Hodenhochstand (Maldeszensus testis) – Operative Therapie

1. Ordnung

  • Beim Hodenhochstand sollte bei Versagen einer Hormontherapie bis zum 12. Lebensmonat eine Orchidopexie durchgeführt werden [1].

Behandlungsschema: Hoden palpabel bzw. Hoden nicht palpabel

Hoden (tastbar) Operative Maßnahme
palpabel  inguinale Orchidopexie (s. u.)
nicht palpabel: 
+ Hoden in der Nähe des inneren Leistenrings laparoskopische oder inguinale Orchidopexie
+ Hoden > 2 cm vom inneren Leistenrings entfernt Operation nach Fowler-Stephens (s. u)
+ Gefäße enden blind im Abdomen (Bauchraum) Vanishing testis*; keine weiteren Maßnahmen
+ Gefäße und Ductus deferens (Samenleiter) ziehen in den Leistenkanal inguinale Exploration

*XY-Gonaden-Agenesie/vollständiges Fehlen der Keimdrüsen (Synonym: testikuläres Regressionssyndrom)

Operationsverfahren

Inguinale Orchipexie: inguinaler Zugang zum Leistenkanal; Orchidopexie ist zusammengesetzt aus Orchis (gr = Hoden) und Pexie (gr = anheften, annähen) und bedeutet  "Anheften des Hodens". Man versteht darunter die operative Fixierung des Hodens im Skrotum (Hodensack).

Operativ erfolgt dazu ggf. eine Funikulolyse (Mobilisierung des Samenstranges) oder eine zweizeitige Operation nach Fowler-Stephens bzw. Operation nach Koff und Sethi:

  • Bei der Operation nach Fowler-Stephens wird im ersten Schritt der Hoden mit seinen Gefäßen aus der Fehllage mobilisiert, bevor er in einem zweiten Schritt in das Skrotum (Hodensack) verlegt wird.
  • Die Operation nach Koff und Sethi unterscheidet sich von der nach Fowler-Stephens dadurch, dass die Testikulargefäße (Hodengefäße) näher am Hoden abgesetzt werden. 

Nachsorge

  • Eine Nachsorge sollte mindestens im ersten postoperativen Jahr erfolgen.
  • Ab dem 15. Lebensjahr sollten die Patienten zur regelmäßigen Selbstuntersuchung angehalten werden, um frühzeitig selbst einen auftretenden Hodentumor (sehr selten) festzustellen.
    Eine Anleitung zur Selbstuntersuchung gibt die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. in Kooperation mit dem Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. auf ihrem Internetportal www.hodencheck.de 

Mögliche Komplikationen

Die Komplikationsrate ist insgesamt niedrig. Die schwerwiegende Komplikation ist die Hodenatrophie. Mit dieser ist bei ca. einem Prozent der Fälle bei der Standardoperation zu rechnen. Die zweizeitige Operation nach Fowler-Stephens führt in ca. 8 % der Fälle dazu.

Weitere mögliche Komplikationen sind Nachblutungen, Infektionen und Störungen der Wundheilung sowie Verletzung des Ductus deferens (Samenleiter) und des Nervus ilioinguinalis (Nerv, der dem Lendenteil (Plexus lumbalis) des Lenden-Kreuz-Geflechts (Plexus lumbosacralis) entspringt).

Literatur 

  1. S2k-Leitlinie: Hodenhochstand – Maldescensus testis. (AWMF-Registernummer: 006-022), August 2016 Langfassung

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Hodenhochstand – Maldescensus testis. (AWMF-Registernummer: 006-022), August 2016 Langfassung