie starke Blutungen oder Atembeschwerden auftreten.
  • Stimmschonung und Ernährung: Direkt nach der Untersuchung kann die Kehle noch betäubt sein, was das Schluckvermögen beeinträchtigen kann. Patienten sollten bis zum Abklingen der Betäubung keine festen Nahrungsmittel oder heiße Getränke zu sich nehmen, um Verletzungen zu vermeiden.
  • Nachsorge und Anweisungen: Patienten erhalten spezifische Anweisungen zur Nachsorge, insbesondere wenn Biopsien entnommen wurden. Dies kann die Einnahme von Schmerzmitteln, spezielle Diäten oder Ruhe umfassen.
  • Symptomüberwachung: Patienten werden angehalten, auf Zeichen von Komplikationen wie anhaltende Schmerzen, Blut im Speichel, Fieber, oder anhaltende Schluckbeschwerden zu achten und bei solchen Symptomen umgehend medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Mögliche Komplikationen

  • Verletzung bzw. Perforation (Durchstoßung) der Wand von Ösophagus (Speiseröhre) und/oder Magen sowie Verletzungen des Kehlkopfes mit nachfolgender Peritonitis (Bauchfellentzündung)
  • Verletzungen der Ösophagus- und/oder Magenwand, die erst nach einigen Tagen zu einer Peritonitis führen
  • Stärkere Blutungen (z. B. nach einer Gewebeentnahme)
  • Bei Überempfindlichkeit bzw. Allergien (z. B. Betäubung-/Narkosemittel, Medikamente etc.) kann es vorübergehend zu folgenden Beschwerden kommen: Schwellung, Hautausschlag, Juckreiz, Niesen, tränende Augen (Augentränen), Schwindel oder Erbrechen.
  • Nach der Ösophagoskopie können Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, leichte Heiserkeit oder Blähungen auftreten. Diese Beschwerden verschwinden im Regelfall nach einigen Stunden von selbst.
  • Zahnschädigungen durch das Endoskop oder den Beißring sind selten.
  • Infektionen, nach denen schwere lebensbedrohliche Komplikationen betreffend Herz, Kreislauf, Atmung etc. auftreten, kommen selten vor. Ebenso sind bleibende Schäden (z. B. Lähmungen) und lebensbedrohende Komplikationen (z. B. Sepsis/Blutvergiftung) nach Infektionen sehr selten.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Endoskopie, Qualitätsanforderungen. (AWMF-Registernummer: 021 - 022), Juli 2015 Langfassung
  2. S1-Leitlinie: Ösophagoskopie. (AWMF-Registernummer: 017 - 060), Mai 2021 Langfassung

     
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