Bruxismus (Zähneknirschen) – Einleitung

Bruxismus – umgangssprachlich Zähneknirschen genannt – wird definiert als eine wiederholte Kaumuskelaktivität, die durch Kieferpressen und Zähneknirschen und/oder Anspannen oder Verschieben des Unterkiefers charakterisiert ist. Die Bewegungsabläufe geschehen in der Regel unbewusst, in den meisten Fällen nachts.

Synonyme und ICD-10: Zähnepressen; ICD-10-GM F45.8: Sonstige somatoforme Störungen; Schlafbruxismus wird zudem dem ICD-10-GM G47.8: Sonstige Schlafstörungen zugeordnet) (griech. Brygmus)

Formen des Bruxismus

  • Schlafbruxismus (SB): Beschwerden treten während des Schlafs auf; sie sind zu 90 % phasisch (rhythmisch) oder kombiniert tonisch-phasisch (nicht-rhythmisch/rhythmisch)
  • Wachbruxismus (WB): Beschwerden treten während des Wachseins auf; wiederholter oder dauerhafter Zahnkontakt und/oder Anspannen oder Verschieben des Unterkiefers ohne Zahnkontakt (tonisch/nicht-rhythmisch)

Die eine Form schließt die andere Form nicht aus.

Des Weiteren lässt sich Bruxismus nach der Ursache in einen primären (idiopathisch/ohne erkennbare Ursache) und einen sekundären Bruxismus (als Folge) unterteilen (s. u. "Klassifikation").

Epidemiologie

Vorkommen: Bruxismus tritt weltweit auf und kann in jedem Alter vorkommen. Besonders häufig ist er im Kindes- und Jugendalter sowie im jungen Erwachsenenalter.

Geschlechterverhältnis: Studien zeigen unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich der Prävalenz zwischen den Geschlechtern. Einige Studien berichten, dass Frauen häufiger betroffen sind [9], während andere eine höhere Prävalenz bei Männern feststellen [8].

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung kann mit dem Durchbruch der ersten Zähne beginnen und bis ins hohe Alter auftreten. Am häufigsten tritt Bruxismus zwischen dem 2. und 3. Lebensjahrzehnt auf [10, 11].

Kinder: Bei Kindern ist Bruxismus bis zum 3. Lebensjahr Teil der normalen Entwicklung. Während des Zahnwechsels kann Bruxismus ebenfalls auftreten und stellt normalerweise keinen Grund zur Sorge dar. Anzeichen für seelische Ursachen des Zähneknirschens können Schlafreden, viel Sabbern im Schlaf oder ängstliches Schlafverhalten (Licht anlassen, Tür offen lassen) sein.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)

  • Schlafbruxismus: Die Prävalenz bei Kindern liegt zwischen 2,5 und 56,5 % [1-6], bei Erwachsenen bei 12,8 % ± 3,1 % [7].
  • Wachbruxismus: Die Prävalenz bei Erwachsenen liegt zwischen 22,1 % und 31 % [7].

Mit zunehmendem Alter nimmt die Prävalenz von Bruxismus ab. Zeigt sich die Erkrankung bereits im Kindesalter, ist das Risiko hoch, auch als Erwachsener an Bruxismus zu leiden.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Viele Betroffene sind sich des Bruxismus nicht bewusst, insbesondere wenn sie allein schlafen. Beim Wachbruxismus wird häufig durch Arbeitskollegen auf das Zähneknirschen oder -pressen aufmerksam gemacht. In vielen Fällen wird Bruxismus erst vom Zahnarzt diagnostiziert, der Anzeichen wie Abrasionen (Verlust an Zahnhartsubstanz) oder Pulpitis (Zahnnervenentzündung) erkennt. Entscheidend ist eine frühzeitige Diagnosestellung, da durch entsprechende Maßnahmen der Verlauf positiv beeinflusst werden kann.

Neben den Zähnen können auch das Kiefergelenk, die Kaumuskulatur, das Parodontium (Zahnhalteapparat) und sogar die Nackenmuskulatur betroffen sein.

Prognose

Der Patient muss umfangreich über das Krankheitsbild aufgeklärt werden, um durch Selbstbeobachtung die Ursachen des Bruxismus zu identifizieren. Dies kann helfen, die Häufigkeit des Knirschens und Pressens zu reduzieren. Idealerweise lassen sich die ursächlichen Faktoren durch eine veränderte Lebensführung ausschalten. Wenn dies nicht gelingt, stehen der Schutz der Zähne und der Restaurationen, die Reduktion der Bruxismusaktivität sowie die Schmerzlinderung im Vordergrund.

Mit der richtigen Behandlung und Veränderung der Lebensgewohnheiten kann der Verlauf des Bruxismus deutlich verbessert werden. Eine frühzeitige Intervention ist entscheidend, um Langzeitschäden zu vermeiden.

Literatur

  1. Bertazzo-Silveira E, Stuginski-Barbosa J, Porporatti AL, Dick B, Flores-Mir C, Manfredini D et al.: Association between signs and symptoms of bruxism and presence of tori: a systematic review. Clin Oral Investig 2017; 21: 2789-2799
  2. Insana SP, Gozal D, McNeil DW, Montgomery-Downs HE: Community based study of sleep bruxism during early childhood. Sleep Med 2013; 14: 183-188
  3. Machado E, Dal-Fabbro C, Cunali PA, Kaizer OB: Prevalence of sleep bruxism in children; A systematic review. Dental Press J Orthod 2014; 19: 54-61
  4. Manfredini D, Restrepo C, Diaz-Serrano K, Winocur E, Lobbezoo F: Prevalence of sleep bruxism in children: a systematic review of the literature. J Oral Rehabil 2013; 40: 631-642
  5. Serra-Negra JM, Paiva SM, Seabra AP, Dorella C, Lemos BF, Pordeus IA: Prevalence of sleep bruxism in a group of Brazilian schoolchildren. Eur Arch Paediatr Dent 2010; 11: 192-195
  6. Versiani Gonçalves LP, Ayrton de Toledo O, Barreto Bezerra AC, Coelho Leal S: Variables associated with bruxism in children and adolescents. ConScientiae Saúde 2009; 8: 397-403
  7. Manfredini D, Winocur E, Guarda-Nardini L, Paesani D, Lobbezoo F: Epidemiology of bruxism in adults: a systematic review of the literature. J Orofac Pain 2013; 27: 99-110
  8. Manfredini D, Visscher CM, Guarda-Nardini L, Lobbezoo F: Occlusal factors are not related to self-reported bruxism. J Orofac Pain 2012; 26: 163-167
  9. Blanco Aguilera A, Gonzalez Lopez L, Blanco Aguilera E, De la Hoz Aizpurua JL, Rodriguez Torronteras A, Segura Saint-Gerons R et al.: Relationship between self-reported sleep bruxism and pain in patients with temporomandibular disorders. J Oral Rehabil 2014; 41: 564-572
  10. Castrillon EE, Ou KL, Wang K, Zhang J, Zhou X, Svensson P: Sleep bruxism: an updated review of an old problem. Acta Odontol Scand 2016; 74: 328-334
  11. Shetty S, Pitti V, Satish Babu CL, Surendra Kumar GP, Deepthi BC: Bruxism: a literature review. J Indian Prosthodont Soc 2010; 10: 141-148

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik und Behandlung des Bruxismus. (AWMF-Registernummer: 083-027), Mai 2019 Langfassung