Folgende Symptome und Beschwerden können auf das SARS-CoV-2 (neuartiges Coronavirus: 2019-nCoV) bzw. COVID-19 (engl. Corona virus disease 2019) hinweisen:
- Prodromalsymptome (Vorläufersymptome)
- Fieber > 38 °C, Schüttelfrost (98,6 %) [1] (bei der Aufnahme in der Klinik: 43,8 %; während des Krankenhausaufenthaltes: 88,7 %) [2]
Beachte: Bei einigen Patienten kommt es vor dem Auftreten von Fieber zu Nausea (Übelkeit) und Diarrhoe (Durchfall) [1] - Allgemeines Krankheitsgefühl
- Myalgie (Muskelschmerzen)
- Arthralgie (Gliederschmerzen)
- Halsschmerzen
- Anorexie (Appetitlosigkeit)
- Fatigue (Müdigkeit) (69,6 %) [1]
- Fieber > 38 °C, Schüttelfrost (98,6 %) [1] (bei der Aufnahme in der Klinik: 43,8 %; während des Krankenhausaufenthaltes: 88,7 %) [2]
- Die mediane Zeit vom ersten Symptom bis zur Dyspnoe beträgt ca. 5 Tage
- Trockener Husten (59,4 %) [1] (67,8 %) [2]
- Dyspnoe* (Atemnot; Kurzatmigkeit), ggf. auch Tachypnoe (vermehrte Atmung; mehr als 20 Atemzüge/Min.) (19 %) – bei ca.14 % der Erkrankten tritt rund 7 bis 10 Tage nach Symptombeginn eine klinische Verschlechterung mit Dyspnoe und/oder Hypoxämie auf.
Beachte: es gibt das Phänomen der "stillen Hypoxie" ("stiller Sauerstoffmangel"), d. h. die Patienten spüren trotz deutlich eingeschränkter Oxygenierung keine wesentliche Atemnot; sie können sich unterhalten, essen und trinken und manche können sogar problemlos herumlaufen [15].
Klassischer Befund bei der Aufnahme von COVID-19 Patienten: Atemfrequenz von 22 bis 24 Zügen pro Minute – aber keine Luftnot.
*In einer Metaanalyse war Dyspnoe das einzige Symptom, das sowohl mit schwerer Erkrankung (pOR 3,70, 95 % CI 1,83 - 7,46) als auch mit der Aufnahme auf der Intensivstation (pOR 6,55, 95 % CI 4,28 - 10,0) signifikant assoziiert war und stärker mit letzterer assoziiert war [6].
Beachte:
- Bei fast der Hälfte der positiv auf SARS-CoV-2 Getesteten verläuft die Infektion asymptomatisch, d. h. zeigt keine Symptome.
- Die Infektion mit dem Wildtyp (Ursprungsvariante) verläuft in den meisten Fällen symptomlos bzw. in 80,9 % der Fälle mit leichten Symptomen [10].
- Infektionen mit der „indischen" Variante B1.617.2, die jetzt als Delta bezeichnet wird, gehen häufiger mit Kopfschmerzen, Halskratzen und Rhinorrhoe (Nasenlaufen) einher. Klassische COVID-19-Symptome wie Fieber, Husten sowie Geruchs- und Geschmacksverlust sind eher selten.
- Infektionen mit der "südafrikanischen" Variante B1.1.529, die als Omikron bezeichnet wird, gehen mit Körperschmerzen und extremer Müdigkeit einher. Der Geruchssinn ist nicht betroffen. Ein weiteres auffälliges Symptom ist starker Nachtschweiß.
- Hypoxämie (Sauerstoffmangel bzw. erniedrigter Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut), aber keine Dyspnoe (Atemnot): Das Pulsoxymeter (Messung der Sauerstoffsättigung (SpO2) des arteriellen Blutes sowie der Pulsfrequenz) kann mitunter früh die von Patienten nicht bemerkte erniedrigte Sauerstoffsättigung anzeigen.
Weitere mögliche Symptome
- Konjunktivitis (Bindehautentzündung) (0,8 %) [2]
- Hämoptoe (Bluthusten)
- Verstopfte Nase (selten)
- Neurologische Symptome (36,4 % der Patienten; mit schweren Symptomen 45,5 %) [4]
- Cephalgie (Kopfschmerzen)
- Dysosmie (Riechstörungen): Hypo- bis Anosmie (verminderter bis fehlender Geruchssinn) (postvirale Riechstörung) – In Südkorea haben 30 Prozent der positiv auf das Virus getesteten Patienten mit milden Symptomen eine Anosmie als eines ihrer Hauptsymptome angegeben.
- Bei einer Befragung von Patienten der Universitätsklinik Mailand gaben 34 % dieser Patientengruppe eine Störung des Geruchssinn oder des Geschmackssinns an; 19 % sogar beides [3].
