Gelenkultraschall (Arthrosonographie)

Als Arthrosonographie bezeichnet man die Ultraschalluntersuchung von Gelenken. Sie gilt inzwischen als ein entscheidender Bestandteil der rheumatologischen Diagnostik. Dieses verdankt die Methode der hervorragenden Darstellung von Weichteilprozessen und der frühen Erfassung knöcherner Destruktionen (Zerstörung von Knochen).

Beurteilbare Strukturen

  • Gelenkknorpel: Beurteilung der Dicke, Homogenität und Oberflächenkontur des Knorpels. Frühe Degenerationen und Veränderungen bei Arthrose können identifiziert werden.
  • Synovialmembran (Gelenkinnenhaut): Verdickung und Hyperämie (erhöhte Blutzufuhr) der Synovialmembran sind Indikatoren für entzündliche Prozesse wie bei rheumatoider Arthritis.
  • Gelenkflüssigkeit: Normalerweise ist im Gelenk wenig bis keine Flüssigkeit sichtbar. Eine Zunahme deutet auf einen Gelenkerguss hin, der bei Trauma, Infektion oder Entzündung vorkommen kann.
  • Sehnen und Sehnenscheiden: Ermöglicht die Erkennung von Tendinitis, Tendovaginitis (Sehnenscheidenentzündung) und Rupturen (Zerreißung bzw. Riss). Sehnenverdickungen und Flüssigkeitsansammlungen in den Sehnenscheiden sind typische Zeichen einer Entzündung.
  • Bänder: Bewertung von Kontinuität, Verdickung oder Rupturen. Die sonographische Untersuchung kann helfen, partielle von kompletten Rissen zu unterscheiden.
  • Bursen (Schleimbeutel): Beurteilung von Verdickung, Flüssigkeitsansammlungen oder Bursitis (Schleimbeutelentzündung). Wichtig für die Diagnose von Schleimbeutelentzündungen, die mit Schmerz und Bewegungseinschränkungen verbunden sind.
  • Knochenoberfläche: Ermöglicht die Früherkennung von Erosionen und Osteophyten, die bei entzündlichen Erkrankungen oder Arthrose auftreten können.
  • Muskeln und umliegendes Weichteilgewebe: Identifizierung von Muskelschäden, Entzündungen oder Weichteiltumoren.
  • Nerven: Während die direkte Darstellung kleiner Nervenstrukturen schwierig sein kann, hilft die Sonographie, Kompressionssyndrome durch umliegende pathologische Veränderungen zu identifizieren.
  • Blutgefäße: Mithilfe von Doppler-Sonographie können Blutfluss und Vaskularität in und um das Gelenk beurteilt werden, was besonders bei entzündlichen Prozessen von Bedeutung ist.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Arthrose – u. a. Finger- und Daumenarthrose, Heberden-Arthrose, Gonarthrose (Kniearthrose), Omarthrose (Schulterarthrose), Polyarthrose
  • Enthesiopathien – Gruppe von krankhaften Störungen meist gelenknaher Sehnenansatzpunkte
  • Gicht, chronische
  • Paratendonitis – Entzündung des Sehnengleitgewebes
  • Polymyalgia rheumatica
  • Psoriasisarthritis – Gelenkentzündung durch eine Schuppenflechte (Psoriasis)
  • Rheumatoide Arthritis
  • Sklerodermie
  • Spondyloarthritiden – Gruppe von Erkrankungen, die sich gegenüber der chronischen Polyarthritis (CP) durch das Fehlen von Rheumafaktoren und Rheumaknoten abgrenzen
  • Synovitis (Gelenkinnenhautentzündung)
  • Tendinitis (Sehnenentzündung)
  • Tendovaginitis (Sehnenscheidenentzündung)
  • Tendinose – degenerative Veränderungen der Sehnen
  • Unklare Gelenkschwellungen

Des Weiteren wird die Arthrosonographie als Hilfe bei der Punktion von Gelenken eingesetzt.

Das Verfahren

Die Arthrosonographie zählt zu den nicht invasiven, das heißt nicht in den Körper eindringenden, diagnostischen Verfahren. Dabei werden Linearschallköpfe mit Frequenzen zwischen 5 und 20 MHz verwendet. Schallfrequenzen von 18 MHz erlauben ein Auflösungsvermögen von weniger als 0,15 mm.

Bei der Sonographie können sowohl die Weichteile (z. B. Tenovaginitis, Bursitis/Schleimbeutelentzündung) als auch oberflächliche Bereiche der Knochen eines Gelenkes (z. B. Erosionen) dargestellt werden. Veränderungen von Sehnen, Muskeln, Nerven und Blutgefäßen können ebenfalls sehr gut dargestellt werden.

Nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) und der European League Against Rheumatism (EULAR) liegen standardisierte multiplanare Schnittebenen für alle Gelenkregionen der peripheren Gelenke vor.

Die Untersuchung dauert meist nur wenige Minuten und wird im Liegen durchgeführt. Eine Vorbereitung des Patienten ist nicht nötig. 

Mögliche Befunde

  • Normale Gelenkstrukturen: Homogene Echogenität des Gelenkknorpels, klare Darstellung der Sehnen, Sehnenscheiden ohne Flüssigkeitsansammlung, normale Darstellung der Bursen (Schleimbeutel) und Ligamente (Bänder).
  • Gelenkerguss: Akkumulation von Flüssigkeit innerhalb des Gelenkraums, charakterisiert durch echofreie oder echoarme Bereiche im Gelenk.
  • Synovitis (Gelenkinnenhautentzündung): Verdickung der Synovialmembran und vermehrte Vaskularität (vermehrte Gefäßdichte) im Doppler-Ultraschall, was auf eine aktive Entzündung hinweist.
  • Tenosynovitis (Sehnenscheidenentzündung): Verdickung der Sehnenscheide und Flüssigkeitsansammlung um die Sehne herum.
  • Tendinitis (Sehnenentzündung): Verdickung und erhöhte Echogenität der Sehne, manchmal begleitet von einer Flüssigkeitsansammlung.
  • Enthesitis (Entzündung des Sehnenansatzes): Verdickung und erhöhte Echogenität im Bereich des Sehnenansatzes, möglicherweise mit kleinen Erosionen an den Ansatzpunkten.
  • Gelenkarthrose: Unregelmäßigkeiten und Verschmälerung des Gelenkknorpels, Osteophytenbildung (Knochensporne) und mögliche Gelenkspaltverschmälerung.
  • Erosionen: Fokale Defekte in der knöchernen Kontur, die auf eine fortgeschrittene Entzündung oder Degeneration hinweisen.
  • Kristallablagerungen: Hyperreflektive Strukturen ohne Schallschatten, typisch für Gicht oder Pseudogicht.
  • Bursitis (Schleimbeutelentzündung): Flüssigkeitsansammlung und Verdickung der Bursa, meist verbunden mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
  • Fremdkörper: Echoreiche Strukturen innerhalb des Gelenkes oder der Weichteile, oft mit einem akustischen Schatten.
  • Rupturen: Diskontinuität der Fasern in Sehnen oder Ligamenten, oft mit Hämatomen (Blutergüsse) oder Flüssigkeitsansammlungen assoziiert.
  • Zysten: Gekapselte, flüssigkeitsgefüllte Strukturen, meistens benigne (gutartig) und ohne Symptome, außer bei Druck auf benachbarte Strukturen.

     
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