Rotavirus-Impfung

Beim Rotavirus (ICD-10 A08.3: Enteritis durch sonstige Viren) handelt es sich um einen Krankheitserreger, der die häufigste Ursache von Durchfallerkrankungen bei Kindern darstellt. 

Das Rotavirus zählt zur Gruppe der Reoviridae. Man kann sieben Serogruppen unterscheiden, wobei die Serogruppe A
weltweit am häufigsten auftritt.
Rotaviren sind sehr umweltresistent. Das Hauptreservoir ist der Mensch.


Kinder
in einem Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren sind aufgrund des noch eingeschränkten Immunsystems besonders häufig betroffen.
Bei Erwachsenen tritt das Virus in der Regel als Reisediarrhoe (Reisedurchfall) auf und die Erkrankung verläuft milder.
Bei älteren Personen > 60 Jahre nimmt die Häufigkeit der Erkrankung wieder zu.

Die Symptomatik kann milde bis sehr schwer verlaufen und beinhaltet Durchfall, Erbrechen, ggf. Fieber und Bauchschmerzen.

Der Häufungsgipfel ist in den Wintermonaten (saisonales Maximum meist im März).

Die Übertragung erfolgt mittels Schmier- oder Tröpfcheninfektion, aber auch durch verunreinigtes Wasser und verunreinigte Lebensmittel.

Die Inkubationszeit (Zeit, die zwischen Infektion mit einem Krankheitserreger und Auftreten der ersten Symptome vergeht) beträgt nur wenige Tage.
Die Ausscheidung der Erreger erfolgt im akuten Krankheitsstadium bis circa acht Tage danach.

Die höchste Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) ist bei Säuglingen und einjährigen Kindern; Jungen häufiger betroffen als Mädchen. 

Eine Infektion mit dem Rotavirus ist laut dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig.

Die Rotavirus-Impfung (Synonym: RV-Impfung) erfolgt mittels eines pentavalenten Rotavirus-Impfstoff, der die fünf vorherrschenden Rotavirus-Serotypen  (pentavalent; RV5) umfasst. Bei der Rotavirus-Impfung handelt es sich um eine Regelimpfung (Standardimpfung), d. h. alle Säuglinge ab der sechsten Lebenswoche sollen geimpft werden. 

Neben dem RV5-Impfstoff gibt es noch den RV1-Impfstoff (monovalent).

Nachfolgend die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut zur Rotavirus-Impfung:

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Schutz gegen Rotavirus-bedingte Gastroenteritiden (Magen-Darm-Entzündungen)
  • Nach Abwägung von Nutzen und Risiken der Rotavirus-Impfung kann die zeitgerechte RV-Impfung auch für hospitalisierte Frühgeborene und andere reifgeborene, aber stationär versorgte Säuglinge entsprechend ihrem chronologischen Alter empfohlen werden.

Kontraindikationen

  • Schwere Immunschwäche wie die schwere kombinierte Immunschwäche
  • Invagination in der Anamnese oder Fehlbildungen des Gastrointestinaltraktes

Durchführung

  • Der Rotavirus-Schluckimpfstoff zur aktiven Immunisierung von Säuglingen sollte bereits ab einem Alter von vollendeten 6 Wochen erfolgen (bis zum vollendeten 4. Lebensmonat; je nach Wirkstoff). Es stehen aktuell zwei Impfstoffe zur Verfügung, die mit 2 bzw. 3 Dosen im Abstand von jeweils 4 Wochen verimpft werden.
  • Je nach Impfstoff erfolgt die Impfung wie folgt: 
    • RV1: 2 Dosen – Impfserie sollte vor dem Alter von 16 Wochen verabreicht werden (nach Fachinformation: auf jeden Fall bis zum Alter von 24 Wochen abgeschlossen sein) [2]
    • RV5: 3 Dosen – Impfserie sollte spätestens in der 11. Lebenswoche begonnen werden und vorzugsweise bis zur Vollendung der 20. beziehungsweise 22. Lebenswoche abgeschlossen sein, spätestens jedoch bis zur Vollendung der 32. Lebenswoche [3]
  • Die Impfung kann zusammen mit anderen Standardimpfungen des Säuglingsalters erfolgen.
  • Nachholimpfung: Die Rotavirus-Impfserie kann nur in einem kurzen Zeitfenster nachgeholt werden, da die 1. Impfstoffdosis bis zum Alter von 12 Wochen verabreicht werden sollte und die letzte Dosis je nach verwendetem Impfstoff vorzugsweise bis zum Alter von 16 Wochen (Rotarix ®) bzw. 20 - 22 Wochen (RotaTeq ®) abgeschlossen werden sollte (s. Fachinformationen). Die Impfserie muss bis zum Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein.

