Hüftultraschall (Hüftsonographie)

Die Hüftsonographie (Synonym: Hüftultraschall) ist ein bewährtes und vielfach verwendetes Verfahren zur differentialdiagnostischen Abklärung pathologischer (krankhafter) Veränderungen oder von Symptomen im Bereich des Hüftgelenks. Als nichtinvasives diagnostisches Verfahren, das ohne Röntgenstrahlung auskommt, bietet sich die Sonographie des Hüftgelenks als kostengünstige und wiederholbare Methode an.
Die Sonographie der Säuglingshüfte wird beispielsweise als Screeningverfahren erfolgreich eingesetzt (siehe Sonographie der Säuglingshüfte). Typische Indikationen für die sonographische Diagnostik sind die íntraartikuläre Volumenzunahme (innerhalb eines Gelenkes), z. B. bei Verdacht auf einen Gelenkserguss, oder die Beurteilung von periartikulären (das Gelenk umgebende) und knöchernen Strukturen des Hüftgelenks. Ist eine Gelenkpunktion notwendig, geht die Sonographie diesem Eingriff voraus und dient zusätzlich als Orientierungshilfe.

Beurteilbare Strukturen

  • Synovialis (Gelenkinnenhaut): Beurteilung einer möglichen Synovialitis (Gelenkinnenhautentzündung) im Rahmen entzündlicher Erkrankungen.
  • Gelenkkapsel: Beurteilung der Kapseldicke und des Vorliegens eines Ergusses.
  • Gelenkknorpel: Evaluation von Dicke und Homogenität zur Früherkennung degenerativer Veränderungen.
  • Gelenkspalt: Identifikation von Verengungen im Rahmen von Arthrosen.
  • Bursae (Schleimbeutel): Diagnose von Bursitiden (Schleimbeutelentzündung).
  • Sehnen und Muskulatur: Erkennung von Tendinitiden und Muskelverletzungen.
  • Hüftkopf und -pfanne: Beurteilung von Kongruenz und möglichen Deformitäten.
  • Epiphysenfuge (Wachstumsfuge): Bei Kindern Beurteilung im Rahmen der Diagnostik von Hüftreifungsstörungen.
  • Periartikuläre Ossifikationen: Identifikation von Verknöcherungen im Weichteilgewebe.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Sonographie des Hüftgelenks erfolgt bei Verdacht auf folgende pathologische Befunde oder Krankheitsbilder:

