Lactoseunverträglichkeit (Lactoseintoleranz) – Einleitung

Lactoseintoleranz – umgangssprachlich Milchzuckerunverträglichkeit genannt – kann der Betroffene keine Lactose (Milchzucker) vertragen.

Synonyme und ICD-10: Alaktasie; Hypolaktasie; Lactosemalabsorption; Lactosemangelsyndrom; Lactoseunverträglichkeit; Laktasemangel; Laktoseintoleranz; Laktoseintoleranzsyndrom; Laktosemalabsorption; Laktosemangelsyndrom; Lebensmittelintoleranz; Milchzuckerintoleranz; ICD-10-GM E73.-: Laktoseintoleranz

Die Lactoseintoleranz bezeichnet eine Unverträglichkeit gegenüber Lactose, die durch einen Mangel an dem Enzym Lactase verursacht wird. Dieses Enzym ist notwendig, um Lactose in ihre Bestandteile Glucose und Galactose zu spalten, die dann vom Dünndarm aufgenommen werden können. Bei Lactoseintoleranz gelangt ungespaltene Lactose in den Dickdarm, wo sie von Bakterien fermentiert wird, was zu typischen Symptomen wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall führt.

Formen der Lactoseintoleranz 

  • Primärer Lactasemangel
    • Hereditärer (kongenitaler) Lactasemangel
      • Beschreibung: Angeborener Lactasemangel, der autosomal-rezessiv vererbt wird.
      • Manifestation: Bereits bei Neugeborenen.
      • Häufigkeit: Sehr selten.
      • Symptome: Führt bereits beim Säugling zu schweren Diarrhöen (Durchfällen) aufgrund eines Gendefekts, der zu einem vollständigen Fehlen oder einer stark verminderten Bildung des Enzyms Lactase führt (Alactasie).
      • Epidemiologie: Weltweit sind nur ein Dutzend Fälle beschrieben.
    • Erworbener Lactasemangel
      • Beschreibung: Häufigste Form der Lactoseintoleranz.
      • Manifestation: Nach dem Abstillen fällt die Enzymaktivität mit dem Alter kontinuierlich ab.
      • Physiologie: Dies ist ein physiologischer Alterungsprozess.
      • Prävalenz: Beträgt 7-22 % in Deutschland.
      • Ursachen: Altersbedingte Veränderungen der Darmmukosaoberfläche (Oberfläche der Darmschleimhaut) und möglicherweise Virusinfekte, die die Aktivität der Lactase beeinträchtigen.
  • Sekundärer Lactasemangel
    • Beschreibung: Vorübergehender Lactasemangel, der durch Schädigung der Dünndarmmukosa (Dünndarmschleimhaut) verursacht wird.
    • Ursachen:
      • Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie): Häufige Ursache; bei konsequentem Verzicht auf Gluten heilt die Grunderkrankung ab und der Lactasemangel bildet sich zurück.
      • Morbus Crohn: Chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED), die die Dünndarmschleimhaut schädigt.
      • Magenresektion (Magenteilentfernung): Bedingt durch die unphysiologische Belastung des Dünndarms (Dysbiose) entwickelt sich häufig ein Lactasemangel.
  • Symptomlose Lactoseintoleranz
    • Lactosemalabsorption: Ungespaltene Lactose gelangt in den Dickdarm, führt aber zu keinen abdominellen Beschwerden (Magen-Darm-Beschwerden).

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel: Die Lactoseintoleranz bei Kaukasiern betrifft häufig Kinder älter als 5 Jahre.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Weltweit unterschiedlich; in Deutschland liegt die Prävalenz für den erworbenen Lactasemangel bei 7-22 %.

Verlauf und Prognose 

Verlauf

Primärer Lactasemangel

  • Hereditärer Lactasemangel: Diese sehr seltene Form tritt bereits bei Säuglingen auf und manifestiert sich durch schwere Diarrhöen (Durchfälle) bei Milchkonsum. Die Ursache ist ein genetischer Defekt, der die Produktion des Enzyms Lactase stark einschränkt oder verhindert.
  • Erworbener Lactasemangel: Nach dem Abstillen nimmt die Lactaseaktivität physiologisch mit zunehmendem Alter ab. Dieser Prozess führt dazu, dass viele Erwachsene Lactose nur eingeschränkt vertragen. Die Symptome, wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall, treten in der Regel nach dem Verzehr von Milchprodukten auf und variieren in ihrer Intensität.

Sekundärer Lactasemangel

  • Dieser temporäre Zustand wird durch Schädigungen der Dünndarmmukosa verursacht, zum Beispiel bei Zöliakie, Morbus Crohn oder nach gastrointestinalen Infektionen. Sobald die zugrunde liegende Erkrankung behandelt und die Darmschleimhaut geheilt ist, normalisiert sich in der Regel auch die Lactaseaktivität.

Prognose

  • Hereditärer Lactasemangel: Bei dieser Form ist die Prognose abhängig von einer strikten und lebenslangen lactosefreien Ernährung. Mit konsequenter Diät können schwerwiegende Symptome und Komplikationen vermieden werden. Die Betroffenen müssen jedoch ihr Leben lang auf Milchzucker verzichten.
  • Erworbener Lactasemangel: Die Lactoseintoleranz kann in der Regel nicht geheilt werden, da die Abnahme der Lactaseaktivität altersbedingt und kontinuierlich ist. Die Betroffenen müssen meist dauerhaft eine lactosearme oder lactosefreie Diät einhalten. Dabei ist es wichtig, auf eine ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D zu achten, um das Risiko für Osteoporose zu minimieren.
  • Sekundärer Lactasemangel: Die Prognose ist bei dieser Form gut, da die Lactoseintoleranz reversibel ist. Mit der erfolgreichen Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung kann sich die Lactaseaktivität wieder normalisieren. Eine temporäre Anpassung der Ernährung ist jedoch notwendig, bis die Darmfunktion vollständig wiederhergestellt ist.

Insgesamt hängt die Verträglichkeit von Lactose von der individuellen Lactaserestaktivität ab. Die Betroffenen müssen durch vorsichtiges Ausprobieren ihre persönliche Toleranzschwelle ermitteln. Dies kann bedeuten, dass kleine Mengen Lactose oft symptomfrei vertragen werden, während größere Mengen Beschwerden verursachen.