Einleitung
Krätze (Scabies)

Bei der Scabies – umgangssprachlich Krätze genannt – (Synonyme: Acarodermatitis; Befall durch Krätzmilben; Befall durch Sarcoptes scabiei; Befall durch Skabies; Ekzema scabiosum; Ekzematisierte Skabies; Norwegische Krätze; Räude; Skabies mit postskabiösem Ekzem; ICD-10-GM B86: Skabies) handelt es sich um eine durch Krätzmilben (Sarcoptes scabiei variatio hominis; Parasit) verursachte Infektionserkrankung, die die Haut betrifft. Umgangssprachlich wird sie als Krätze bezeichnet.

Die Krätzmilbe gehört zu den Spinnentieren (Arachnida), die zur Familie der Sarcoptide gehören. Sie zählen zu den Ektoparasiten, das sind Parasiten, die auf der Körperoberfläche leben.

Die Scabies-Infestation (lat.: infestare, angreifen; Besiedlung eines Organismus mit einem Parasiten, der sich im Wirtsorganismus nicht vermehrt) zählt zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen (STD, sexually transmitted disease). Die Übertragung findet aber vor allem durch intensiven engen und genügend lang anhaltenden Kontakt statt.

Vorkommen: Die Infektion tritt weltweit auf. Sie kommt vorrangig in Gebieten vor, in denen viele Menschen auf engsten Raum und mangelnder Hygiene leben. In Deutschland sind vor allem Personen aus Alten- und Pflegeheimen betroffen.
In Schwellen- und Entwicklungsländern sind ca.15 % der Bevölkerung von Skabies betroffen.

Die Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers) ist mittel. Krätzmilben können nur kurze Zeit ohne einen Wirt leben und dies auch nur bei niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit. Bei Raumtemperaturen von 21 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40-80 % sind die Scabiesmilben wahrscheinlich nicht länger als 48 Stunden infektiös.

Man kann eine direkte von einer indirekten Übertragung (Infektionsweg) unterscheiden. Zu einer direkten Übertragung kommt es durch längeren und engen Hautkontakt zwischen zwei Menschen, z. B. beim Geschlechtsverkehr. Daher zählt die Krätze auch zu den sexuell übertragbaren Krankheiten (engl. STD (sexually transmitted diseases) oder STI (sexually transmitted infections). Kurze Hautkontakte wie das Händeschütteln reichen zur Übertragung nicht aus. Die indirekte Übertragung erfolgt über Kontakt zu infizierten Hautschuppen.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja (Haut-zu-Haut-Kontakt) [Bedarf wg. der meist geringen Milbenzahl eines großflächigen Hautkontaktes über 5 bis 10 Minuten]

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt bei der Erstinfestation 2-5-(6) Wochen und bei Reinfestation 1-2 Tage.

Häufigkeitsgipfel: Scabies betrifft alle Altersgruppen.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) ist in Deutschland eindeutig zunehmend (subjektiver Eindruck in den Arztpraxen und Kliniken) [2].

Verlauf und Prognose: Scabies zeigt sich im Verlauf schnell als eine extrem stark juckende Dermatose (Hauterkrankung). Unter adäquater Therapie ist der Verlauf der Krätze benigne (gutartig). Nach Beendigung der Therapie bliebt der Pruritus (Juckreiz) aber noch einige Zeit bestehen.

Beachte

  • Erkrankte Säuglinge, schwere bakterielle Sekundärinfektionen (Infektion, die zusätzlich und mit einem anderen Erreger als dem der zunächst vorhandenen Infektion erfolgt) und das Krankheitsbild einer Scabies crustosa (s. u. "Beschwerden – Symptome") machen eine stationäre Therapie erforderlich.
  • Noch für Wochen bis Monate können nach erfolgreicher Behandlung Papeln (knötchenartige Veränderung auf Haut) und Knoten auftreten, die weiter bestehen bleiben. Dabei handelt sich um postskabiöse Granulome (Immunreaktion auf das Milbeneiweiß), die nicht mehr kontagiös sind, da diese keine Milben mehr enthalten.

Im Kindesalter sind Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) häufig [1].

In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig. Allerdings dürfen Menschen mit Krätze oder bei Verdacht auf die Erkrankung nicht in Betreuungseinrichtungen tätig sein, wenn sie Kontakt zu den Betreuten haben. Auch dürfen die Betreuten selbst, wenn sie infiziert sind, nicht die Gemeinschaftseinrichtung betreten.

Allerdings ist das Auftreten von Skabies in einer Gemeinschaftseinrichtung nach § 33 IfSG von der Leitung dem Gesundheitsamt anzuzeigen. Gehäuftes Auftreten in Krankenhäusern ist gemäß § 6 Abs. 3 IfSG dem Gesundheitsamt zu melden.

Literatur

  1. Boralevi F, Diallo A, Miquel J, Guerin-Moreau M, Bessis D, Chiavérini C, Plantin P, Hubiche T, Maruani A, Lassalle M, Boursault L, Ezzedine K, on behalf of the Groupe de Recherche Clinique en Dermatologie Pédiatrique (2014) Clinical phenotype of scabies by age. Pediatrics 2014 Apr;133(4):e910-6. doi: 10.1542/peds.2013-2880. Epub 2014 Mar 31.
  2. Kämmerer E: Erfahrungen aus der Praxis. Dtsch Arztebl 2018;115(15):A700-702

Leitlinien

  1. Tiplica GS et al.: 2015 European guidelines for the management of partners of persons with sexually transmitted infections. JEADV 2015; online 7. Mai 2015
  2. S1-Leitlinie: Skabies, Diagnostik und Therapie. (AWMF-Registernummer: 013-052), Januar 2016 Kurzfassung
  3. Salvastru CM et al.: European guideline for the management of scabies. JEADV 2017 First published: 22 June 2017 doi: 10.1111/jdv.14351

     
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