  • Bursitis (Schleimbeutelentzündung)
  • Coxarthrose (Hüftgelenksarthrose)
  • Coxitis (Hüftgelenksentzündung), unterschiedlicher Ursache
  • Coxitis fugax – Sterile (keimfreie) Entzündung des Hüftgelenks, die vorübergehend ist und als Reiter-Krankheit (Synonyme: Reiter-Syndrom; Morbus Reiter; Arthritis dysenterica; Polyarthritis enterica; postenteritische Arthritis; posturethritische Arthritis; undifferenzierte Oligoarthritis; urethro-okulo-synoviales Syndrom; Fiessinger-Leroy-Syndrom; engl. Sexually acquired reactive arthritis (SARA)) eingeordnet (Gelenkentzündung als Fernreaktion auf eine Infektion im Körper) wird.
  • Coxa saltans – Die sogenannte schnellende Hüfte besteht in einem ruckartigen schmerzhaften Gleiten verschiedener anatomischer Strukturen über dem Trochanter major ("großer Rollhügel des Oberschenkelknochens") bei Streckung und Beugung im Hüftgelenk.
  • Epiphysiolysis capitis femoris – Erkrankung des kindlichen Hüftgelenks, die eine Lösung der Epiphyse (Wachstumsfuge) des Hüftkopfes zur Folge hat.
  • Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
  • Freier Gelenkkörper – Fremdkörper innerhalb der Gelenkkapsel, der zu Schmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit im Gelenk führen kann.
  • Fraktur (Knochenbruch)
  • Glutealabszess – Abgekapselte Ansammlung von Eiter in einem neugebildeten Gewebehohlraum im Bereich der Glutealregion (Gesäßregion)
  • Hüftreifungsstörungen – z. B. Hüftdysplasie, es handelt sich dabei um eine angeborene oder erworbene Fehlstellung des Hüftgelenks beim Neugeborenen [bei Verdacht auf Hüftdysplasie s. u. Sonographie der Säuglingshüfte]
  • Femurkopfnekrose – Absterben des Hüftkopfes 
  • Intraartikuläre Volumenzunahme (innerhalb eines Gelenks) – z. B. aufgrund eines Gelenkerguss oder einer Synovialitis (Gelenkinnenhautentzündung)
  • Morbus Perthes – Aseptische Knochennekrose des Femurkopfes (Oberschenkelknochenkopf) im Kindesalter, deren Ätiologie (Ursache) nicht definitiv geklärt ist.
  • Muskuläre Veränderungen
  • Ossäre Destruktion/ Usur – lokaler Verlust von Knochen oder Knorpel
  • Osteophyt – Knöcherner Anbau, der zu Schmerzen und Einschränkung der Beweglichkeit im Gelenk führen kann.
  • Periartikuläre Ossifikation – Verknöcherung gelenkumgebenden Gewebes
  • Senkungsabszess – Abszess an einer vom Entstehungsort entfernten Körperstelle, die Absenkung bzw. Verlagerung der Entzündung erfolgt anhand anatomischer Strukturen.
  • Veränderung des Schenkelhalsantetorsionswinkels – Anomalie des Oberschenkelknochens, die zur Fehlstellung des betroffenen Beines führen kann.
  • Verlaufskontrolle nach Endoprothesenimplantation (künstliches Hüftgelenk)
  • Tumor – Gutartige oder bösartige Neubildung des Knochens oder anderer Strukturen des Hüftgelenks.

Kontraindikationen

Für die Durchführung einer Sonographie der Hüfte ergeben sich unter Beachtung der Indikationen keine Kontraindikationen.

Vor der Untersuchung

  • Patientenvorbereitung: Keine spezifische Vorbereitung erforderlich. Patienten sollten bequeme Kleidung tragen, die leicht entfernt oder angepasst werden kann, um den Zugang zur Hüftregion zu erleichtern.
  • Information des Patienten: Aufklärung über den Ablauf der Untersuchung, inklusive der Notwendigkeit, verschiedene Positionen einzunehmen, um eine optimale Bildgebung zu ermöglichen.
  • Anamnese: Erfassung relevanter Vorerkrankungen und Symptome, die zur Indikationsstellung der Sonographie geführt haben.

Das Verfahren

Die Sonographie des Hüftgelenks erfolgt am liegenden Patienten. Das Hüftgelenk sollte sich in Neutral-Null-Stellung (anatomische Normalstellung) befinden, ist dies nicht möglich, sollte die Rotationsstellung des Gelenkes seitengleich sein. Die Sonographie erfolgt immer im Seitenvergleich zum gesunden Hüftgelenk, um anatomische Gegebenheiten besser einschätzen zu können. Für die Untersuchung wird ein sogenanntes B-Mode-Ultraschallgerät (handelsübliches Ultraschallgerät) verwendet.

Für die Sonographie des Hüftgelenks werden Standardschnittebenen empfohlen, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse und die Interpretationen zu vereinfachen:

  • Ventrale Region (vordere Region) – Transversalschnitt und Longitudinalschnitt (Schnittebene, die quer (transversal) und longitudinal (längs) verläuft)
  • Laterale Region (seitliche Region) – zwei Longitudinalschnitte

