Cholezystographie (Cholezystocholangiographie)

Die Cholezystographie (Synonym: Cholezystocholangiographie) ist eine kontrastmittelgestützte röntgenologische Methode zur Darstellung der Gallenblase und des Gallengangsystems. Es werden primär zwei Varianten des Verfahrens unterschieden: Die orale Cholezystographie (Gallenblasendarstellung) und die intravenöse Cholezystocholangiographie (Darstellung der Gallenblase und Gallengänge). Dabei handelt es sich um Verfahren, die unter hoher Strahlenbelastung durchgeführt werden, sodass der Patient ausführlich über Risiken und eventuelle Komplikationen aufgeklärt werden muss. 

Die Cholezystographie wird im Allgemeinen der M-ERCP (Cholangiopankreatikographie per Magnetresonanztomographie) vorausgestellt.

Der Cholezystographie wird im klinischen Alltag die ERCP („endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie”) häufig vorgezogen, da neben der Diagnostik auch therapeutische Maßnahmen wie z. B. die Entfernung von Gallensteinen oder die Einlage eines Stents (Implantat bzw. feines Drahtgestell zur Offenhaltung von Gefäßen oder Gängen) vorgenommen werden können.

Die folgenden Untersuchungen sind mit der Cholezystographie verwandt bzw. sind Varianten der klassischen Untersuchung:

  • orale Cholezystographie
  • intravenöse Cholezystocholangiographie
  • M-ERCP (Cholangiopankreatikographie per Magnetresonanztomographie): Eine diagnostische Methode in der Gastroenterologie, die eine kombinierte endoskopische und Röntgen-Untersuchung der Gallenwege und der Bauchspeicheldrüse ist.
  • intraoperative Cholezystographie – Direkte Darstellung des Gallensystems während einer Operation.
  • postoperative Cholezystographie – Über eine intraoperativ eingelegte T-Drainage wird ein Kontrastmittel zur Kontrolle eines ungehinderten Gallenabflusses injiziert.
  • PTC (perkutane transhepatische Choleangiographie): Mit einer dünnen Hohlnadel wird das Kontrastmittel von außen durch die Haut direkt in die Gallengänge injiziert.

Beurteilbare Strukturen

Die Cholezystographie ermöglicht die detaillierte Beurteilung folgender Strukturen:

  • Gallenblase: Form, Größe, Lage und Wandbeschaffenheit.
  • Gallengänge: Durchmesser und Kontinuität der intra- und extrahepatischen Gallengänge.
  • Cysticuskanal: Verbindung zwischen Gallenblase und Gallengängen.
  • Ductus choledochus: Der gemeinsame Gallengang, seine Durchgängigkeit und eventuelle Abnormalitäten.
  • Leberparenchym: Indirekte Beurteilung durch den Abfluss des Kontrastmittels, vor allem bei intravenöser Anwendung.
  • Umgebende Organe und Strukturen: Indirekte Einschätzung der umgebenden Strukturen durch Verdrängungserscheinungen oder durch ihre Beteiligung an pathologischen Prozessen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Choledocholithiasis – Gallensteine sowohl in der Gallenblase als auch in den Gallengängen
  • Entzündliche Veränderungen der Gallenblase/Gallengänge
  • Nach operativer Entfernung der Gallenblase zur Darstellung des Gallengangsystems
  • Tumoröse Veränderungen der Gallenblase/Gallengänge
  • Vor Gallensteinzertrümmerung durch extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT)
  • Vor laparoskopischer Cholezystektomie (operative Entfernung der Gallenblase)

Das Verfahren

Der Patient sollte am Untersuchungstag nüchtern sein, während am Vortag blähende Nahrungsmittel (Hülsenfrüchte), frisches Brot, Obst, Gemüse und kohlensäurehaltige Getränke vermieden werden sollten. Vor der eigentlichen Cholezystographie wird immer eine Abdomenleeraufnahme zur Darstellung der Gallenblase und ihrer Umgebung bzw. bereits zur Diagnostik von Gallensteinen durchgeführt. Bei den gallengängigen Kontrastmitteln handelt es sich in der Regel um jodhaltige Kontrastmittel.

Bei der oralen Cholezystographie wird das Kontrastmittel oral (der Patient nimmt die Substanz normal über den Mund zu sich) verabreicht und gelangt über den Darm in das Blut der V. portae zur Leber. Dort wird es dem Leberstoffwechsel zugeführt und metabolisiert (verstoffwechselt). Anschließend gelangt das Stoffwechselprodukt des Kontrastmittels über die Gallenblase und die Gallengänge in den Darm zurück und wird ausgeschieden. Auf diesem Weg büßt das Kontrastmittel seine Eigenschaften nicht ein und ermöglicht während der Passage der Gallenblase eine röntgenologische Dokumentation. Allerdings ist die Kontrastmitteldichte sehr gering, sodass nur die Gallenblase darstellbar ist.

Bei einer intravenösen Cholezystocholangiographie wird das Kontrastmittel intravenös injiziert und gelangt ebenfalls in die Gallenblase. Nach etwa zwei Stunden sind die Gallenblase und die Gallengänge optimal mit Kontrastmittel gefüllt, sodass aussagekräftige Aufnahmen angefertigt werden können. Zuvor werden Kontrollaufnahmen gemacht. Bei der Beurteilung der kontrastierten Gallenblase bzw. des Gallengangsystems stehen die folgenden Elemente im Mittelpunkt:

  • Dilatationen (Erweiterungen)
  • Stenosen (Verengungen)
  • Füllungsdefekte – z. B. verursacht durch Gallensteine
  • Obstruktionen (Verengungen durch andere Strukturen) – z. B. verursacht durch Tumoren

Mögliche Befunde

Mögliche Befunde bei der Durchführung der Cholezystographie umfassen:

  • Gallensteine (Cholelithiasis): Sichtbar als Füllungsdefekte in der Gallenblase oder den Gallengängen.
  • Gallenblasenentzündung (Cholezystitis): Verdickung der Gallenblasenwand, möglicherweise mit Flüssigkeitsansammlungen um die Gallenblase herum.
  • Gallengangsentzündung (Cholangitis): Verengung oder Blockierung der Gallengänge.
  • Tumoren: Abnormale Massen in oder um die Gallenblase bzw. Gallengänge, die zu Obstruktionen führen können.
  • Stenosen: Verengungen der Gallengänge, die den Gallenfluss behindern können.
  • Polypen: Kleine Wucherungen in der Gallenblase, die in der Regel gutartig sind.
  • Anomalien: Angeborene oder erworbene Unregelmäßigkeiten in der Struktur der Gallenwege.
  • Postoperative Veränderungen: Bewertung nach chirurgischen Eingriffen am Gallengangsystem, wie z. B. nach einer Cholezystektomie.

Literatur

  1. Zimmer-Brossy, Becht S et al.: Lehrbuch der röntgendiagnostischen Einstelltechnik. Springer Verlag 2008
  2. Menche N: Innere Medizin. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2004

     
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