Gelenkspiegelung (Arthroskopie) des Hüftgelenks

Die Arthroskopie des Hüftgelenks ist als komplexer operativer Eingriff zu bewerten, da das Hüftgelenk anatomisch vergleichsweise ungünstig ist, weil es sowohl eng und bei einer starken Extension (Streckung) nicht vollständig einzusehen ist. Aufgrund dessen erfolgte die Entwicklung Hüftgelenksarthroskopie relativ spät und wird im Vergleich zu anderen arthroskopischen Untersuchungen nicht so häufig für die Diagnostik und für operative Eingriffe genutzt. Insbesondere die diagnostische Anwendung des Verfahrens erfolgt selten. Bei der Untersuchung vorliegender Synovitiden (Entzündung der Gelenkhaut, die unter anderem für die Versorgung einzelner Gelenkstrukturen verantwortlich ist) oder Chondromatosen (gutartiger Tumor, der aus reifem Knochengewebe aufgebaut ist und somit von einem bösartigen Sarkom unterschieden werden muss) ist die Verwendung der Hüftgelenksarthroskopie jedoch bei gleichzeitiger Biopsie angezeigt.

Beurteilbare Strukturen

  • Labrum acetabulare: Die Gelenklippe, die für die Stabilität des Hüftgelenks wichtig ist, kann auf Risse oder Ablösungen untersucht werden.
  • Knorpeloberflächen: Sowohl am Hüftkopf als auch an der Gelenkpfanne. Schäden oder Abnutzungen können detailliert beurteilt werden.
  • Synovialmembran (Knochenhautmembran): Entzündliche Veränderungen oder fibrotische Verdickungen können identifiziert werden.
  • Gelenkkapsel: Die Festigkeit und Integrität der Kapsel sowie etwaige pathologische Veränderungen wie Verdickungen oder Vernarbungen.
  • Ligamente (Bänder): Insbesondere das Ligamentum capitis femoris (dreieckiges Band, das innerhalb des Hüftgelenks durch die Gelenkkapsel zieht) kann auf degenerative oder traumatische Schäden hin untersucht werden.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Labrumläsionen: Schädigung der Gelenklippe, wobei die teilweise Entfernung oder Reparatur zur Verbesserung der Symptome führen kann.
  • Freie Gelenkkörper: Entfernung freier Gelenkkörper, die aus Knochenteilen oder abgeriebenem Knorpel bestehen können, zur Schmerzlinderung.
  • Knorpelschäden: Behandlung von Knorpelschäden, wobei die Wirksamkeit und Langzeitfolgen noch genauer untersucht werden müssen.
  • Synovialmembran-Erkrankungen: Therapeutische Eingriffe an der Synovialmembran, einschließlich partieller Synovektomie.
  • Hüftgelenkempyem: Behandlung von tiefen Gelenkentzündungen mit Methoden wie Gelenkspülung, partieller Synovektomie und Spül-Saug-Drainage.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Frakturen der Gelenkpfanne: Risiko von Flüssigkeitsverschiebungen und Komplikationen bei frischen Brüchen.
  • Fortgeschrittene degenerative Veränderungen: Bei stark fortgeschrittener Arthrose ist eine Arthroskopie nicht angezeigt.
  • Infektionen: Entzündungen im Operationsbereich stellen ein hohes Risiko dar.

Vor der Untersuchung

  • Diagnostische Abklärung: Überprüfung, ob weniger invasive Verfahren wie CT oder MRT für die Diagnostik ausreichend sind.
  • Röntgenaufnahmen und MRT: Zur Beurteilung der Gelenkstrukturen und Identifizierung pathologischer Veränderungen.
  • Überprüfung der Narkosefähigkeit: Bewertung der körperlichen Eignung für eine Vollnarkose.

Das Operationsverfahren

Die Arthroskopie, vorrangig eingesetzt in Orthopädie und Unfallchirurgie, ist eine spezialisierte Form des Endoskops, das zur Diagnose und Behandlung von Gelenkerkrankungen genutzt wird. Ein Arthroskop besteht aus einem optischen System mit Stablinsen und einer leistungsstarken Lichtquelle, oft ergänzt durch Spüleinrichtungen. Diese Technik ermöglicht minimalinvasive Eingriffe im Gelenkbereich und ist ein wichtiges Instrument sowohl in der eigenständigen Untersuchung als auch in der peri- und präoperativen Diagnostik.

Diagnostische Arthroskopie

Bei der Durchführung der diagnostischen Arthroskopie lassen sich zwei Methoden aufgrund des unterschiedlichen Operationsareals determinieren:

