Grauer Star (Katarakt) – Einleitung

Als Katarakt – umgangssprachlich Grauer Star genannt – wird jede Form einer Trübung der Augenlinse bezeichnet.

Synonyme und ICD-10: Cataract; Cataracta; Cataracta senilis; Rindenstar; Senile Katarakt; ICD-10-GM H25.-: Cataracta senilis)

Der Katarakt ist die mit Abstand häufigste Ursache für Sehminderung. Pro Jahr gibt es in Deutschland etwa 150.000 Operationen aufgrund dieser Krankheit.

Formen des Katarakts

Cataracta senilis (Altersstar)

  • Cataracta corticalis (Rindenstar): Trübung betrifft den äußeren Bereich der Linse (Rinde). Bei langsamen Fortschreiten kann sich die Sehschärfe kurzzeitig verbessern, jedoch führt der Rindenstar später sowohl bei Nah- als auch Fernsicht zu Problemen.
  • Cataracta subcapsularis posterior (subkapsuläre hintere Rindentrübung): Trübung unter dem hinteren Linsenanteil, schreitet meist schnell fort. Nahe gelegene Objekte werden schlechter gesehen als entfernte. Patienten können oft in der Dämmerung besser sehen als bei Tageslicht.
  • Cataracta nuclearis (Kernstar): Verhärtung des Linsenkerns, beginnend ab dem 4. Lebensjahrzehnt. Zunächst gelblich-braune, später schwärzlich eingefärbte Trübung. Führt zur Kurzsichtigkeit und kann zum Doppelbildsehen (Diplopie) führen.

Weitere Formen

  • Kongenitale Katarakt: Angeborene Form, selten, oft durch vorgeburtliche Infektionen verursacht.
  • Cataracta complicata: Folge anderer Augenerkrankungen wie Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut (Uvea)), Netzhautablösung, exzessive Myopie (Kurzsichtigkeit).
  • Katarakt bei systemischen Erkrankungen: Z. B. Diabetes mellitus, Tetanie (Störung der Motorik und der Sensibilität als Zeichen einer Übererregbarkeit der Nerven und Muskeln), Myotonie (Muskelerkrankungen, die sich durch eine verzögerte Entspannung und dadurch krankhaft verlängerte, tonische Muskelanspannung auszeichnen), Hauterkrankungen, Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit).
  • Medikamentös induzierte Katarakt: Durch Steroide, Drogen.
  • Strahlenkatarakt: Durch Infrarot- oder Röntgenstrahlung.

Stadien des Katarakts/Operationsindikationen in Abhängigkeit vom Organbefund (Reife des Katarakts):

Stadium Beschreibung inkl. Symptome Klinische Konsequenzen
Anfangsstadium Leichte Eintrübung der Augenlinse (Cataracta incipiens: beginnender Katarakt);
Symptome: oft mild und Sehbeeinträchtigung gering
Angepasste Brille oder Kontaktlinsen
Fortgeschrittenes Stadium Deutliche Linsentrübung (Cataracta immatura: fortgeschrittener Katarakt );
Symptome: zunehmende Verschlechterung der Sehschärfe;
Patient kann zunehmend unter Lichtempfindlichkeit und Farbverfälschungen leiden
Kataraktoperation kann in Erwägung gezogen werden, insbesondere wenn die Lebensqualität beeinträchtigt ist und weniger invasive Behandlungsoptionen nicht ausreichend sind.
Reifes Stadium
  • Prämaturer Katarakt – weit vorangeschrittene Linsentrübung
  • Maturer (reifer) Katarakt – sowohl die Linsenrinde, aber mehr noch der Kern sind getrübt; Symptome: starke Sehbeeinträchtigung oder sogar Blindheit
Eine Kataraktoperation wird in der Regel dringend empfohlen, um die Sehkraft wieder herzustellen und die Lebensqualität zu verbessern.
Überreifes Stadium

Das weiche Linsenrindenmaterial ist absorbiert, die Linsenkapsel ist geschrumpft (Cataracta hypermatura: hypermaturer (überreifer) Katarakt); Gefahr eines phakolytischen Glaukoms

Eine Kataraktoperation ist in diesem Stadium notwendig, um das Sehvermögen wiederherzustellen und um mögliche Komplikation zu verhindern.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend im höheren Lebensalter auf (> 60 Jahre).

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Diese liegt bei den über 60-Jährigen bei ca. 50 % (in Deutschland). Weltweit leiden rund 17 Millionen Menschen an einem Katarakt, das ist etwa die Hälfte aller Sehschwachen.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Frühes Stadium (Cataracta incipiens): Im Anfangsstadium zeigt sich eine leichte Eintrübung der Augenlinse. Die Symptome sind oft mild, und die Sehbeeinträchtigung ist gering. In dieser Phase können eine angepasste Brille oder Kontaktlinsen helfen, die Sehkraft zu verbessern.
  • Fortgeschrittenes Stadium (Cataracta immatura): Die Linsentrübung wird deutlicher, und die Sehschärfe verschlechtert sich zunehmend. Patienten können unter Lichtempfindlichkeit und Farbverfälschungen leiden. In dieser Phase kann eine Kataraktoperation in Erwägung gezogen werden, besonders wenn die Lebensqualität beeinträchtigt ist und andere Behandlungsoptionen nicht ausreichen.
  • Reifes Stadium (Cataracta matura): Sowohl die Linsenrinde als auch der Kern sind stark getrübt, was zu einer erheblichen Sehbeeinträchtigung oder sogar Blindheit führt. Eine Kataraktoperation wird in der Regel dringend empfohlen, um die Sehkraft wiederherzustellen und die Lebensqualität zu verbessern.
  • Überreifes Stadium (Cataracta hypermatura): Das weiche Linsenrindenmaterial ist absorbiert, und die Linsenkapsel ist geschrumpft. Es besteht die Gefahr eines phakolytischen Glaukoms. Eine Kataraktoperation ist in diesem Stadium notwendig, um das Sehvermögen wiederherzustellen und mögliche Komplikationen zu verhindern.

Prognose

Die meisten Patienten erleben eine rasche Erholung nach der Kataraktoperation. Sie können in der Regel am Tag nach der Operation ihre täglichen Aktivitäten allmählich wieder aufnehmen. Die Sehschärfe verbessert sich normalerweise schnell, und die meisten Patienten berichten von einer erheblichen Steigerung ihrer Lebensqualität nach der Operation.

Die Kataraktoperation ist in der Regel sicher, und nur selten treten Komplikationen auf. Zu den möglichen Komplikationen gehören Infektionen, Blutungen oder Entzündungen, die jedoch selten vorkommen. Die meisten Patienten haben eine ausgezeichnete Prognose und erleben eine deutliche Verbesserung ihrer Sehkraft und Lebensqualität.

Leitlinien

  1. Leitlinie der BVA und DGV: Katarakt (Grauer Star) im Erwachsenenalter. Januar 2012. Leitlinie 19