Trockene Haut (Xerodermie) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung) 

Je älter der Mensch wird, desto mehr verändert sich der Aufbau der verschiedenen Hautschichten:

  • Die Haut wird dünner.
  • Die Anzahl der eingelagerten Schweißdrüsen wird geringer bzw. die Talgdrüsensekretion ist vermindert (zeitlicher Verlauf der Talgdrüsenproduktion: Abfall nach der Geburt, Anstieg mit der Pubertät, Maximum circa 25. Lebensjahr, danach allmählicher Abfall).
  • Die Fettschichten, die Kollagenfasern und die elastischen Fasern nehmen ab..
  • Verminderte Hydratation der Stratum corneum (Hornschicht).
  • Die Durchblutung geht zurück

Die Haut ist leichter verletzbar und Wunden heilen langsamer.

Xerodermie beruht im Regelfall auf einem Fettmangel der Haut durch eine verminderte Talgproduktion (Sebostase). 

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Prädispositionen
    • Atopische Dermatitis (Ekzem): Einige Menschen haben genetische Mutationen, die das Risiko für atopische Erkrankungen, einschließlich Ekzemen, erhöhen. Diese Zustände führen dazu, dass die Haut trocken, gereizt und entzündet wird. Mutationen im Filaggrin-Gen (FLG) sind ein bekannter Risikofaktor, da Filaggrin für die Struktur und Hydratation der Hautbarriere wichtig ist.
    • Ichthyosis: Diese Gruppe von erblichen Hauterkrankungen ist durch trockene, schuppige Haut gekennzeichnet. Sie entsteht aufgrund von Mutationen in Genen, die für die Hautzellregeneration und die Barrierefunktion der Haut verantwortlich sind. Die Haut kann so trocken werden, dass sie schuppig wird, ähnlich wie Fischschuppen (daher der Name, der von dem griechischen Wort für Fisch abgeleitet ist).
    • Keratosis pilaris: Dieser Zustand, oft genetisch bedingt, verursacht raue, kleine Beulen, meist auf der Haut der Oberarme, Oberschenkel oder Gesäß. Es ist die Folge einer Proteinansammlung (Keratin), die die Haarfollikel verstopft, und kann von trockener Haut begleitet sein.
    • Psoriasis: Obwohl Psoriasis durch eine Überproduktion von Hautzellen gekennzeichnet ist, können die resultierenden Plaques und die umgebende Haut extrem trocken sein. Die Veranlagung zur Psoriasis kann vererbt werden, und bestimmte genetische Variationen wurden mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung dieser Krankheit in Verbindung gebracht.
    • Seltene genetische Störungen: Es gibt auch seltene genetische Störungen wie Netherton-Syndrom oder Harlekin-Ichthyose, die extreme Hauttrockenheit verursachen. Diese Bedingungen sind das Ergebnis von Mutationen in spezifischen Genen, die die Hautbarriere und den Feuchtigkeitshaushalt beeinflussen.
    Lebensalter – Alter (hier: ab zweiter Lebenshälfte)
  • Hormonelle Faktoren:
    • Menopause (weibliche Wechseljahre; Klimakterium)
    • Andropause (männliche Wechseljahre)
    • Somatopause – Rückgang der STH-Sekretion (somatotropes Hormon (STH), engl. „human growth hormone“: Wachstumshormon) mit konsekutiven STH-Mangel bei Erwachsenen im mittleren und fortgeschrittenen Alter

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Fehlernährung
    • Mangelernährung
    • Flüssigkeitsmangel
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol (Frau: > 20 g/Tag; Mann > 30 g/Tag)
    • Tabak (Rauchen)
  • Waschverhalten – übermäßiger Gebrauch von:
    • Seifen oder Duschmitteln
    • Badezusätzen
    • Bürsten oder Abreiben der Haut (→ bei älteren Menschen wird dadurch der ohnehin dünnere Talgfilm der Haut abgewaschen – die Haut verliert noch mehr Feuchtigkeit)
  • Verwendung alkoholhaltiger Reinigungsmittel

Krankheitsbedingte Ursachen

Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel)

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Dehydratation (Flüssigkeitsmangel)
  • Hypernatriämie (Natriumüberschuss)
  • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) bzw. latente Hypothyreose 
  • Untergewicht

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Atopisches Ekzem (Neurodermitis)

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Amenorrhoe
    • Primäre Amenorrhoe: Ausbleiben der Menarche (ersten Monatsblutung)
    • Sekundäre Amenorrhoe: keine Menstruationsblutung seit > 90 Tagen bei bereits etabliertem Zyklus 

Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Sick-Building-Syndrom (SBS) – Krankheitsbild aus dem Bereich der Arbeits- und Umweltmedizin; tritt als Reaktion auf Verschmutzung abgeschlossener Räume auf, kann aber auch durch psychologische Faktoren bedingt sein

Medikamente (Medikamente, die zu einer Verminderung der Talgdrüsenproduktion (Sebostase) führen können)

  • Betablocker
  • Cimetidin (H2-Antihistaminikum)
  • Exsikkierende Medikamente
    • Diuretika 
    • Retinoide (Acitretin, Isotretinoin)
  • HIV-Proteaseinhibitoren (Indinavir)
  • Hormone
    • Hormonelle Kontrazeptiva (Anti-Babypille) sowie Antiandrogene
    • Östrogene (Sebostase/Hemmung der Talgbildung)
  • Indinavir (Virostatikum)
  • Monoklonale Antikörper – Bevacizumab, Pertuzumab, Trastuzumab
  • Lipidsenker
  • Psychopharmaka
  • Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) – Dasatinib
  • Siehe ggf. auch unter "Pruritus durch Medikamente"

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Reizstoffe (Chemikalien, Lösungsmittel)
  • Klimaanlagen (trockene Luft)
  • Überheizte Räume 
  • Trockenes Raumklima 
  • Sonne (häufige Sonnenbäder) 
  • Winter (Kälte) – kalt-trockene Klimabereiche; trockene Heizungsluft (→ Reduktion der Talgdrüsensekretion)

Weitere Ursachen

  • Dialyse (Blutwäsche)
  • Hautalterung