- Im Mittel bei knapp 48 % bis zu 70 % aller COVID-19-Patienten geht die Infektion mit einer objektiv messbaren Beeinträchtigung des Riechvermögens einher [12].
- Patienten mit mildem Erkrankungsverlauf klagen häufiger über Störungen des Geruchssinns: Riechstörungen kamen in der Gruppe mit milden Verläufen bei 85,9 %, bei moderaten Fällen bei 4,5 % und in der Gruppe mit ernsthaften bis kritischen Verläufen bei 6,9 % vor (Umfrageergebnis) [13].
- Olfaktorische und gustatorische Beeinträchtigungen (Riech- und Schmeckbeeinträchtigungen) [11]:
- 41 % der Patienten haben olfaktorische Beeinträchtigungen und
- 38,2 % gustatorische Beeinträchtigungen
- Meningitis (Hirnhautentzündung)/Enzephalitis (Gehirnentzündung) (Fallbericht) [5]
- Gastrointestinale Symptome (Magen-Darmbeschwerden) (geschätzt: ca. 10 % der COVID-19-Patienten; bei Kindern häufiger)
- Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen)
- Diarrhoe (Durchfall) (selten) (3,8 %) [2]
- Übelkeit/Erbrechen
- Kardiovaskuläre Symptome (Herz-Kreislauf-Beschwerden) stehen bei Patienten mit Herzschäden im Vordergrund, statt der sonst üblichen Symptome wie Fieber oder Husten:
- Angina pectoris ("Brustenge"; plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend)
- Palpitationen (Herzklopfen)
- Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit) – Patienten mit Synkope oder auch Sturz ohne äußere Ursache waren in rund 24 % der Fälle SARS-CoV-2 positiv [9].
- Dermatologische Symptome (ca. 20 % der Patienten) [8]
- Makulopapulöse Läsionen (fleckig und mit Papeln, d. h. mit Bläschen; 47 % der Patienten): Läsionen perifollikulär mit unterschiedlich starker Schuppung, teilweise ähnlich einer Pityriasis rosea (Röschenflechte)
- Akrale ("zu den Extremitäten-Enden gehörig") erythematöse Schwellungen ("mit Hautrötung einhergehend") mit einigen Vesikeln (flüssigkeitsgefüllte Bläschen) und Pusteln (Eiterbläschen; 19 % der Patienten): asymmetrisch an Händen und Füßen auftretenden frostbeulenähnlichen Veränderungen (Pseudo-Chilblain; Pseudo-Frostbeule); Ausbildung im späteren Verlauf der Erkrankung (durchschnittlich nach 12,7 Tage)
- Urtikarielle Läsionen (Quaddeln; 19 % der Patienten): Lokalisationen: Rumpf und in einigen Fällen auch palmar
- Livedo (livide Verfärbung der Haut) oder Nekrose (Gewebeschäden durch Absterben von Zellen; 6 % der Patienten): Lokalisation Rumpf und Akren aufgrund von Ischämie (Minderdurchblutung); klinisches Bild wie okklusive Gefäßkrankheit (Verschlusskrankheit); Mortalität (Sterberate): 10 Prozent
Beachte: Die oberen Atemwege scheinen anders als bei banalen Coronavirusinfektionen seltener betroffen zu sein. Dieses ist ein wichtiger Hinweis für die Abgrenzung von der saisonalen Grippe.
Weitere Hinweise
- Gemäß einer großen Kohortenstudie mit 16.749 Personen mit COVID-19 waren die häufigsten Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) [7]:
- chronische Herzerkrankung (29 %)
- unkomplizierter Diabetes mellitus (19 %)
- Nicht-asthmatischer chronische Lungenerkrankung (19 %
- Asthma bronchiale (14 %)
- respiratorisch ("Atmung betreffend"): Husten, Auswurf, Halsschmerzen, laufende Nase, Ohrenschmerzen, Keuchen und Brustschmerzen
- enterisch ("Darm betreffend"): Diarrhoe (Durchfall), Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen) und Erbrechen
- systemisch ("gesamten Körper betreffend"): Myalgie (Muskelschmerzen), Arthralgie (Gliederschmerzen) und Fatigue (Müdigkeit)
Die wichtigsten Unterschiede bei den Symptomen einer Infektion mit dem SARS-CoV-2 (Coronavirus) im Vergleich zum grippalen Infekt (Erkältung) oder einer Influenza (Grippe):
Symptome | SARS-CoV-2 |
Grippaler Infekt | Influenza |
Fieber | ++++ | + (ggf. leichtes Fieber) |
++++ |
Fatigue (Müdigkeit) | ++++ | ++ | ++++ |
Husten | ++++ (trocken) |
+++ | ++++ (trocken) |
Niesen | 0 | ++++ | 0 |
Schnupfen (laufende Nase) | + | ++++ | ++ |
Akute Hypo- oder Anosmie bzw. Hypo- oder Ageusie (Störung des Geruchs- und Geschmackssinns: ggf. Verlust v. Geruchs- und Geschmackssinn) |
+++/++++ | 0 | ++ |
Dyspnoe (Atemnot; Kurzatmigkeit) | ++ | 0 | 0 |
Myalgie (Muskelschmerzen) | ++ | ++++ | ++++ |
Arthralgie (Gliederschmerzen) | ++ | ++++ | ++++ |
Cephalgie (Kopfschmerzen) | ++ | + | ++++ |
Halsschmerzen | ++ | ++++ | ++ |
Durchfall | + | 0 | ++ |
Legende
- häufig: ++++
- wenig: +++
- manchmal: ++
- selten +
- nein: 0
Weitere Hinweise
- Alter und Vorerkrankungen können das klinische Erscheinungsbild von COVID-19 beeinflussen [14]:
- Jüngere haben häufiger Hyposmie und Dysgeusie (Störung des Geruchs- und Geschmackssinns).
