Selbstmordgefährdung (Suizidalität) – Einleitung

Die Suizidalität – umgangssprachlich Selbstmordgefährdung genannt – (Synonyme: Lebensmüdigkeit; Selbstmordneigung; Selbsttötungsgefahr; Selbsttötungstendenz; ICD-10-GM R45.-: Symptome, die die Stimmung betreffen) beschreibt einen psychischen Zustand, in dem Gedanken, Fantasien, Impulse und Handlungen darauf ausgerichtet sind, gezielt den eigenen Tod herbeizuführen.

Der Begriff umfasst den gesamten Bereich von Suizidgedanken, Suizidankündigungen, Suizidplänen und Suizidversuchen.

  • Suizid: Die von einer Person willentlich und im Bewusstsein der Irreversibilität des Todes selbst herbeigeführte Beendigung des eigenen Lebens.
  • Suizidversuch: Jede selbst initiierte Verhaltenssequenz eines Individuums, welches zum Zeitpunkt des Handlungsbeginns erwartet, dass die getroffenen Maßnahmen zum Tode führen werden.
  • Suizidplan: Eine konkrete Methode, mittels derer das Individuum plant, aus dem Leben zu treten.

Risikogruppen

  • Personen mit schweren chronischen Erkrankungen.
  • Verwitwete und alleinlebende Personen.
  • Jugendliche und junge Erwachsene.
  • Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen.
  • Personen mit früheren Suizidversuchen.

Geschlechterverhältnis

  • Suizidversuche: Häufiger von Frauen unternommen als von Männern.
  • Suizidrate: Bei Männern dreimal höher als bei Frauen. In Russland ist sie bei Männern sogar fünfmal so hoch, was auf die gewalttätigeren Methoden zurückzuführen ist.

Epidemiologie

  • Todesursache: Schätzungsweise 1,4 % aller Todesfälle weltweit werden durch Suizide verursacht.
  • Jugendliche und junge Erwachsene: Selbsttötungen sind die zweithäufigste, in manchen Ländern sogar die häufigste Todesursache.
  • Alter: Die Suizidrate steigt im Alter. Verwitwete und Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen haben ein erhöhtes Suizidrisiko.

Verlauf und Prognose

  • Verlauf: Suizidalität kann episodisch oder chronisch verlaufen. Akute Krisen können durch verschiedene Auslöser wie Lebensereignisse, psychische Erkrankungen oder soziale Isolation entstehen.
  • Prognose:
    • Personen, die einen Suizidversuch unternommen haben, haben im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung ein 10- bis 30-mal höheres Risiko für eine spätere Selbsttötung.
    • Nach einem Suizidversuch erfolgt in 20-40 % der Fälle ein erneuter Suizidversuch.

Prävention

  • Früherkennung: Wichtige Rolle bei der Verhinderung von Suiziden. Screening auf Suizidgedanken in Risikogruppen.
  • Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie und dialektisch-behaviorale Therapie haben sich als wirksam erwiesen.
  • Medikamentöse Behandlung: Behandlung zugrunde liegender psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen.
  • Soziale Unterstützung: Aufbau eines stabilen sozialen Netzwerks.
  • Notfallintervention: Bei akuter Suizidgefahr sofortige Einweisung in eine psychiatrische Klinik.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Suizidalität im Kindes- und Jugendalter. (AWMF-Registernummer: 028-031), Mai 2016 Langfassung