Allergisches Kontaktekzem – Labordiagnostik
Wegweisend für die Diagnosestellung sind Anamnese und klinisches Bild.
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
-
Epikutantest (Synonyme: Patch-Test, Pflastertest) – Provokationstest (Allergietest), mit dem ermittelt werden kann, ob eine Kontaktallergie vorliegt.
- Indikation (Anwendungsgrund): Verdacht auf ein allergisches Kontaktekzem (entzündliche Hautreaktion durch Kontaktallergen) nach anamnestisch möglicher Exposition gegenüber Kontaktallergenen (z. B. Metalle, Duftstoffe, Konservierungsmittel, Arzneimittel).
- Testdurchführung (Ablauf):
- Tag 0: Aufkleben der Testpflaster auf den Rücken (Standardreihe und ggf. Zusatzreihen).
- Tag 2 (48 h): Entfernung der Pflaster, erste Ablesung.
- Tag 3 (72 h): Zweite Ablesung.
- Tag 7 (168 h): Dritte Ablesung (zur Erfassung von Spätreaktionen).
- Spezifität (Treffsicherheit bei Gesunden)/Sensitivität (Empfindlichkeit bei Erkrankten):
- Für eine hohe Spezifität wird eine Expositionsdauer von zwei Tagen empfohlen.
- Für eine hohe Sensitivität kann eine eintägige Exposition erwogen werden.
- Kontrollsubstanzen: Natriumlaurylsulfat (Reizstoff) als Irritanzkontrolle zur Abgrenzung irritativer Reaktionen.
- Medikamente, die vor Testdurchführung abgesetzt werden sollten:
- Topische oder systemische Glucocorticoide (Kortisonpräparate) mindestens 1 Woche vor Testung absetzen.
- Antihistaminika (Allergiemedikamente) im Intervall von 5 Halbwertzeiten vor Testung absetzen.
- Besonderheiten bei Kindern:
- < 6 Jahre: Testung nur bei dringendem Verdacht auf Kontaktallergie mit selektiver Auswahl der vermuteten Allergene.
- < 12 Jahre: Applikationszeit auf 24 Stunden begrenzen.
- Testreihen (nach Deutscher Kontaktallergie-Gruppe, DKG):
- Nr. 1: Standardreihe
- Nr. 24: Leder und Textilfarben
- Nr. 37: Industrielle Biozide
- Nr. 38: Konservierungsmittel (z. B. in Externa)
- Nr. 47: Tätowiermittel
- Histologische Diagnostik (Gewebeuntersuchung):
- Hautbiopsie (Gewebeentnahme aus der Haut) – indiziert bei atypischem Verlauf oder unklarer Differentialdiagnose (z. B. toxisch-irritatives Ekzem, atopisches Ekzem, Arzneimittelexanthem).
- Immunhistochemie (Färbemethode zur Zelltypbestimmung) – zur Beurteilung der lymphozytären Infiltrate (Ansammlungen von Immunzellen) und zur Abgrenzung von lichenoiden (flechtenartigen) oder medikamenteninduzierten Reaktionen.
- Ergänzende Hinweise zur Differentialdiagnostik (Abgrenzung von anderen Erkrankungen):
- Toxisch-irritatives Kontaktekzem (nicht-allergische Kontaktentzündung) – keine Sensibilisierung, häufig bei beruflicher Exposition.
- Atopisches Ekzem (Neurodermitis) – meist mit atopischer Diathese (erblicher Allergiebereitschaft), typischerweise andere Lokalisation (Beugeseiten).
- Seborrhoisches Ekzem (entzündliche Hauterkrankung an talgdrüsenreichen Arealen) – charakteristisch an Kopfhaut und Gesicht.
- Mykosen (Pilzerkrankungen) – ggf. mykologische Diagnostik (z. B. Direktpräparat, Kultur) bei unklarer Dermatitis (entzündliche Reaktion der Haut).
- Arzneimittelexanthem (medikamentenbedingter Hautausschlag) – anamnestische Korrelation mit Medikamenteneinnahme erforderlich.
Ablesekriterien für Epikutantestreaktionen nach den Empfehlungen der International Contact Dermatitis Research Group (ICDRG) [1]:
| Symbol | Morphologie (Hautveränderungen) | Interpretation |
|---|---|---|
| – | Keine Hautreaktion | Negativ |
| ? | Nur Erythem (Hautrötung), kein Infiltrat (Zelleinwanderung) | Fraglich (allergisch oder irritativ) |
| f | Wenige follikulär gebundene Papeln (knötchenartige Hautverdickungen) | Fraglich (allergisch oder irritativ) |
| + | Erythem, Infiltrat, evtl. diskrete Papeln | Schwach positiv (in der Regel allergisch) |
| ++ | Erythem, Infiltrat, Papeln, Vesikel (Bläschen) | Stark positiv (allergisch) |
| +++ | Erythem, Infiltrat, konfluierende Vesikel (zusammenfließende Bläschen) | Extrem positiv (allergisch) |
| IR | Irritationsabhängig (z. B. Ringeffekt, Seifeneffekt, Blase, Erosion, Erythem, Nekrose) | Irritativ |
| NT | Entfällt | Nicht getestet |
Literatur
- Fregert S (1981) Manual of contact dermatitis, 2. Aufl. Munksgaard, Copenhagen
- Renz H: In-vitro-Allergiediagnostik. Rezensierte Publikation. JLM Band 39: Heft 4. Juli 2015 doi.org/10.1515/labmed-2015-0062
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Durchführung des Epikutantests mit Kontaktallergenen und Arzneimitteln. (AWMF-Registernummer: 013-018), März 2019 Langfassung