Ursachen
Akne (Acne vulgaris)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Pathogenese der Akne ist multifaktoriell.

Es handelt es sich um eine chronisch entzündliche Erkrankung des Talgdrüsenfollikels. 
Hinweis: Dieser Follikeltyp ist durch ein verhältnismäßig kleines Haar, eine große Talgdrüse und einen sehr weiten Follikelkanal gekennzeichnet.

Zur Akne kommt es durch Veränderungen der Haut aufgrund hormoneller Einflüsse, wie sie in der Pubertät vorkommen (Androgenproduktion ↑). Für die Stimulierung der androgenen Signalkonstruktion scheint IGF-1 (Insulin-like growth factor 1) von Bedeutung zu sein. IGF-1 steigert die gebildete Menge der Androgene (männliche Hormone) und die Konversion (Umwandlung) mittelpotenten (Testosteron) zu hochpotenten Androgenen (Dihydrotestosteron, DHT). Des Weiteren aktiviert IGF-1. Des Weiteren aktiviert IGF-1 die Nahrungs- und IGF-1-sensitive Kinase mTORC1 (mechanistic target of rapamycin complex 1). mTORC1 gilt als „Master-Regulator“ der Zelle für Wachstum und Proliferation.

Es kommt zu einer Hyperseborrhoe (erhöhte Talgfreisetzung) und einer Verlegung der Follikelöffnungen durch den vermehrten Talg (follikuläre Hyperkeratose). Dadurch entstehen Komedonen
(Mitesser), die sich durch eine bakterielle Besiedelung mit Propionibacterium acnes entzünden und somit zu Pusteln (Eiterbläschen) und anderen Effloreszenzen (krankhafte Hautveränderungen) führen können. 

Folgende Faktoren treten bei der Akne auf:

  • Entstehung einer Entzündungsreaktion durch verschiedene Faktoren, v.a. Propionibacterium acnes → Entstehung von Pusteln, Papeln und anderen Sekundäreffloreszenzen (=  spätere Entwicklungsstufen der Hautveränderung, die sich aus den primären Hautveränderungen entwickeln)
  • Hyperkeratose des Follikelepithels (follikuläre Hyperkeratose) → Entstehung von Mikrokomedonen
  • Seborrhoe → Bildung von Komedonen (Mitesser)

Erregerinduzierte Akne

Das durch Malassezia furfur hervorgerufenen seborrhoischen Ekzem ( fettig-schuppige Entzündung der Haut) und eine Rosazea (chronische entzündliche Hauterkrankung, die sich im Gesicht manifestiert) durch eine Überbesiedlung mit Demodex-Milben können eine akneiforme Läsion (akneähnliche Hautveränderung) imitieren. Leiteffloreszenzen (krankhafte Hautveränderungen, die darauf hinweisen) sind hier erythematöse Papeln (mit Hautrötung einhergehende umschriebene Hauterhöhung < 1,0 cm im Durchmesser) mit einem Ekzem, dass mehr oder weniger stark ausgebildet ist. Komedonen (weißliche kleine Hauterhabenheiten) fehlen bei beiden Erkrankungen.

Hormonbedingte Akne

Bekanntermaßen korrelieren erhöhte Androgen-Spiegel im Serum mit einer erhöhten Akneinzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen einer Akne). Syndromale Erkrankungen, bei denen die Bestimmung der Serum-Androgenkonzentration sinnvoll ist, sind beispielsweise Hirsutismus (vermehrte Terminalbehaarung (Langhaare) der Frau, gemäß dem männlichen Verteilungsmuster), androgenetische Alopecia (Alopecie/Haarausfall vom männlichen Typ) oder Zyklusunregelmäßigkeiten (s. u. "Labordiagnostik").

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung – Vererbung der die Akne begünstigenden Hautfaktoren wie Seborrhoe (fettige Haut) oder die Beschaffenheit der Talgdrüsen
    Eine Multivariatanalyse zeigt die Wahrscheinlichkeit, an Akne zu erkranken [3]:
    • 2,7-fach erhöhtes Risiko, wenn der Vater Akne hatte (OR: 2,70)
    • 3-fach erhöhtes Risiko, wenn die Mutter Akne hatte (Odds Ratio [OR]: 3,077).
    • 8-fach erhöhtes Risiko, wenn beide Elternteile Akne hatten (OR: 7,887)
  • Geschlecht – Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen.
  • Hormonelle Faktoren – vor allem Testosteron-Serumspiegel
    • Pubertät

