Muskelschmerzen (Myalgie) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Myalgie (Muskelschmerzen) hinweisen:

Leitsymptom
Dieses Leitsymptom lenkt den Verdacht auf spezifische Erkrankungen im Zusammenhang mit Myalgie (Muskelschmerzen):

  • Stechende, brennende oder reißende Schmerzen

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Erkrankungen, die mit Myalgie (Muskelschmerzen) assoziiert sind:

  • Muskelkaterartige Schmerzen: Die Schmerzen fühlen sich ähnlich an wie Muskelkater, besonders nach intensiver körperlicher Aktivität (tritt bei ca. 50-60 % der Betroffenen auf).
  • Krampfartige Schmerzen: Muskelschmerzen können in Form von Muskelkrämpfen auftreten, die plötzlich und schmerzhaft sind (tritt bei ca. 40-50 % der Betroffenen auf).

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Schmerzen nach Belastung: Die Muskelschmerzen treten oft nach körperlicher Anstrengung auf und können sich verstärken, wenn der betroffene Muskel weiter belastet wird (tritt bei ca. 50-60 % der Betroffenen auf).

Muskelschmerzen können dabei lokal (örtlich) bzw. diffus (generalisiert) auftreten.

Die Schmerzen können als Dauerschmerzen oder intermittierend auftreten. Bei den meisten Myopathien (Muskelerkrankungen) treten die Schmerzen eher intermittierend auf, obwohl es sich um eine chronische Erkrankung handelt!

Warnzeichen (red flags)

Alle nachfolgenden Warnzeichen sind unmittelbare klinische Alarmhinweise, die auf potenziell schwere, systemische, entzündliche, toxische oder neuromuskuläre Ursachen (Nerven- und Muskelerkrankungen) hinweisen und eine rasche weiterführende Diagnostik erfordern.