- Ältere haben häufiger grippeähnliche Symptome.
- Myalgien (Muskelschmerzen) wiesen nur bei den Gesündesten auf COVID-19 hin.
- Patienten mit Vorerkrankungen haben eher Husten.
Literatur
- Wang D et al.: Clinical Characteristics of 138 Hospitalized Patients With 2019 Novel Coronavirus-Infected Pneumonia in Wuhan, China JAMA. Published online February 7, 2020. doi:10.1001/jama.2020.1585
- Guan WG et al.: Clinical Characteristics of Coronavirus Disease 2019 in China. N Engl J Med February 28, 2020 doi: 10.1056/NEJMoa2002032
- Giacomelli A et al.: Self-reported olfactory and taste disorders in SARS-CoV-2 patients: a cross-sectional study. Clinical Infectious Diseases 26 March 2020, ciaa330, https://doi.org/10.1093/cid/ciaa330
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- Moriguchi T, Harii N, Goto J et al.: A first Case of Meningitis/Encephalitis associated with SARS-Coronavirus-2. International Journal of Infectious Diseases. https://doi.org/10.1016/j.ijid.2020.03.062
- Jain V, Yuan JM et al.: Systematic review and meta-analysis of predictive symptoms and comorbidities for severe COVID-19 infection. medRxiv Posted March 16, 2020. https://doi.org/10.1101/2020.03.15.20035360.
- Docherty AB et al.: Features of 16,749 hospitalised UK patients with COVID-19 using the ISARIC WHO Clinical Characterisation Protocol medRxiv 28 April 2020 doi: https://doi.org/10.1101/2020.04.23.20076042
- Casa CG et al.: Classification of the cutaneous manifestations of COVID‐19: a rapid prospective nationwide consensus study in Spain with 375 cases. BJD 29 April 2020 https://doi.org/10.1111/bjd.19163
- Chen T et al.: Syncope, Near-syncope, or Non-mechanical Falls as a Presenting Feature of COVID-19. Ann Emerg Med 2020; https://doi.org/10.1016/j.annemergmed.2020.04.037
- The Novel Coronavirus Pneumonia Emergency Response Epidemiology Team: Vital Surveillances: The Epidemiological Characteristics of an Outbreak of 2019 Novel Coronavirus Diseases (COVID-19) — China, 2020. CCDC (Chinese Journal of Epidemiology) 2020
- Agyeman AA et al.: Smell and Taste Dysfunction in Patients With COVID-19: Mayo Clinic Proceedings June 06, 2020 doi:https://doi.org/10.1016/j.mayocp.2020.05.030
- Saniasiaya J et al.: Prevalence of olfactory dysfunction in coronavirus disease 2019 (COVID-19): A metaanalysis of 27492 patients. Laryngoscope 2020; https://doi.org/10.1002/lary.29286
- Lechien JR et al.: Prevalence and 6‐month recovery of olfactory dysfunction: a multicentre study of 1363 COVID‐19 patients. JIM 05 January 2021 https://doi.org/10.1111/joim.13209
- Trevisan C et al.: Age-Related Changes in Clinical Presentation of Covid19: the EPICOVID19 Web-Based Survey. European Journal of Internal Medicine 2021; https://doi.org/10.1016/j.ejim.2021.01.028
- Robert Koch-Institut: Hinweise zu Erkennung, Diagnostik und Therapie von Patienten mit COVID-19, Stand 1. März 2021 https://www.rki.de/covid-19-therapie-stakob (last accessed on 9 April 2021).
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Neurologische Manifestationen bei COVID-19 Patient*innen. (AWMF-Registernummer: 030 - 144), Dezember 2021 Langfassung