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Hohe Aufnahme von Mono- und Disacchariden (Einfach- und Zweifachzucker), z. B. Weißmehlprodukte, zuckerreiche Getränke; Milch und Milchprodukten; gesättigten Fettsäuren (enthalten in tierischen Produkten); Trans-Fettsäuren (z. B. in Fast-Food-Produkten, Backwaren, Chips, Snacks, Keksen, frittierten Speisen) [1]
    • Weiser Reis – steigerte das Risiko gemäß einer thailändischen Studie um rund 80 %, und zwar schon ab einer Tagesportion; mildernd auf den Akneverlauf wirkte sich aus [5]: Tee ohne Milch und Zucker (≥ 3 Gläser pro Woche senkten das Risiko für schwerere Akne um 39 %) und ≥ 3 Gemüsegerichte pro Woche verringerten das Risiko um 26 %.
    • Verzehr von viel Schokolade (OR: 1,276) im Vergleich zum niedrigsten Quartil des Schokoladenkonsums [3]
    • Milchkonsum
      • Hoher Milchkonsum; magere Milch fördert Akne mehr als Vollmilch [4]
      • Magermilch-Konsum (Milch mit 1 % und 0 % Fettgehalt)/Teenager [2]
    • zu geringer Fischkonsum (Omega-3-Fettsäuren) [1]
    • geringer Gemüseverzehr (sekundäre Pflanzenstoffe, vor allem Polyphenole, die mTORC1 hemmen (siehe oben)) [1]
  • Drogenkonsum
    • Methylendioxyamphetamine (Ecstasy)
  • Falsche Hautpflege
  • Manipulation an Papeln, Pusteln
  • Tragen von Stirnbändern oder Kinnriemen

Medikamente

  • Antibiotika
    • Aminoglykoside (Streptomycin)
    • Tetracyclin
  • Antiepileptika (Chinin, Chinidin, Phenobarbital, Phenytoin)
  • Antipsychotika (Neuroleptika)
    • Atypische trizyklische Antidepressiva (Amineptin)
    • Konventionelle (Klassische) Antipsychotika (Neuroleptika) – Phenothiazine
    • Lithium, Hydantoin, Trimethadon, Amineptine
    • Tetrazyklische Antidepressiva (Maprotilin)
    • Trizyklische Antidepressiva (Imipramin)
  • Betablocker (Propranolol)
  • Bromid
  • DHEA [bei Frauen: nur bei Überdosierung!]
  • Disulfiram
  • D-Penicillamin
  • EGF-Rezeptorantagonisten.
  • Hormone
    • Anabolika (Testosteronester, Metandienon, Methandrostenolon, Metenolonacetat, Mesterolon, Stanozolol)
    • Androgene
    • ACTH
    • Glucocorticoide (Cortison, Hydrocortison) (topisch und systemisch) [Steroid-Akne]
    • Orale Kontrazeptiva (abhängig vom Gestagenanteil: höheres Risiko bei Norethisteron, Dydrogesteron, weniger bei Desogestrel oder Levonorgestrel; auch häufiger bei Kontrazeptiva mit niedrigen Östrogenanteil) [kein Aknerisiko durch Chlormadinonacetat und Cyproteronacetat]
    • Testosteron
    • Testosteronderivate (Danazol)
    • Thyroxin
  • Immunsuppressiva (Azathioprin, Ciclosporin (Cyclosporin A))
  • Januskinase-Hemmer/JAK-Hemmer [6]
    •  JAK1-spezifische Inhibitoren (wie Abrocitinib): 4,7-faches Risiko
    •  JAK1- und JAK2-Hemmer (wie Barocitinib): 3,4-faches Risiko
  • Jodid
  • Lepramittel (Clofazimin)
  • Lithium
  • 8-Methoxypsoralen+ UVA
  • Muskelrelaxantien (Dantrolene)
  • Narkosemittel (Halothan)
  • Neuroleptika
  • Retinoide (Acitretin, Etretinat, Isotretinoin)
  • Sedativa (Chloralhydrat, Diazepam)
  • Thioharnstoff
  • Tuberkulostatika (Isoniazid, Ethambutol, Ethionamid, Protionamid, Rifampicin)
  • Thyreostatika (Thiouracil)
  • Zytostatika (Actinomycin-D)

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Chinin – ein Alkaloid, das aus der Chinarinde gewonnen wird
  • Halogene – dieses sind Fluor, Chlor, Brom und Jod, sowie das aufgrund seiner Radioaktivität äußerst seltene und weitgehend unerforschte Element Astat
  • Kontakt zu Substanzen wie Öl, Pech oder Dioxin
    Hinweis: Dioxin gehört zu den endokrinen Disruptoren (Synonym: Xenohormone), die bereits in geringsten Mengen durch Veränderung des Hormonsystems die Gesundheit schädigen können.

Literatur

  1. Melnik BC: Linking diet to acne metabolomics, inflammation, and comedogenesis: an update. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2015 Jul 15;8:371-88. doi: 10.2147/CCID.S69135. eCollection 2015.
  2. LaRosa C L et al.: Consumption of dairy in teenagers with and without acne. JAAD 2016; online 27. Mai 2016, doi: http://dx.doi.org/10.1016/j.jaad.2016.04.030
  3. Wolkenstein, P et al.: Acne prevalence and associations with lifestyle: a cross-sectional online survey of adolescents/young adults in 7 European countries. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology 2017; online 14. Juli 2017; doi: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jdv.14475/abstract
  4. Ru Dai et al.: The effect of milk consumption on acne: a meta‐analysis of observational studies. J Eur Acad Dermatol Venereol  2018 Aug 6. doi: 10.1111/jdv.15204.
  5. Roengritthidet K et al.: Association Between Diet and Acne Severity: A Cross-sectional Study in Thai Adolescents and Adults. Acta Derma Venereal 2021;101:adv00611; https://doi.org/10.2340/actadv.v101.569
  6. Martinez J et al.: Janus Kinase Inhibitors and Adverse Events of Acne: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Dermatol 2023;18:e233830; https://doi.org/10.1001/jamadermatol.2023.3830
     
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