Wirksamkeit

  • Die Wirksamkeit der Impfung liegt zwischen 96-98 %. 
  • Der Impfschutz hält 2-3 Saisons

Mögliche Nebenwirkungen/Impfreaktionen

  • Diarrhoe (Durchfall), Erbrechen
  • Invagination (Darminvagination (Synonym: Intussuszeption von Darmschlingen), d. h. Einstülpung eines proximalen (oberen) in den distalen (unteren) Darmanteil, was zu einem Ileus (Darmverschluss) führen kann; am häufigsten tritt eine ileokolische Invagination auf (Ileum/Krumm- oder Hüftdarm (Teil des Dünndarms) in das Kolon/Dickdarm)
    Inzidenz (Häufigkeit): 1 Fall auf 12.000 Impfungen
    ; Inzidenz (ohne Impfung): ca. 60-100 Fälle auf 100.000 Säuglinge innerhalb des ersten Jahres.
    In Frankreich hat deshalb der "Haut Conseil de la Santé Publique" die Empfehlung zur Rotavirus-Impfung aus dem Impfkalender für Kinder zurückgenommen (Mitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts, 7. März 2015).
    Das relative Risiko (RR) für Invaginationen betrug 1-7 Tage [1] 
    • nach der 1. Dosis betrug 5,71 (95-%-Konfidenzintervall: [4,50; 7,25])
    • nach der 2. Dosis 1,69 [1,33; 2,14] und nach der 3. Dosis 1,14 [0,75; 1,74].
    Das AR dazu im empfohlenen Impfalter 1,7 [1,1; 2,7] beziehungsweise 0,25 [0,16; 0,40] zusätzliche Invaginationen pro 100.000 geimpfte Kinder nach der 1. beziehungsweise 2. Dosis.
    Werden Säuglinge im Alter > 3 Monate geimpft, erhöht sich das AR auf 5,6 [4,3; 7,2]/100.000 nach der 1. Dosis beziehungsweise auf 0,81 [0,63; 1,06]/100 000 nach der 2. Dosis.
    Therapie: Rasche Reposition ("Zurücklegen" bzw. "Zurückbringen") durch den Arzt. Dieses führt in der Mehrzahl der Fälle zur Heilung. Bei komplizierteren Verläufen kann eine Operation (partielle Darmresektion/operative Entfernung eines Teils des Darms) notwendig werden.
  • Nicht näher bezeichnete Infektionen der oberen Atemwege
  • Fieber
  • Reizbarkeit

Literatur

  1. Koch J et al.: The risk of intussusception after rotavirus vaccination – a systematic literature review and meta-analysis. Dtsch Arztebl Int 2017; 114(15): 255-62; doi: 10.3238/arztebl.2017.0255
  2. European Medicines Agency: Rotarix. Scientific discussion, 11 September 2006. www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/EPAR_-_Scientific_Discussion/human/000639/WC500054589.pdf (last accessed on 5 May 2017).
  3. European Medicines Agency: RotaTeq. Scientific discussion, 21 September 2006. www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/EPAR_-_Scientific_Discussion/human/000669/WC500054183.pdf (last accessed on 5 May 2017)

     
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