Procalcitonin

Beim Procalcitonin (PCT; Synonym: PCT-Test) handelt es sich um eine Vorstufe des Calcitonins. Es gehört zu den Akute-Phase-Proteinen und wird in den C-Zellen der Schilddrüse und neuroendokrinen Drüsen verschiedener innerer Organe gebildet.

Die Bildung des Procalcitonins wird vor allem durch bakterielle Infektionen beeinflusst. Bei viralen Erkrankungen kommt es maximal zu einem leichten Anstieg, in der Regel bleibt es normwertig.

Nach Auftreten einer bakteriellen, pilzbedingten und parasitären Infektion steigt es innerhalb weniger Stunden (2-3 h) an und erreicht sein Maximum nach 24 Stunden. Seine biologische Halbwertszeit liegt bei 25-30 Stunden. Ein fehlender Abfall ist beweisend für ein Fortbestehen der Infektion!

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht bekannt

Störfaktoren

  • Blutprobe zentrifugieren, Serum einfrieren

Normwerte

  Wert in ng/ml
Normwert < 0,005
Lokale Entzündung und Infektion möglich < 0,5
Mäßig systemische Infektion 0,5-2
Schwere systemische Infektion 2-10
Schwerste systemische Infektion > 10

1 ng/ml = 1 μg/l

Indikationen

  • Verdacht auf eine schwere bakterielle Infektion
  • Verdacht auf Sepsis (Blutvergiftung)
  • Therapiekontrolle schwerer Infektionen bzw. Sepsis (prognostischer Faktor)

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Bakterielle systemische Infektion (Infektion, die sich im ganzen Körper ausbreitet)
  • Anhaltender oder schwerer kardiogener Schock
  • Schilddrüsenkarzinom (Schilddrüsenkrebs)
  • Einsatz der Herz-Lungen-Maschine
  • Einnahme von Medikamenten, die Zytokine induzieren; dazu zählen Interleukin-2 oder Anti-Lymphozyten-Globulin
  • Hitzschlag
  • Kleinzelliges Bronchialkarzinom (Lungenkrebs)
  • Multiorganversagen (MOV)
  • Polytrauma – Schwerverletzter, bei dem wenigstens eine Verletzung oder die Kombination mehrerer Verletzungen lebensgefährlich ist
  • Neugeborene (< 48 Stunden nach der Geburt)

Bakterielle Infektion des unteren Respirationstrakts

 PCT-Wert  Interpretation Empfehlung
 < 0,1 μg/l   Keine bakterielle Infektion des unteren Respirationstraktes.  Keine Antibiotikatherapie
 0,1-0,25 μg/l  Eine bakterielle Infektion erscheint unwahrscheinlich Von einer Antibiotikatherapie ist abzuraten, je nach klinische Bild ist eine Kontrolluntersuchung durchzuführen

Beachte:
Hinweis unten zu atypischen Bakterien
 0,26-0,5 μg/l  Eine bakterielle Infektion ist wahrscheinlich Eine Antibiotikatherapie ist empfehlenswert
 > 0,5 μg/l  Eine bakterielle Infektion des unteren Respirationstraktes ist sehr wahrscheinlich. Eine sofortige Antibiotikatherapie ist indiziert.
 > 2,0 μg/l  Eine bakterielle Sepsis liegt mit erhöhter Wahrscheinlichkeit vor  

1 μg/l = 1 ng/ml

Unter antibiotischer Therapie und PCT < 0,25 μg/l: Das Antibiotikum kann abgesetzt werden.

Interpretation erniedrigter Werte

  • Nicht krankheitsrelevant

Weitere Hinweise

  • Nicht bei Neugeborenen bis zum dritten Lebenstag anwendbar.
  • Fiebernde Säuglinge unter drei Monaten: Procalcitonin hatte eine signifikant bessere diagnostische Testgenauigkeit für die Identifizierung einer invasiven bzw. schweren bakteriellen Infektion bei fiebernden Säuglingen als das C-reaktives Protein (CRP) [3].
  • Bei älteren Patienten ist PCT geeignet, die Prognose und den Schweregrad einer Pneumonie (Lungenentzündung) abzubilden [1].
  • Bakterielle Bronchitiden oder Pneumonien zeigen oft Procalcitonin-Spiegel um 0,25-0,5 μg/l.
  • Virale Infektionen: < 0,5 μg/l - 2,0 μg/l; Median: 0,09 ng/ml [2]
  • Atypische Bakterien (Chlamydien, Rickettsien, Mykoplasmen, Legionellen) als Erreger einer Pneumonie: Median 0,2 ng/l !!! [2]
  • Typische bakterielle Pneumonie: 2,5 ng/dl [2]
  • Beachte: Der Nachweis erhöhter Entzündungswerte wie C-reaktives Protein (CRP) oder Procalcitonin (PCT) allein soll keine Indikation für eine Antibiotikatherapie darstellen (Deutsche Gesellschaft für Infektiologie).

Literatur

  1. Heppner HJ, Bertsch T, Alber B et al.: Procalcitonin: inflammatory biomarker for assessing the severity of community-acquired pneumonia–a clinical observation in geriatric patients. Gerontology. 2010;56(4):385-9. doi: 10.1159/000262285
  2. Self WH et al.: Procalcitonin as a Marker of Etiology in Adults Hospitalized With Community-Acquired Pneumonia. Clin Infect Dis 2017;65(2): 183-190. doi: 10.1093/cid/cix317
  3. Norman-Bruce H et al.: Diagnostic test accuracy of procalcitonin and C-reactive protein for predicting invasive and serious bacterial infections in young febrile infants: a systematic review and meta-analysis. Lancet Child Adolesc Health 2024; https://doi.org/10.1016/S2352-4642(24)00021-X