  • Fieber, Nachtschweiß, ungewollter Gewichtsverlust: Hinweis auf systemische Erkrankung (Erkrankung des ganzen Körpers), Infektion oder Malignom (bösartige Erkrankung)
  • Symmetrische, heftige Muskelschmerzen mit ausgeprägter Morgensteifigkeit (> 45 min), Druckschmerzhaftigkeit von Schulter- und Beckengürtel: Verdacht auf Polymyalgia rheumatica (Muskelschmerz-Rheuma; in > 50 % assoziiert mit Riesenzellarteriitis – Gefäßentzündung großer Arterien)
  • Rasch progrediente Muskelschwäche: Hinweis auf entzündliche Myopathien (entzündliche Muskelerkrankungen), neuromuskuläre Erkrankungen (Nerven- und Muskelerkrankungen) oder akute Neuropathien (Nervenerkrankungen) (z. B. Polymyositis (entzündliche Muskelerkrankung), Dermatomyositis (entzündliche Muskelerkrankung mit Hautveränderungen), Guillain-Barré-Syndrom (akute entzündliche Nervenerkrankung))
  • Belastungsabhängige Muskelschwäche oder -schmerzen: möglicher Hinweis auf metabolische Myopathien (stoffwechselbedingte Muskelerkrankungen), mitochondriale Erkrankungen (Erkrankungen der Zellkraftwerke) oder Glykogenosen (Speicherkrankheiten) (Second-Wind-Phänomen beachten)
  • Schluckstörungen (Dysphagie) oder Atemnot (Dyspnoe): mögliche Schwäche der Schluck- oder Atemmuskulatur (z. B. Polymyositis (entzündliche Muskelerkrankung), Myasthenia gravis (Autoimmunerkrankung mit belastungsabhängiger Muskelschwäche))
  • Rhabdomyolysezeichen: braun verfärbter Urin (Myoglobinurie – Muskelfarbstoff im Urin), massiv erhöhte Creatinkinase → akuter Notfall, Risiko für akutes Nierenversagen
  • Neurologische Ausfälle: Sensibilitätsstörungen (Gefühlsstörungen), Paresen (Lähmungen), Faszikulationen (Muskelzuckungen) → Hinweis auf zentrale oder periphere Nervenerkrankungen bzw. Motoneuronerkrankung (Erkrankung der motorischen Nervenzellen)
  • Lokal schmerzhafte Schwellung, Überwärmung, Rötung einzelner Muskelgruppen: Verdacht auf Pyomyositis (eitrige Muskelentzündung) oder tiefe Weichteilinfektion (tiefe Gewebsinfektion)
  • Generalisierte Myalgien mit Hautausschlag: Hinweis auf Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen) (z. B. Dermatomyositis (entzündliche Muskelerkrankung mit Hautveränderungen), systemischer Lupus erythematodes (Autoimmunerkrankung))
  • Medikamentenassoziierte Myalgien:
    • Lipidsenker:
      • Cholesterinresorptionshemmer – Ezetimib
      • Fibrinsäurederivate – Bezafibrat, Fenofibrat, Gemfibrozil
      • HMG-CoA-Reduktasehemmer (Statine): Atorvastatin, Cerivastatin, Fluvastatin, Lovastatin, Mevastatin, Pitavastatin, Pravastatin, Rosuvastatin, Simvastatin → Statin-assoziierte Muskelschmerzen (SAMS – durch Statine ausgelöste Muskelschmerzen) mit Risiko der Rhabdomyolyse insbesondere bei Kombination mit Fibraten, Ciclosporin, Makroliden oder Azol-Antimykotika → denken an Coenzym-Q10-Mangel (Mitochondrienstoffwechsel-Substrat)
      • Risikofaktoren für statininduzierte Myopathie unter Simvastatin: chinesische Herkunft, weibliches Geschlecht, höheres Alter, Adipositas/Übergewicht, medikamentös behandelter Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Komedikation (Betablocker, Diltiazem, Diuretika, Niacin-Laropiprant, Verapamil) [1]
    • Alkohol oder Heroin: Risiko für toxische Myopathie (giftbedingte Muskelerkrankung), akute nekrotisierende Myopathie (akute schwere Muskelschädigung), Rhabdomyolyse
    • Glucocorticoide: Risiko für Steroidmyopathie (durch Kortison ausgelöste Muskelschwäche; oft schwer von Grunderkrankung abzugrenzen)
  • Myalgien nach Infekten: u. a. COVID-19, Herpesviren → Hinweis auf postinfektiöse Myopathie (Muskelerkrankung nach Infektion)
  • Akut zunehmende Muskelschwäche: Hinweis auf Poliomyelitis (Kinderlähmung – Virusinfektion mit Lähmungen)
  • Myalgien mit positiver Familienanamnese: Verdacht auf hereditäre Muskeldystrophien (erblich bedingter Muskelschwund), Myotonien (Muskelerkrankungen mit verzögerter Entspannung) oder metabolische Myopathien (stoffwechselbedingte Muskelerkrankungen)
  • Muskelschmerzen und Muskelschwäche mit Eosinophilie: Hinweis auf parasitäre Erkrankungen (z. B. Trichinellose – Wurmerkrankung)
  • Dermatomyositis-Hautzeichen: Gottron-Papeln (rötlich-violette Hautveränderungen an den Gelenken), Nagelfalzveränderungen, lichtexponierte Erytheme (Rötungen an sonnenexponierten Stellen)
  • Sehr hohe Creatinkinase-Werte (> 3-5-fach der Norm): Hinweis auf Myositis (entzündliche Muskelerkrankung), aktive Myopathie (Muskelerkrankung) oder ausgeprägte Denervierung (Nervenschädigung)

Literatur

  1. Hopewell JC, Offer A, Haynes R et al.: Independent risk factors for simvastatin-related myopathy and relevance to different types of muscle symptom. Eur Heart J 2020; 41: 3336-42 doi: 10.1093/eurheartj/ehaa574.