  • Die diagnostische Arthroskopie des zentralen Kompartiments – bei dieser Methode erfolgt der operative Zugang über das laterale (seitliche) und anterolaterale (vorne-seitlich) Portal (operativer Zugang). Zur präzisen Erkennung der Portale ist es notwendig, tastbare Knochenstrukturen aufzusuchen, um dadurch den Operationsweg genau festlegen zu können. Allerdings ist anzumerken, dass die Benutzung nur eines Portals zur Arthroskopie jedoch als nicht ausreichend zu beurteilen ist, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Stattdessen ist es angebracht, zur adäquaten Inspektion des Hüftgelenks wechselweise aller angelegten Portale zu nutzen. Mithilfe dieser diagnostischen Werkzeuge ist es möglich, die Knorpelverhältnisse der Facies lunata (Gelenkfläche der Beckenpfanne) und des Hüftkopfes, der Fossa acetabuli (Gelenkgrube im Becken), der Synovia und dem Ligamentum capitis femoris (Bandstruktur des Hüftgelenks) ausreichend beurteilen zu können.
  • Die diagnostische Arthroskopie des peripheren Kompartiments – im Gegensatz zur Arthroskopie des zentralen Kompartiments werden bei der Arthroskopie des peripheren Kompartiments nur zwei Portale für die Operationsdurchführung benötigt. Bei diesen Portalen handelt es sich um das laterale und anterolaterale Portal. Je nach Bedarf ist die Möglichkeit gegeben, beide möglichen operativen Zugänge wechselweise zu nutzen. Mithilfe dieser Methode können nun die ventralen (vorderen), medialen (mittleren), lateralen (seitlichen) und dorsalen (hinteren) Gelenkanteile überprüft werden, wobei die Inspektion des dorsalen Gelenkbereiches als verhältnismäßig schwierig zu beurteilen ist. Des Weiteren kann dieses arthroskopische Verfahren zur Überprüfung der knorpelbedeckten und knorpelfreien Femurkopfanteile genutzt werden. Zusätzlich besteht die Option, neben den Femurkopfanteilen auch den freien Rand des Labrum acetabulare (mit Knorpel überzogene Gelenkpfanne) und die Gelenkkapsel präzise zu inspizieren.

Therapeutische Arthroskopie

  • Bei der therapeutischen Arthroskopie des Hüftgelenks wird analog zur Einteilung der diagnostischen Anwendung des Verfahrens ebenfalls eine Aufteilung in zwei Gruppen vorgenommen, die auf den vorhandenen anatomischen Strukturen beruht. Somit lassen sich minimalinvasive Eingriffe im zentralen und peripheren Kompartiment unterscheiden.
  • Damit der optimale Zugangsweg für die notwendige arthroskopische Therapie ausgewählt werden kann, müssen sogenannte Röntgenbildverstärker eingesetzt werden. Bei diesen Verstärkern handelt es sich um einen Bildwandler für Röntgenstrahlen, um erstellte Röntgenbilder in Echtzeit auf einem Monitor darzustellen. Nur besonders erfahrene Operateure sind normalerweise in der Lage, ohne Röntgenbildverstärker ausschließlich unter arthroskopischer Sichtkontrolle die Zugangswege festzulegen.

Anästhesieverfahren: Allgemeinanästhesie (Vollnarkose)
Operationsdauer: 60-120 Minuten

Mögliche Befunde

  • Labrumläsionen: Beschädigungen können von Faserfransen bis zu vollständigen Abrissen variieren.
  • Chondromalazie: Aufweichungen des Knorpels, die bis zu tieferen Knorpeldefekten führen können.
  • Synovitis (Knochenhautentzündung): Entzündung der Synovialmembran, oft erkennbar durch Hyperämie (verstärkte Durchblutung des Gewebes) oder hypertrophe Veränderungen.
  • Osteophyten: Knochenwucherungen, die als Reaktion auf Arthrose entstehen können.
  • Lose Körper: Freie Gelenkkörper, die aus Knochen- oder Knorpelteilen bestehen können und die Gelenkfunktion beeinträchtigen.
  • Ligamentäre Veränderungen: Degenerative Veränderungen oder Risse im Ligamentum capitis femoris.

Nach der Operation

  • Rehabilitation: Physiotherapie wird empfohlen, um die Beweglichkeit des Gelenks zu fördern und Muskelkraft wiederherzustellen.
  • Schmerzmanagement: Adäquate Schmerztherapie, oft durch die Verabreichung von NSAIDs oder anderen Schmerzmitteln.
  • Überwachung: Aufmerksame Beobachtung auf mögliche Komplikationen wie Infektionen oder Blutungen. Regelmäßige Follow-up-Termine sind entscheidend zur Bewertung des Heilungsverlaufs.

Mögliche Komplikationen

  • Nervenläsionen – bei der für ein invasives Verfahren komplikationsarmen Arthroskopie des Hüftgelenks sind Nervenläsionen die häufigsten Komplikationen. Insbesondere der Nervus pudendus, der Nervus ischiadicus und der Nervus femoralis sind oft betroffen, da sie durch das Operationsareal verlaufen. Bei der überwältigenden Mehrheit der Nervenschädigungen handelt es sich jedoch um temporäre Funktionseinbußen der Nerven, die komplette Funktion des betroffenen Nervs kehrt meist innerhalb von wenigen Wochen zurück.
  • Infektion – im Rahmen einer Arthroskopie ist die Entstehung eines entzündlichen Prozesses zwar möglich, jedoch relativ selten. Das Risiko einer Infektion ist auch bei nahezu optimaler Krankenhaushygiene gegeben. Das Infektionsrisiko ist zusätzlich von der Liegedauer vor der Durchführung der Arthroskopie abhängig.
  • Blutungen
  • Weichteilverletzungen – durch den invasiven Eingriff können Verletzungen des äußeren Genitals und der Trochanterregion auftreten. Von geringerer klinischer Relevanz sind Schwellungen, die bei jedem fünften arthroskopischen Eingriff am Hüftgelenk auftreten. Durch das Auftreten einer klinisch relevanten Schwellung der Weichteile, die durch das Einschwemmen von Spülflüssigkeit ins Gewebe entsteht, kann aufgrund der Volumenzunahme das Instrumentenhandling der Weichteile deutlich erschwert werden.

Literatur

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  3. Dienst M: Aktuelle Trends und Grenzen der Hüftarthroskopie. Arthroskopie. 2009. 22:265-266
  4. Debrunner A: Orthopädie – Orthopädische Chirurgie. Huber Verlag 2005
  5. Kremer K: Chirurgische Operationslehre. Spezielle Anatomie, Indikationen, Technik, Komplikationen. Georg Thieme Verlag 1998

     
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