Durchfall (Diarrhoe) – Einleitung

Von (akuter) Diarrhoe – umgangssprachlich Durchfall genannt – (Synonyme: Darmkatarrh; Diarrhoe; Diarrhö; Gastroenteritis; ICD-10-GM A09.-: Sonstige und nicht näher bezeichnete Gastroenteritis und Kolitis infektiösen und nicht näher bezeichneten Ursprungs) spricht man, wenn pro Tag drei bzw. mehr als drei Stühle abgesetzt werden, das Stuhlgewicht mehr als 250 g pro Tag beträgt und eine verminderte Stuhlkonsistenz vorliegt. Der Stuhl hat einen hohen Wasseranteil (> 75 %), sodass die Konsistenz meist flüssig oder breiig ist. Eine chronische Diarrhoe liegt vor, wenn die Durchfälle länger als 4 Wochen anhalten.

Es handelt sich bei der Diarrhoe nicht um eine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern um ein Symptom, welches vielerlei Ursachen haben kann.

Formen der Diarrhoe

Nach zeitlichem Verlauf

  • Durchfälle, die maximal zwei Wochen anhalten, werden als akute Diarrhoe bezeichnet.
  • Hält die Diarrhoe zwischen zwei und vier Wochen an, so spricht man von einer persistierenden Diarrhoe.
  • Besteht der Durchfall länger als vier Wochen, so spricht man von einer chronischen Diarrhoe.


Nach Ätiologie (Ursachen)

  • Osmotische Diarrhoe – nicht ausreichende Aufnahme osmotisch wirkender Substanzen im Darm
  • Sekretorische Diarrhoe – gesteigerte Abgabe und gleichzeitig mangelnde Aufnahme von Ionen in Verdauungssäften; häufig bei Darmentzündungen durch Viren oder Bakterien – z. B. Salmonellen, Escherichia coli
  • Entzündliche Diarrhoe – Ausscheidung von Blut und Proteinen (Eiweiß)
  • Diarrhoe bei gestörter Motilität – bei gestörter Bewegungsfähigkeit des Darmes
  • Diarrhoe bei angeborenem oder erworbenem Kurzdarmsyndrom

Sonderformen der Diarrhoe

  • Falsche Diarrhoe – von einer falschen Diarrhoe spricht man, wenn lediglich eine erhöhte Stuhlfrequenz vorliegt, das Stuhlgewicht jedoch normal ist; dies tritt vor allem beim Reizdarmsyndrom (RDS) auf; diese Form wird auch Pseudo-Diarrhoe genannt
  • Paradoxe Diarrhoe – dabei handelt es sich um eine Verflüssigung des Stuhls durch Bakterien aufgrund verlängerter Passagezeit bei Immobilität oder vor Stenosen (Verengungen) im Darm
  • Nosokomiale Diarrhoe – als nosokomial wird die Diarrhoe bezeichnet, wenn sie bei Patienten während eine Krankenhausaufenthaltes (später als 72 Stunden nach der Aufnahme) auftritt

Epidemiologie

Saisonale Häufung der Erkrankung: Durchfall tritt gehäuft im Herbst und Winter auf.

Häufigkeitsgipfel: Der akute Durchfall tritt vorwiegend bei jüngeren Menschen auf.

Nach Schätzungen erkranken weltweit ca. 4 Milliarden Menschen pro Jahr an einer Diarrhoe.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Diarrhoe: Die akute Diarrhoe ist oft kurzlebig und selbstlimitierend, meistens dauert sie weniger als zwei Wochen. Sie wird häufig durch Infektionen verursacht, die durch Viren, Bakterien oder Parasiten wie Norovirus, Rotavirus, Salmonellen oder Giardia lamblia hervorgerufen werden. Typische Symptome sind wässriger Stuhl, Bauchkrämpfe und in einigen Fällen Fieber und Erbrechen. Die akute Diarrhoe kann auch durch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente ausgelöst werden. Die Intensität und Dauer der Symptome hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab.
  • Chronische Diarrhoe: Die chronische Diarrhoe ist definiert durch ihre Dauer von mehr als vier Wochen und weist auf eine zugrundeliegende chronische Erkrankung oder Störung hin. Zu den Ursachen zählen entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, funktionelle Störungen wie das Reizdarmsyndrom und einige systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion). Chronische Diarrhoe kann auch mit schwerwiegenderen Symptomen wie Gewichtsverlust, schwerer Dehydration und Mangelernährung verbunden sein. Der Verlauf ist oft intermittierend oder anhaltend und kann von weiteren gastrointestinalen Symptomen (Magen-Darm-Beschwerden) begleitet werden.

Prognose

  • Akute Diarrhoe: Die Prognose für akute Diarrhoe ist in den meisten Fällen gut, da sie oft spontan ohne langfristige Folgen abheilt. Kinder und ältere Erwachsene können aufgrund ihres Risikos für Dehydration und Elektrolytstörungen einem höheren Risiko für Komplikationen ausgesetzt sein. Eine schnelle Rehydratation (Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts durch die Zufuhr von Wasser), entweder durch orale Rehydratationslösungen oder durch intravenöse Flüssigkeiten in schwereren Fällen ist entscheidend für eine effektive Behandlung. Die meisten Personen erholen sich vollständig, sobald die zugrunde liegende Infektion abgeklungen ist.
  • Chronische Diarrhoe: Die Prognose der chronischen Diarrhoe hängt stark von der zugrundeliegenden Ursache ab. Bei Zuständen wie dem Reizdarmsyndrom ist die Erkrankung oft verwaltbar, aber nicht heilbar. Entzündliche Darmerkrankungen können periodische Schübe und Remissionen (Zurückgehen der Krankheitserscheinungen) erfahren und erfordern oft eine kontinuierliche medizinische Behandlung, einschließlich Medikamenten und manchmal Chirurgie. Die langfristige Prognose kann durch frühzeitige Diagnose und angemessene Therapie verbessert werden, wobei die Risiken für Komplikationen wie Malabsorption, Mangelernährung und in einigen Fällen erhöhte Risiken für gastrointestinale Krebserkrankungen bestehen bleiben.
Insgesamt ist das Management sowohl der akuten als auch der chronischen Diarrhoe entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und potenzielle Komplikationen zu minimieren.

Leitlinien

  1. Guideline des britischen National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE): Diarrhoea and vomiting caused by gastroenteritis in under 5s: diagnosis and management. April 2009. www.nice.org.uk/CG084
  2. S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple. (AWMF-Registernummer: 021-024), Januar 2015 Langfassung
  3. JAMA Network Clinical Guideline Synopsis: Diagnosis and Management of Infectious Diarrhea. JAMA Pediatr. Published online June 11, 2018. doi:10.1001/jamapediatrics.2018.1172