Einleitung
West-Nil-Fieber

Das West-Nil-Fieber (WNV) (ICD-10-GM A92.3: West-Nil-Virusinfektion) ist eine Infektionserkrankung, die zu den Zoonosen (von Tier zu Mensch übertragbare Infektionskrankheiten; Tierseuchen) zählt.

Die Erkrankung gehört zur Gruppe des viralen hämorrhagischen Fiebers.

Das West-Nil-Fieber wird durch das West-Nil-Virus (WNV), Genus Flavivirus, ein RNA-Virus aus der Gruppe der Flaviviren (Flaviviridae), ausgelöst. Das Virus gehört zu den am weitesten verbreiteten Flaviviren.
Das West-Nil-Virus wird in die Subtypen 1 und 2 unterteilt.

Erregerreservoir sind Wildvogelarten.

Vorkommen: Die Infektion tritt weltweit endemisch auf (gehäuftes Auftreten der Krankheit in einem begrenzten Gebiet). Betroffene Regionen finden sich in Indien, Israel, dem Mittleren Osten, Westtürkei, Griechenland (Mittelgriechenland), Teilen Südostasiens sowie Nord- und Mittelamerika. Weitere Endemiegebiete gibt es in den Tropen. Ursprünglich stammt das Virus aus Afrika (Provinz West-Nile Uganda). Durch Zugvögel ist das Virus auch in Gebiete nördlich des Mittelmeers und nach Südeuropa gelangt. Dort sind saisonale Ausbrüche zu beobachten. 2018 sind fast 800 Fälle von West-Nil-Fieber in Europa registriert worden.
Auch in Deutschland wurden vereinzelt importierte Fälle (durch Reisende) nachgewiesen. Langanhaltendes Sommerwetter begünstigt die Ausbreitung des Virus. Nach Einschätzung des Robert Koch-Institut ist damit zu rechnen, dass sich die Erkrankung in Deutschland weiterverbreiten wird. Im August 2020 haben sich mindestens 4 Menschen in Deutschland mit dem West-Nil-Virus infiziert (autochthone Infektionen) [1].

Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt über Stechmücken zwischen wild lebenden Vögeln. Die infizierten Mücken (v. a. der Gattung Culex, aber auch Aedes- und Mansonia-Arten) können das Virus auf Säugetiere (v. a. Pferde) und Menschen übertragen, die allerdings aufgrund einer niedriggradigen Virämie (Vorhandensein von Viren im Blut) als Virusquelle ausscheiden (Fehlwirte).
Übertragungswege von Mensch-zu-Mensch sind Organtransplantationen, Bluttransfusionen sowie Schwangerschaft und Muttermilch.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt in der Regel 2-14 Tage.

Die Krankheitsdauer beträgt in der Regel bis zu 7 Tagen.

Zahlen zur Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) gibt es nicht, da die Erkrankung häufig symptomlos verläuft.

Verlauf und Prognose: Das West-Nil-Fieber tritt immer wieder epidemieartig auf. In der Mehrheit der Fälle (80 %) verläuft die Erkrankung unerkannt. In den anderen Fällen zeigt sich zu Beginn abrupt einsetzendes Fieber und Schüttelfrost. Im weiteren Verlauf leiden die Erkrankten an grippeähnlichen Beschwerden. Nach dem ersten Fieberschub bessert sich häufig der Zustand, bevor es erneut zu Fieber kommt (biphasischer Verlauf). Gegen Ende des Fiebers tritt bei ca. 50 % ein Exanthem (Hautausschlag) auf, das ungefähr eine Woche bleibt. Die Erkrankung heilt in der Regel komplikationslos aus.
Bei ca. jeder 150. Person kommt es zu einem schweren Krankheitsverlauf. Bei den Betroffenen handelt es sich in der Regel um Ältere (> 50 Jahre), Immunschwache oder sie haben eine Vorerkrankung (z. B. Diabetes mellitus). Nach einer Enzephalitis (Gehirnentzündung) kann es in bis zu 50 % der Fälle zu einem Residualzustand (nachhaltige Beeinträchtigung) kommen.
Tritt als Komplikation eine Enzephalitis auf, beträgt die Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) 15 bis 40 % (bei älteren Personen > 70 Jahre).

Impfung: Eine Schutzimpfung gegen das West-Nil-Fieber steht bislang nicht zur Verfügung.

In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Die Meldung hat bei direkten oder indirekten Erregernachweis zu erfolgen.

Literatur

  1. Robert Koch-Institut: aktuelle Daten und Informationen zu Infektionskrankheiten und Public Health: Epidemiologisches Bulletin 36, 2020, 3.9.2020

     
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