Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Infektion mit dem HI-Virus kann über ungeschützten Koitus (Geschlechtsverkehr), verunreinigte Blutprodukte oder von der Mutter auf das Kind (horizontale Übertragung) erfolgen.
Das Virus bindet im Körper an der CD4-Rezeptorstelle von T-Helfer-Zellen und anderen. Danach penetriert das Virus die befallene Zelle und wandelt dann die RNA mit Hilfe der reversen Transkriptase in Doppelstrang-DNA um.
Das Virus breitet sich im Körper aus und führt zu einer Immundefizienz (Immunschwäche), die dann später zu den AIDS-definierenden Erkrankungen führt.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Männer, die Sex mit Männern haben (engl. men who have sex with men (MSM))
Verhaltensbedingte Ursachen
- Drogenkonsum
- intravenös, d. h. durch die Vene
- Sexualverkehr unter dem Einfluss von synthetischen Drogen (Chemsex: GHB (Gamma-Butyrolacton)/GBL (Gamma-Butyrolacton), Ketamin, Crystal Meth oder Mephedron)
- Needle-Sharing – gemeinsames Benutzen von Nadeln und anderem Injektionsbesteck bei Drogenabhängigen
- Ungeschützter Geschlechtsverkehr – ungeschützter Analverkehr/Analsex ist die risikoreichste Praktik für beide Personen (rezeptiv 0,82 % pro Kontakt, insertiv 0,07 % pro Kontakt); ungeschützter Vaginalverkehr gilt als zweitrisikoreichster Ansteckungsweg
Krankheitsbedingte Ursachen
- Infektion mit dem Fadenwurm Wuchereria bancrofti (2,17-fach) [1]
- Immungeschwächte Personen
- Patienten mit einer sexuell übertragbaren Krankheit (STI – sexually transmitted infection), wie beispielsweise Gonorrhoe (Tripper) oder Syphilis (Lues), haben ein um das zwei- bis zehnfach höhere Risiko für eine HIV-Übertragung durch eine HIV-positive Person (wg. STI-bedingter Läsionen bzw. Ulzera/Geschwüre); ebenso ist ein HIV-positiver Patient mit einer STI kontagiöser (ansteckender)
- Vaginalflora (Scheidenflora) mit einem Mangel an Lactobacillus-Bakterien (4-fach erhöhtes Risiko bei jungen Frauen aus einer Hochendemieregion in Südafrika) [2]
Weitere Ursachen
- Blutprodukte
- Horizontale Übertragung – von der Mutter auf das Kind bei der Geburt
- Nadelstichverletzung – vor allem bei Beschäftigten im Gesundheitswesen: Das Infektionsrisiko bei einer Nadelstichverletzung mit viruspositivem Blut beträgt bis zu 0,3 %.
- Organtransplantate
Literatur
- Kroidl I et al.: Effect of Wuchereria bancrofti infection on HIV incidence in southwest Tanzania: a prospective cohort study doi: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)31252-1
- Gosmann C et al.: Lactobacillus-Deficient Cervicovaginal Bacterial Communities Are Associated with Increased HIV Acquisition in Young South African Women. Immunity 2017; 46, 1–9 January 17, 2017 ª 2017 Elsevier Inc. http://dx.doi.org/10.1016/j.immuni.2016.12.013