Folgeerkrankungen
Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) mit bedingt sein können:

Atmungssystem (J00-J99)

  • Pneumonie (Lungenentzündung; durch nächtliche Aspirationen/Eindringen flüssiger oder fester Stoffe in die Atemwege) [2]

Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59) 

  • Glaukom (vor allem Normaldruckglaukom)
  • Thrombose der Netzhautvenen (Vena centralis retinae; RVO = retinal vein occulsion) [1]

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Adipositas (Übergewicht)
  • Diabetes mellitus Typ 2
  • Hyperurikämie – s. u. Arthritis urica/Gicht-bedingte Gelenkentzündung [6]
  • Metabolisches Syndrom

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Apoplex (Schlaganfall)
  • Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
    • erhöhtes Risiko für Hypertonie im Erwachsenenalter
    • obstruktive Schlafapnoe in der Kindheit geht mit einem dreifach erhöhten Risiko für Hypertonie bei Jugendlichen einher [9]
      Einschränkung: Beobachtungsstudie mit geringer Teilnehmerzahl
  • Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)
  • Auslösen eines Myokardinfarktes (Herzinfarkt) bei bestehender koronarer Herzkrankheit (KHK)
  • Cor pulmonale (Dilatation (Erweiterung) und/oder Hypertrophie (Vergrößerung) des rechten Ventrikels (Hauptkammer) des Herzens infolge einer pulmonalen Hypertonie (Drucksteigerung im Lungenkreislauf)
  • Herzrhythmusstörungen (u. a. Vorhofflimmern (VHF) und Sinusarreste/AV-Blöcke); OSA stellt auch im Alter > 75 Jahre einen Risikofaktor für das VHF dar, der allerdings schwächer als die zentrale Schlafapnoe ist [5]
  • Koronare Herzkrankheit (KHK)
  • Plötzlicher Herztod (PHT)
  • Pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck)
  • Verschlechterung der linksventrikuläre Pumpfunktion des Herzens (Linksherzinsuffizienz) bei bestehender Herzinsuffizienz (Herzschwäche)

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit (Synonyme: GERD, Gastro-oesophageal reflux disease; Gastroesophageal Reflux Disease (GERD); Gastroösophageale Refluxkrankheit (Refluxkrankheit); Gastroösophagealer Reflux; Reflux-Ösophagitis; Refluxkrankheit; Refluxösophagitis; peptische Ösophagitis) – entzündliche Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagitis), die durch den krankhaften Rückfluss (Reflux) von saurem Magensaft und anderen Mageninhalten hervorgerufen wird; Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) circa 20-65 %; die Apnoe-bedingte Hypoxämie (Sauerstoffmangel im Blut) und Hyperkapnie (Erhöhung des arteriellen CO2-Partialdrucks) führt zu einer Drucksenkung im unteren Ösophagussphinkter (Schließmuskel der Speiseröhre) und die nächtlichen Weckreaktionen und die Liegeposition erhöhen zugleich den abdominellen Druck (Druck im Bauchraum)

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99) 

  • Arthritis urica/Gicht-bedingte Gelenkentzündung (Gicht) – 5,8 Jahren nach der OSA-Diagnose entwickelten 4,9 Prozent der Personen eine Gicht im Vergleich zu 2,6 Prozent in der Nicht-OSA-Gruppe; am deutlichsten war war die Assoziation bei Personen mit normalem Body-Mass-Index (Hazard Ratio: 2,02 (1,13-3,62) 1-2 Jahre nach der Diagnose) [6]

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Mammakarzinom (Brustkrebs; 1,89-faches Risiko) [3]

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Erektionsstörungen, Erektile Dysfunktion (ED)
  • Soziale Isolation
  • Verhaltensauffälligkeiten (bei Kindern) – Magnetresonanztomographie (MRT) zeigte bei häufigem Schnarchen eine verminderte Dicke der Großhirnrinde, was auf eine allgemeine Störung der Großhirnentwicklung hinweist [8]

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99) 