Im Longitudinalschnitt der ventralen Region sind Ergussbildung (intraartikuläre Volumenzunahme) oder eine Synovialitis (Gelenkinnenhautentzündung) gut zu erkennen, da sich die Ausdehnung der Gelenkkapsel (Kapseldistension) beurteilen lässt. Des Weiteren lassen sich Veränderung der Hüftkopfkontur knöchernen Ursprungs in diesem Schnitt darstellen.
Beim kindlichen Hüftgelenk kann die Epiphyse (Wachstumsbereiche der Knochen) des Femurs (Oberschenkelknochen) erfasst werden. Der Transversalschnitt ermöglicht die Darstellung der A. femoralis und der V. femoralis (große Oberschenkelarterie und -vene), die medial (zur Mitte hin gelegen) des Hüftkopfes liegen. Die Sonographie der lateralen Region dient der Beurteilung der Kontur des Femurkopfes und seiner Pfannenüberdachung (Lage in der Gelenkpfanne), der Longitudinalschnitt dient der Beurteilung des Pfannendaches z. B. bei kindlicher Hüftdysplasie (Fehlbildung des Gelenks mit verminderter Pfannenüberdachung). Im Einzelfall (z. B. bei Morbus Perthes) kann die dynamische Untersuchung des Hüftgelenks durchgeführt werden: Dabei wird das Gelenk in Adduktions- oder Abduktionsstellung (An- und Abspreizung) sonographiert.

Mögliche Befunde

  • Gelenkserguss: Nachweis einer intraartikulären Flüssigkeitsansammlung.
  • Coxitis (Arthritis (Gelenkentzündung) des Hüftgelenks): Identifikation entzündlicher Veränderungen des Hüftgelenks.
  • Coxarthrose (Hüftarthrose): Nachweis degenerativer Veränderungen der Hüftgelenkstrukturen.
  • Bursitis: Identifikation einer Schleimbeutelentzündung.
  • Tendinopathien: Diagnose von Sehnenentzündungen.
  • Muskelverletzungen: Erkennung von Muskelrissen oder -zerrungen.
  • Frakturen (Knochenbrüche): Nachweis von knöchernen Verletzungen im Bereich des Hüftgelenks.
  • Hüftdysplasie (Fehlbildung des Hüftgelenks) bei Säuglingen: Beurteilung der Pfannenüberdachung und Hüftkopfposition.
  • Femurkopfnekrose: Identifikation von Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes.
  • Freie Gelenkkörper: Nachweis von Fremdkörpern innerhalb des Gelenkes.

Nach der Untersuchung

  • Ergebnisbesprechung: Sofortige Besprechung der Befunde mit dem Patienten oder Planung eines Folgetermins zur ausführlichen Erklärung und Diskussion der Therapieoptionen.
  • Weiterführende Diagnostik: Bei auffälligen Befunden kann die Notwendigkeit weiterer diagnostischer Maßnahmen bestehen, wie z. B. Magnetresonanztomografie (MRT) für detailliertere Darstellungen oder eine Biopsie (Gewebeprobe) zur histologischen/feingeweblichen Abklärung.
  • Therapieplanung: Basierend auf den Sonographieergebnissen kann eine unmittelbare Einleitung oder Anpassung der Therapie erfolgen, sei es konservativ, medikamentös oder die Planung eines operativen Eingriffs.
  • Dokumentation: Die Befunde und das weitere Prozedere werden dokumentiert und dem Patienten sowie gegebenenfalls dem überweisenden Arzt kommuniziert.
  • Patientenhinweise: Gegebenenfalls Empfehlungen zur Schonung oder Belastung der Hüftregion, Hinweise zu physiotherapeutischen Übungen oder der Notwendigkeit einer kurzfristigen Kontrolluntersuchung.

Literatur

  1. Wirth CJ: Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Georg Thieme Verlag 2003

     
Wir helfen Ihnen in jeder Lebenslage
Die auf unserer Homepage für Sie bereitgestellten Gesundheits- und Medizininformationen ersetzen nicht die professionelle Beratung oder Behandlung durch einen approbierten Arzt.
DocMedicus Suche

 
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
ArztOnline.jpg
 
DocMedicus                          
Gesundheitsportal

Unsere Partner DocMedicus Verlag