Ursachen
Grauer Star (Katarakt)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Katarakt (cataracta senilis) entwickelt sich aufgrund von Alterungsprozessen durch Verlangsamung des Stoffwechsels der Linse. Dabei wird die Linse getrübt.
Man geht davon aus, dass auch genetische Faktoren die Entstehung einer Katarakt beeinflussen.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung
    • durch Eltern, Großeltern: Der Katarakt wird meist autosomal-dominant vererbt. Das bedeutet, dass die Nachkommen eines Katarakt-Patienten mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % ebenfalls im Laufe ihres Lebens betroffen sein werden.
    • Genetische Erkrankungen
      • Kongenitaler (angeborener) Katarakt – durch intrauterine Röteln-Infektion oder erblich bedingt, z. B. myotone Dystrophie Typ I + II (autosomal-dominant), Neurofibromatose Typ 2 (autosomal-dominant), Galaktosämie (autosomal-rezessiv; s.u.)  [Häufigkeit: zweimal auf 10.000 Geburten]
      • Trisomie 21 (Down-Syndrom; Erbgang: meist sporadisch)  spezielle Genommutation beim Menschen, bei der das gesamte 21. Chromosom oder Teile davon dreifach (Trisomie) vorliegen. Neben für dieses Syndrom als typisch geltenden körperlichen Merkmalen sind in der Regel die kognitiven Fähigkeiten des betroffenen Menschen beeinträchtigt; etwa die Hälfte der Betroffenen entwickeln einen Katarakt
  • Lebensalter – zunehmendes Alter (> 60 Jahre): Cataracta senilis
  • Juveniler Katarakt (Entwicklungskatarakt)
  • Dunkeläugige Personen  (2- bis 4-mal so häufig wie bei blauäugigen Menschen) [6]

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) die Augenlinse von gesunden Patienten zeigt im Vergleich zu Patienten mit einer Katarakt eine signifikant niedrigere Konzentration von Ascorbinsäure. Im Auge entstehen durch den ständigen Kontakt mit dem Sonnenlicht freie Radikale, die durch Ascorbinsäure neutralisiert werden, wodurch eine Oxidation von empfindlichen Proteinen verhindert wird. Eine Supplementation von 300-600 mg Vitamin C pro Tag vermindert das Risiko einer Katarakt um den Faktor vier – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen) [1, 2]
  • Körperliche Aktivität
    • Körperliche Inaktivität – Studienteilnehmer mit höchster körperlicher Aktivität wiesen gegenüber der physisch inaktivsten Quartile ein um 13 % geringeres Kataraktrisiko auf (OR/odds ratio der Kataraktentstehung: 0,87) [4]
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – das RR (relative risk) für altersbedingte Katarakte für übergewichtige bzw. adipöse Erwachsene lag bei 1,08 bzw. 1,19 [3]

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Komplikation bei anderen Augenerkrankungen – z. B. CMV-Retinitis (Netzhautentzündung durch das Cytomegalievirus), Glaukom (grüner Star), Iridozyklitis (Entzündung von Regenbogenhaut (Iris) und Ziliarkörper), Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut, die aus der Aderhaut (Choroidea), dem Strahlenkörper (Corpus ciliare) und der Regenbogenhaut (Iris) besteht)
  • Stoffwechselerkrankungen
    • Diabetes mellitus (sogenannter Cataracta diabetica)
    • Galactosämie (s. u. "Genetische Erkrankungen") – wenn diese nicht bereits von Kindheit an durch galactosefreie Diät behandelt wird, kann sich ein Katarakt entwickeln
    • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Verletzungen des Augapfels – z. B. Contusio bulbi, Augapfelperforation

Labordiagnosen – Laborparameter, die als unabhängige Risikofaktoren gelten

  • Hypocalcämie (Calciummangel) – sogenannter Cataracta tetanica

Medikamente

  • Glucocorticoide – Medikamente wie Cortison, die bei allergischen Reaktionen und verschiedenen Entzündungen verordnet werden
  • Monoklonale Antikörper
    • IgG2-anti-RANKL-Antikörper (Denosumab)

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Einwirkung elektromagnetischer Energie
  • Strahlenexposition – Strahlenkatarakt, z. B. 
    • intensive Sonneneinstrahlung (UV-A, UV-B, Infrarot-Strahlung) oder Infrarotstrahlung – z. B. Glasbläser
    • Röntgenstrahlung – z. B. Ärzte im Herzkatheterlabor [5]
  • Thermische Einflüsse – Feuerstar (Infrarot-Strahlung)

Weitere Ursachen

  • Fremdkörper oder äußere Verletzungen der Augenlinse

Literatur

  1. Deutsches Krebsforschungszentrum. Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
  2. Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
  3. Ye J, Lou LX, He JJ, Xu YF: Body mass index and risk of age-related cataract: a meta-analysis of prospective cohort studies. PLoS One. 2014 Feb 24;9(2):e89923. doi: 10.1371/journal.pone.0089923. eCollection 2014
  4. Zheng Selin J et al.: Long-Term physical activity and risk of age-related cataract. Ophthalmology 2014, online publiziert am 27. September. doi: 10.1016/j.ophtha.2014.08.023.
  5. Andreassi MG et al.: Cardiac Catheterization. Circulation: Cardiovascular Interventions. 2016; 9: e003273. doi: 10.1161/CIRCINTERVENTIONS.115.003273
  6. Sun HP et al.: Iris color and associated pathological ocular complications: a review of epidemiologic studies Int J Ophthalmol . 2014 Oct 18;7(5):872-8. doi: 10.3980/j.issn.2222-3959.2014.05.25.
     
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