  • Intrauterine Wachstumsretardierung (engl. intrauterine growth restriction, IUGR; pathologische Verzögerung des Wachstums eines Fetus in der Gebärmutter (Uterus)) (7,1 % bei Schnarchern versus 2,6 % bei Nicht-Schnarchern) [4]
  • Präeklampsie – schwangerschaftsinduzierter Hypertonus (Bluthochdruck) und Proteinurie (erhöhte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) bzw. Eklampsie (schwangerschaftsbedingter Krampfanfall) (10 % bei Schnarchern versus 4 % bei Nicht-Schnarchern) [4]

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)   

  • Cephalgie (Kopfschmerzen; morgendliche holozephale Kopfschmerzen)
  • Sekundäre Polyglobulie (isoliert erhöhte Erythrozytenanzahl (Anzahl der roten Blutkörperchen) bei normalem Plasmavolumen)
  • Tagesmüdigkeit/erhöhte Tagesschläfrigkeit/exzessive Tagesschläfrigkeit (excessive daytime sleepiness, EDS) – erhöhte Einschlafneigung, Schlafattacken oder Einschlafen gegen den eigenen Willen

Weiteres

  • Hohe Unfall- und Verletzungsgefahr durch Sekundenschlaf – ca. 7-mal höhere Unfallrate als andere motorisierte Verkehrsteilnehmer
  • Risikofaktor in der perioperativen Medizin: verminderte inspirative Aktivierung der Atemwegsdilatatormuskeln (z. B. durch Anästhetika, Sedativa und Muskelrelaxantien; misslungene Maskenbeatmung und/oder Intubation)
    Risikofaktor in der postoperativen Phase [7]: Bei Studienpatienten, die eine kardiovaskuläre Komplikation erlitten hatten, kam es zum Absinken des Sauerstoffgehalt im Blut (< 80 %) in den ersten drei postoperativen Nächten über eine Dauer von im Schnitt 23 Minuten.
    Empfehlung: präoperatives OSA-Screening

Literatur

  1. Chou KT, Huang CC, Tsai DC, Chen YM, Perng DW, Shiao GM, Lee YC, Leu HB.: Sleep apnea and risk of retinal vein occlusion: a nationwide population-based study of Taiwanese. Am J Ophthalmol. 2012 Jul;154(1):200-205.e1. Epub 2012 Mar 30.
  2. Yi-Fong V et al.: Sleep apnea and risk of pneumonia: a nationwide population-based study. Canadian Medical Association Journal (2014; doi: 10.1503/cmaj.131547)
  3. Chang WP et al.: Sleep apnea and the subsequent risk of breast cancer in women: a nationwide population-based cohort study. Sleep Med 2014 ;15(9):1016-20.
  4. Franklin KA et al.: Snoring, Pregnancy-Induced Hypertension, and Growth Retardation of the Fetus. Chest. 2000 Jan;117(1):137-41.
  5. May AM, Blackwell T, Stone PHet al.: Central Sleep-disordered Breathing Predicts Incident Atrial Fibrillation in Older Men. Am J Respir Crit Care Med. 2016 Apr 1;193(7):783-91. doi: 10.1164/rccm.201508-1523OC.
  6. Blagojevic‐Bucknall M et al.: The risk of gout among patients with sleep apnea: a matched cohort study. Arthritis Rheumatol. 2018 Aug 30. doi: 10.1002/art.40662
  7. Chan MTV et al.: Association of Unrecognized Obstructive Sleep Apnea With Postoperative Cardiovascular Events in Patients Undergoing Major Noncardiac Surgery. JAMA. 2019;321(18):1788-1798. doi:10.1001/jama.2019.4783
  8. Isaiah A et al.: Associations between frontal lobe structure, parent-reported obstructive sleep disordered breathing and childhood behavior in the ABCD dataset Nat Commun 12, 2205 (2021). https://doi.org/10.1038/s41467-021-22534-0
  9. Fernandez-Mendoza J et al.: Association of Pediatric Obstructive Sleep Apnea With Elevated Blood Pressure and Orthostatic Hypertension in Adolescence. JAMA Cardiol. Published online June 23, 2021. doi:10.1001/jamacardio.2021.2003
     
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